# taz.de -- Asiatische Tigermücke in Berlin: Gesundheitsschädlinge gesichtet | |
> Durch den Klimawandel gibt es hierzulande mehr gefährliche Insektenarten. | |
> Bürgerbeteiligung ist gefragt: Wer ein Exemplar findet, sollte es | |
> einschicken. | |
Bild: Und so sieht das Tierchen – die Asiatische Tigermücke – aus, von dem… | |
BERLIN dpa | Die [1][Asiatische Tigermücke] ist in der Partymeile der | |
deutschen Hauptstadt angekommen. Die eingeschleppte Art hat eine | |
schwarz-weiße Zeichnung und ist für den Menschen nicht nur nervig. Sie kann | |
auch Erreger wie Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Viren übertragen. Durch | |
die Klimaverschiebungen aufgrund der Erderhitzung fühlt sie sich zunehmend | |
auch in Europa heimisch. | |
Bisher sind Exemplare in zwei Berliner Bezirken gesichtet worden: „Sowohl | |
im Bezirk Treptow-Köpenick als auch im Bezirk Neukölln sind Tigermücken | |
nachgewiesen worden“, antwortete die Senatsgesundheitsverwaltung auf eine | |
SPD-Anfrage. „Weitere Tigermückenpopulationen in anderen Bezirken sind dem | |
Senat derzeit nicht bekannt.“ | |
Die Gefahren für eine Übertragung gefährlicher Viren auf den Menschen seien | |
gegenwärtig und künftig von verschiedenen Faktoren abhängig, hieß es | |
weiter. Dazu zählen unter anderem die Jahresmitteltemperatur, die | |
Niederschlagsmenge und die Verfügbarkeit von Brutstätten. Derzeit erarbeite | |
eine Arbeitsgruppe Pläne zum landesweiten Vorgehen gegen die Tigermücken. | |
„Dieses Vorgehen soll möglichst bis zum Sommer 2024 festgelegt sein.“ | |
Bislang ist in Deutschland noch keine Übertragung von [2][Dengue-, Zika | |
oder Chikungunya-Viren] auf den Menschen bekannt geworden. | |
Zuständig für die Bekämpfung der Mücken als Gesundheitsschädlinge sind die | |
Bezirke. „Das Bezirksamt Treptow-Köpenick teilt in Bezug auf die | |
getroffenen Maßnahmen mit, dass es ein umfangreiches Monitoring in | |
betroffenen oder potenziell betroffenen Gebieten durchgeführt hat. Zudem | |
wurde über Prävention und Bekämpfung in den verschiedenen | |
Kleingartenanlagen in vielen Veranstaltungen vor Ort aufgeklärt.“ | |
## Früher Beginn der Mückensaison | |
Die Stechmückensaison hat in diesem Jahr besonders früh begonnen. Wald- und | |
Wiesenmücken schlüpfen bereits jetzt, sagt Doreen Werner vom | |
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Und | |
auch Hausmücken, die als flugfähige Mücke überwintern, haben bereits ihre | |
Eier abgelegt. Der frühe Start der Mückensaison sei witterungsbedingt, oft | |
geschehe dies erst Anfang Mai, erläuterte Werner. „Es ist alles drei, vier | |
Wochen früher dieses Jahr.“ | |
Die normale Entwicklung der Mücken kommt im Winter zum Erliegen. Bei | |
Hausmücken dauere die Entwicklung unter den aktuellen Witterungsbedingungen | |
vom Ei bis zur flugfähigen Mücke drei bis vier Wochen. Im Sommer sei diese | |
Zeit wesentlich kürzer und umfasse nur sieben bis zehn Tage. | |
Dass es nach einem frostigen Winter weniger Mücken gebe, sei ein Irrglaube, | |
sagte Werner. Mücken hätten ein „eingebautes Frostschutzmittel“, mit dem | |
die überwinternden Arten gut über die kalte Jahreszeit kommen. Im Sommer | |
hingegen bräuchten Mücken es feucht und warm, um hohe Populationsdichten | |
aufzubauen, sagte Werner. „Es läuft im Moment gut für die Mücken.“ Eine | |
weibliche Mücke könne in ihrem Leben 1.500 bis 2.000 Eier ablegen, abhängig | |
von Temperatur, Brutmöglichkeiten und Nahrungsangebot. | |
## Monitoring mit Bürgerbeteiligung | |
Werner ist am Mückenatlas beteiligt: Bei [3][dem Citizen-Science-Projekt] | |
können Bürger durch das Einsenden von Stechmücken helfen, wissenschaftlich | |
verwertbare Daten zu sammeln. Es werden auch Daten zur Asiatischen | |
Tigermücke erhoben. | |
Tigermücken gelten als flugträge, ihr Aktionsradius betrage nur maximal 300 | |
Meter, sagte Werner. Andere Mücken, wie Überflutungsmücken, können demnach | |
mehrere Kilometer weit fliegen. Wenn die Asiatische Tigermücke in ihrem | |
Radius keine Möglichkeit zur Eiablage findet, sei es beim Erkennen einer | |
Population noch möglich, sie zu bekämpfen. [4][Deshalb sei das Einsenden | |
der Mücken so wichtig.] | |
Auch wenn Mücken viele Menschen nerven – [5][die Insekten und ihre Larven | |
sind ein wichtiger Teil des Nahrungsnetzes], etwa für Singvögel, wie der | |
Naturschutzbund Deutschland (Nabu) betont. Spinnen, Fische, Amphibien und | |
Libellen sind demnach ebenfalls auf das Vorkommen von Mücken angewiesen. | |
Ein Verschwinden von Mücken aus dem Ökosystem hätte für eine Vielzahl von | |
Tieren gravierende Folgen. | |
16 Apr 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Ausrufung-des-Gesundheitsnotstands/!5964503 | |
[2] /Denguefieber-in-Bangladesch/!5964321 | |
[3] /Grenzen-und-Chancen-von-Citizen-Science/!5892943 | |
[4] https://mueckenatlas.com/ | |
[5] /Mediziner-ueber-Muecken/!5960155 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
invasive Arten | |
Tiere | |
Waschbären | |
WHO | |
Mücken | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Waschbär und Mensch in Berlin: Sind so kleine Pfoten | |
Ein Verein will den Ruf des Waschbären verbessern und plant ein Projekt zur | |
Geburtenkontrolle. Bei der Genehmigung hapert es – warum, ist unklar | |
Ausrufung des Gesundheitsnotstands: Klimakrise macht krank | |
Die WHO sollte die Klima- und Naturkrise nach Auffassung von | |
Wissenschafter:innen zum Gesundheitsnotstand erklären. Daraus sollte | |
noch mehr folgen. | |
Mediziner über Mücken: „Für das Ökosystem unverzichtbar“ | |
Von Haus- bis Tigermücke – die Blutsauger befinden sich für dieses Jahr im | |
Endspurt. Und übertragen immer mehr Krankheiten, sagt Mediziner Jonas | |
Schmidt-Chanasit. |