| # taz.de -- 100 Milliarden sind fast aufgebraucht: Bundeswehrverband will mehr … | |
| > Die FAZ berichtet, das Militär-Sondervermögen sei so gut wie | |
| > aufgebraucht. Der Chef des Bundeswehrverbands fordert, den | |
| > Verteidigungsetat noch weiter zu erhöhen. | |
| Bild: Ziemlich teuer: Die Bundeswehr braucht wohl noch mehr Geld | |
| Berlin dpa | Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, | |
| hat ein „Machtwort“ von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Streit um die | |
| weitere [1][Finanzierung der Bundeswehr] gefordert. „Wenn für unsere | |
| Regierung Worte wie Verteidigungsfähigkeit, Schutz oder Wehrhaftigkeit | |
| nicht bloße Worthülsen sein sollen, muss Bundeskanzler Scholz seine | |
| Richtlinienkompetenz wahrnehmen und ein Machtwort sprechen. Tut der das | |
| nicht, muss [2][die Zeitenwende] zumindest in der Bundeswehr für beendet | |
| erklärt werden“, sagte Wüstner der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. | |
| Konkret warnte er auch davor, dass die deutsche Rüstungsindustrie den | |
| dringend nötigen Ausbau ihrer Kapazitäten nicht fortsetzen werde, wenn das | |
| sogenannte Sonderververmögen Ende dieses Jahres verplant sei, ohne dass der | |
| weitere Kurs erkennbar sei. Die Bundesregierung hat als Reaktion auf den | |
| russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine militärische Zeitenwende | |
| ausgerufen. | |
| Erklärtes Ziel von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist es, die | |
| Bundeswehr „kriegstüchtig“ zu machen. Die Bundesregierung hat zudem | |
| zugesagt, dass Deutschland den in der Nato vorgesehenen Mindestanteil am | |
| Bruttoinlandsprodukt (BIP) – das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel – erreichen | |
| wird, erstmals wieder im laufenden Jahr. Mittel dazu ist der | |
| 100-Milliarden-Euro umfassende und kreditfinanzierte Sondertopf für die | |
| Bundeswehr. | |
| Derzeit sind laut Verteidigungsministerium rund 80 Prozent des | |
| Sondervermögens „gebunden“. Dieser Begriff umfasst verbindliche | |
| Entscheidungen, wie Verträge, verbindliche Aufträge oder auch politische | |
| Festlegungen. Bis Ende dieses Jahres werden den Planungen nach 100 Prozent | |
| so gebunden sein. Dann können keine neuen Vorhaben aus dem Sondervermögen | |
| finanziert werden, allerdings sehr wohl aus dem mehr als 50 Milliarden Euro | |
| umfassenden Verteidigungsetat („Einzelplan 14“). Ende des Jahres 2027 ist | |
| dann das Sondervermögen dem Stand der Planungen nach „verausgabt“. Das Geld | |
| ist dann abgeflossen oder für Restzahlungen geblockt. | |
| ## Finanzierung der Bundeswehr ab 2027 unklar | |
| „Gut, dass mittlerweile viele in der Regierungskoalition und auch in der | |
| Opposition davon sprechen, den Verteidigungsetat zu erhöhen. Besser wäre, | |
| sie würden es tatsächlich tun!“, forderte Wüstner. „Ohne eine entspreche… | |
| Erhöhung des Verteidigungsetats nämlich – der Verteidigungsminister hat | |
| einen Mehrbedarf von rund 6,7 Milliarden Euro formuliert – würde | |
| Deutschland den gerade erst angelaufenen, schwierigen Prozess des | |
| Kapazitätsaufbaus in der Rüstungsindustrie abwürgen.“ | |
| Sein Sorge zielt darauf ab, dass der Kuchen aus Sicht der Industrie dann | |
| gewissermaßen verteilt sein könnte. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung | |
| hatte am Montag berichtet, das Sondervermögen sei praktisch „schon weg“. | |
| „Das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Bundeswehr reicht | |
| nicht“, stellte die Zeitung fest. Unklar ist aber vor allem, wie es nach | |
| dem Jahr 2027 weitergehen soll. | |
| Wüstner warnt nun vor der Folgen einer Unklarheit. „Wir würden weiterhin | |
| eine nur bedingt verteidigungsfähige Bundeswehr unterhalten und wie schon | |
| nach den Gipfel-Beschlüssen von Wales 2014 und Warschau 2016 erneut als | |
| wenig zuverlässiger Verbündeter [3][innerhalb der Nato] dastehen“, sagte er | |
| der dpa. „Angesichts der russischen Aggression mit ihrer Bedrohung auch für | |
| unseren Frieden in Freiheit und vor dem Hintergrund der bevorstehenden | |
| US-Präsidentschaftswahl wäre es gleich doppelt verantwortungslos, Zweifel | |
| an der Einhaltung unserer Zusagen zuzulassen.“ | |
| 10 Apr 2024 | |
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