| # taz.de -- Ausrufung des Gesundheitsnotstands: Klimakrise macht krank | |
| > Die WHO sollte die Klima- und Naturkrise nach Auffassung von | |
| > Wissenschafter:innen zum Gesundheitsnotstand erklären. Daraus sollte | |
| > noch mehr folgen. | |
| Bild: Abkühlung während der Hitzewelle im Sommer 2019 | |
| Jedes Jahr werden in Deutschland Milliardensummen in die Verkehrssicherheit | |
| investiert. Dabei gibt es bereits jetzt wesentlich mehr Menschen in diesem | |
| Land, die an Hitze sterben als auf bundesdeutschen Straßen: Nach Erhebung | |
| des Robert-Koch-Institutes waren es [1][in diesem Jahr 3.200 Hitzetote]. | |
| Einen Hitzenotfallplan, geschweige denn Milliardeninvestitionen in | |
| Kühlräume für vulnerable Bevölkerungsgruppen, gibt es dagegen nicht. | |
| Vielleicht, weil das Bewusstsein dafür fehlt? Der Klimawandel wird auch | |
| unser Gesundheitssystem vor völlig neue Herausforderungen stellen. Mit den | |
| gestiegenen Temperaturen sind beispielsweise auch in Deutschland Überträger | |
| gefährlicher Krankheiten heimisch geworden, beispielsweise die Asiatische | |
| Tigermücke, die Malaria oder das Dengue-Virus überträgt. Zecken, die | |
| „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ übertragen, breiten sich immer mehr nach | |
| Norden aus: Vor dieser Krankheit, die Entzündungen im Gehirn, der Hirnhaut | |
| oder des Rückenmarks erzeugt, wird mittlerweile im Emsland gewarnt. | |
| Mehr als [2][200 renommierte Fachmagazine] haben nun einen Aufruf | |
| gestartet: Die Weltgesundheitsorganisation WHO solle angesichts [3][des | |
| Klimawandels und des Artensterbens] den globalen Gesundheitsnotstand | |
| ausrufen. Das ist löblich, denn es zeigt ein Bewusstsein, das noch viel zu | |
| wenig ausgeprägt ist: Es gibt keinen einzigen Lebensbereich, der von den | |
| Folgen der Umweltkrise verschont bleiben wird, auch keinen geografischen. | |
| Allerdings zeigt dieser Aufruf auch eine gewisse Hilflosigkeit: Selbst wenn | |
| die WHO tatsächlich einen Gesundheitsnotstand ausrufen würde – die Folgen | |
| wären rein symbolischer Natur. Solange Staaten fossile Rohstoffe ausbeuten, | |
| solange die Staatengemeinschaft Konzernen erlaubt, dies zu tun, solange wir | |
| Konsumenten nach Heizgas, Diesel, Nutella lechzen, so lange wird der Planet | |
| nicht gesunden. | |
| Es fehlt nicht an Aufrufen. Auch nicht an Notständen. Städte wie Konstanz, | |
| Kiel, Münster, Saarbrücken oder Leverkusen haben den kommunalen | |
| Klimanotstand ausgerufen, was faktisch folgenlos blieb. Es fehlt auch nicht | |
| an Lösungsmöglichkeiten: Beispielsweise könnte Deutschland seine Emissionen | |
| durch ein Tempolimit auf 120 Stundenkilometer um 5,8 Millionen Tonnen | |
| CO2-Äquivalente kürzen. Das ist mehr als dreimal so viel wie der Staat | |
| Malawi insgesamt erzeugt – und dort leben 20 Millionen Menschen. | |
| 27 Oct 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/H/Hitzefolgekrankheiten/Bericht_Hitz… | |
| [2] https://www.vol.at/klimakrise-soll-als-gesundheitsnotstand-anerkannt-werden… | |
| [3] /Nachhaltigkeit-auf-UN-Vollversammlung/!5958132 | |
| ## AUTOREN | |
| Nick Reimer | |
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