# taz.de -- Schwieriger Umgang mit der AfD: Wie man’s auch macht | |
> Soll man berichten? Muss man berichten? Und wenn ja, wie macht man das am | |
> besten, ohne der AfD zu viel Aufmerksamkeit zu verschaffen? | |
Bild: Aufmerksamkeit, die der Politiker Höcke sich wünscht? Proteste vor dem … | |
Premiere war es keine. Als dieser Tage der [1][AfD-Mann Björn Höcke in | |
Halle vor Gericht] erscheinen musste, weil er sich wiederholt einer | |
Formulierung der nationalsozialistischen SA bedient hatte, sahen | |
Berichterstattende sich ja weiß Gott nicht zum ersten Mal vor die Frage | |
gestellt: Was tun? Den Scheiß reproduzieren? Wenige Tage zuvor erst hatte | |
das [2][Bildschirm-„Duell“ Höckes mit dem Thüringer CDU-Spitzenkandidaten | |
Mario Voigt] es nötig gemacht, [3][nachzudenken über das richtige Umgehen | |
mit so einer Inszenierung] – und es war dazu ja nicht der allererste | |
Anlass. | |
Es führt kein Weg daran vorbei: So ein Prozess und wie ein Angeklagter | |
darin auftritt, zumal einer, der politisch gestalten will – so etwas | |
stiftet Nachrichten, da muss berichtet werden. Zumal es der AfD besser zu | |
gelingen scheint als allen anderen Parteien, eine ihr zugetane, ja eine von | |
ihr zu kontrollierende Medienlandschaft zu kultivieren. | |
Sie und ihre Aktivitäten – auch mutmaßlich höchst kalkulierte | |
Fehlleistungen ihres vielleicht prominentesten Funktionärs – ausblenden zu | |
wollen, kann den erhofften Erfolg gar nicht erzielen. Schlimmer noch: Von | |
sogenannten Systemmedien „totgeschwiegen“ zu werden, dürfte Höcke und den | |
Seinen noch mehr Sympathien bescheren. | |
Sollte es Berichterstattenden also um jene gehen, bei denen noch etwas | |
auszurichten ist? Die den wahren, den extrem rechten Charakter der | |
„Alternative“ noch nicht erkannt haben? Ja – aber. Was, wenn die | |
Skandalisierung schlicht nicht bewirkt, was sie soll? Wenn selbst das | |
Herausstreichen ihrer Nazinähe der Partei noch Wähler:innen zutreibt, | |
weil halt die Richtigen (also Falschen) die Entlarvenden sind – und der | |
Feind der Systemmedien mein Freund ist? | |
## So ganz egal ist der AfD nicht, wer was von ihnen mitbekommt | |
Es gibt Grund zur Hoffnung: Der erkennbare Wunsch der Partei und ihres | |
Umfelds, abzulenken von den [4][Correctiv-Recherchen zum Potsdamer Treffen | |
und den da formulierten „Remigrations“-Fantasien], legt nahe: Es ist diesen | |
Leuten doch nicht so ganz egal, wer wann wie viel mitbekommt von ihrem | |
tatsächlichen Denken und Handeln. | |
Die AfD für unproblematisch zu erklären, weil sie doch „demokratisch“ | |
gewählt werde, ist naiv. Aber gewählt wird sie nun mal – und was für meine | |
abendliche Diskutierrunde ein klarer Fall von Faschismus sein mag, ist es | |
deswegen nicht gleich auch für alle anderen Menschen da draußen. Vorsicht | |
also vor allzu hohen Erwartungen an den „Gotcha!“-Journalismus, der darauf | |
abzielt zu diskreditieren, statt aufzuklären. | |
Bleibt nur, immer wieder durchzudeklinieren, dass die Politik der | |
vermeintlichen Alternative gerade ihren treuesten Anhänger*innen | |
schaden würde? So nüchtern wie möglich, dafür umso lückenloser? Gott, ist | |
das deprimierend. Aber das ist halt auch die ganze AfD. | |
19 Apr 2024 | |
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## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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