# taz.de -- Neue Bundeswehrstruktur: Cyberabwehr in Uniform | |
> Im digitalen Zeitalter gehört hybride Kriegsführung zum Geschäft. Das | |
> kommt nun auch in Deutschlands Armee an. | |
Bild: Der Taurus-Leak machte hellhörig | |
BERLIN taz | Spätestens [1][mit dem Taurus-Leak] wurde deutlich, dass die | |
Bundeswehr bei der digitalen Sicherheit offenbar Defizite hat. Eine Schalte | |
über den Dienstleister WebEx wurde mitgehört – und zwar von russischer | |
Seite. Zwar kam durch das Gespräch der Bundeswehrspitzen wenig Heikles | |
zutage, doch allein die Tatsache, dass ein Geplänkel über den | |
Marschflugkörper Taurus nach außen dringen konnte, machte hellhörig. Wenig | |
überraschend dominierten daraufhin das Leak, der Taurus und die | |
Unachtsamkeit der Soldaten die politische Debatte. | |
Spionage, das Abhören von Nachrichten, Angriffe auf digitale Systeme | |
gehören zum Geschehen auf dem Schlachtfeld, das sich längst nicht mehr nur | |
auf geografische Territorien beschränkt, sondern auch im Netz stattfindet. | |
In digitalisierten Zeiten braucht es Mechanismen gegen hybride | |
Kriegsführung – und künftig auch Maßnahmen, um bei Hackerangriffen | |
zurückzuschlagen. Die Botschaft scheint im trägen Apparat der Bundeswehr | |
angekommen. Mit der Reform hievt Verteidigungsminister Boris Pistorius | |
(SPD) den Bereich Cyber- und Informationsraum in den Status: vierte | |
Teilstreitkraft. | |
Bereits in der vergangenen Sommer vorgestellten [2][Nationalen | |
Sicherheitsstrategie] bekommen Angriffe auf die kritische Infrastruktur, | |
die Sicherheit von Netzwerken oder Desinformationskampagnen einen hohen | |
Stellenwert. Nun will Pistorius also in die Umsetzung gehen. Zentral ist | |
dabei das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr in Rheinbach. Daten | |
sollen innerhalb der Armee abgesichert werden, und es soll schnell | |
reagieren können, wenn die Informationstechnik der Bundeswehr im In- und | |
Ausland oder bei Einsätzen attackiert wird. Die Digi-Expert:innen sollen | |
sich zudem um Störsender gegen Sprengfallen kümmern – quasi als | |
elektronische Eingreiftruppe, wenn es zum Gefecht kommt. | |
Innerhalb der Bundesregierung sind verschiedene Behörden für Cyberabwehr | |
zuständig, insbesondere Abteilungen, die beim Bundesinnenministerium | |
angesiedelt sind. [3][Das Bundesamt für Sicherheit in der | |
Informationstechnik (BSI)] warnt derzeit vor einem „erhöhten | |
Angriffsaufkommen“ auf Parteien und politische Akteure. Der Grund: das | |
Superwahljahr. In rund acht Wochen wird in Europa gewählt, im Sommer und | |
Frühherbst stehen Kommunal- und Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg | |
und Sachsen an. Zu rechnen sei vor allem mit sogenannten | |
Hack-and-Leak-Angriffen, bei denen nicht öffentliche Daten oder Dokumente | |
erbeutet und dann – teils manipuliert oder verfälscht – veröffentlicht | |
werden, heißt es seitens des BSI. | |
Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sind solche digitalen | |
Angriffe nicht nur eine Attacke auf die direkt betroffenen Personen, | |
sondern hätten zum Ziel, Vertrauen in die Demokratie zu erschüttern. Faeser | |
scheut sich auch nicht davor, den Aggressor konkret zu benennen: das | |
russische Regime. Die Sorge ist groß, dass mit den abgezogenen Daten | |
Informationen gefälscht und gezielt gestreut werden. | |
4 Apr 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Cybersicherheitsexperte-zu-Taurus-Leak/!5993524 | |
[2] /Nationale-Sicherheitsstrategie/!5940667 | |
[3] /Debatte-um-abgesetzten-BSI-Chef/!5958363 | |
## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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