| # taz.de -- Menschenrechtsverbrechen in Guatemala: Die blutigen Jahre vor Geric… | |
| > Wegen Massakern an der indigenen Bevölkerung Anfang der 1980er Jahren | |
| > steht seit Montag ein 91jähriger Ex-Generalstabschef vor Gericht. | |
| Bild: Manuel Benedicto Lucas García | |
| Berlin taz | In Guatemala hat am Montag der vermutlich letzte große Prozess | |
| gegen einen Verantwortlichen der Massaker des Militärs unter der indigenen | |
| Bevölkerung Anfang der 1980er Jahre begonnen. Vor Gericht steht der | |
| ehemalige Generalstabschef der guatemaltekischen Armee, Manuel Benedicto | |
| Lucas García. | |
| Konkret wird dem heute 91-Jährigen die Verantwortung für 34 blutige | |
| Massaker in den Jahren 1981 und 1982 in der Region Ixil im Departamento | |
| Quiché im Norden Guatemalas vorgeworfen. Die Anklage lautet auf Völkermord, | |
| Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erzwungenes Verschwinden und | |
| sexualisierte Gewalt. Bei den Massakern sind nach Angaben von | |
| Menschenrechtsorganisationen mindestens 1.771 Personen umgebracht worden – | |
| von denen 1.072 namentlich bekannt sind. | |
| Eigentlich sollten in diesem Verfahren drei Angeklagte vor Gericht stehen: | |
| Neben Lucas García auch noch Manuel Antonio Callejas y Callejas, damals | |
| Chef des Geheimdienstes des Generalstabs, und César Octavio Noguera | |
| Argueta, Operationsleiter des Generalstabs. Octavio Noguera starb 2020, | |
| Callejas wurde 2023 wegen seines geistigen Zustandes aus dem Prozess | |
| genommen. | |
| Die blutigen Militäraktionen im Rahmen des [1][Jahrzehnte dauernden | |
| Bürgerkriegs] richteten sich besonders gegen indigene Dörfer in den Bergen | |
| des Quiché. Der Bruder des jetzt Angeklagten, Fernando Romeo Lucas García, | |
| regierte Guatemala von 1978 bis 1982, bis er von [2][Efraín Rios Montt] | |
| abgelöst wurde. Auch gegen Rios Montt waren verschiedene Prozesse geführt | |
| worden, eine Verurteilung wegen Völkermordes wurde jedoch wegen | |
| [3][Verfahrensfehlern] wieder aufgehoben. Letztlich starb er 2018, ohne | |
| eine Strafe angetreten zu haben. | |
| ## Strafrechtliche Aufarbeitung hat nie richtig geklappt | |
| Seit über drei Jahrzehnten schon versuchen Menschenrechtsorganisationen und | |
| indigene Gruppen aus den besonders betroffenen Gebieten, die | |
| Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Auch Manuel Benedicto Lucas García | |
| wurde schon einmal verurteilt – 2018 wegen des Verschwindenlassens eines | |
| oppositionellen Geschwisterpaars 1981 wurden er und andere zu bis zu 58 | |
| Jahren Haft verurteilt. Nach einer Berufungsverhandlung kamen jedoch alle | |
| wieder frei. | |
| Während die genozidale Verfolgung indigener Gemeinschaften unter der | |
| Militärherrschaft Anfang der 1980er Jahre inzwischen wissenschaftlich und | |
| von Menschenrechtsorganisationen gut dokumentiert ist, hat die | |
| strafrechtliche Aufarbeitung nie wirklich geklappt. Der Prozess, der | |
| zunächst mit einer zweitägigen Anhörung beginnen sollte, ist die vielleicht | |
| letzte Chance, die Verantwortlichen noch zu bestrafen. | |
| 25 Mar 2024 | |
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| Bernd Pickert | |
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