# taz.de -- taz-Rezensionen der Oscar-Filme: Wundersam, satirisch, beeindruckend | |
> Die Oscars sind vergeben und trotzdem ist manchmal nicht so ganz klar: | |
> Soll ich den Film jetzt anschauen? Gut, dass es die taz-Rezensionen gibt! | |
Bild: Robert Downey Jr. bekam den Oskar als bester Schauspielers in einer Neben… | |
## „Oppenheimer“: 7 Oscars* | |
14 Mal war „Oppenheimer“ bei der 96. Oscar-Verleihung nominiert. Sieben | |
Oscars hat Christopher Nolans Historienfilm über den „Vater der Atombombe“ | |
abgeräumt. Gleich zwei Schauspieler erhielten eine goldene Statue: Robert | |
Downey Jr. als Bester Nebendarsteller und Cillian Murphy als Bester | |
Hauptdarsteller für seine Verkörperung des Physikers J. Robert Oppenheimer. | |
Auch taz-Autor [1][Fabian Tiedke lobt die Schauspieler*innen in Nolans | |
Werk]: „Für ‚Oppenheimer‘ hat der Regisseur einen beeindruckenden Cast | |
zusammengestellt, um das umfangreiche Figurentableau zu verkörpern. | |
Entsprechend legt er den Schwerpunkt auf die Konflikte zwischen den | |
Personen“, schreibt er in seiner taz-Filmkritik. | |
*In den Kategorien: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, | |
Bester Nebendarsteller, Beste Kamera, Beste Filmmusik, Bester Schnitt) | |
## „Poor Things“: 4 Oscars (Beste Hauptdarstellerin, Bestes Szenenbild, | |
Bestes Kostümdesign, Bestes Make-up und Beste Frisuren) | |
Als „feministische Interpretation des Frankenstein-Stoffs“ [2][beschreibt | |
Filmkritikerin Arabella Wintermayr den Film „Poor Things“] über eine | |
Mädchen, das – dank eines verrückten Wissenschaftlers – im Körper einer | |
Frau steckt und damit erst mal klarkommen muss, gleichzeitig aber schon als | |
Kleinkind sexualisiert wird. Wintermayr lobt das „„schwarzhumorige | |
Fantasydrama“ sowie den Regisseur. „Yorgos Lanthimos schafft, was er am | |
besten kann: Der griechische Filmemacher entwirft mit ‚Poor Things‘ eine | |
wundersame Welt, durch die das Publikum in etwas völlig Eigenes eintaucht. | |
So konsequent wie in seinem neuesten Spielfilm verfolgte der [3][Regisseur | |
von 'The Favourite]‘ und ‚[4][The Lobster]‘ aber nie zuvor einen derart | |
originellen und visuell opulenten Stil“, schreibt sie. | |
Die Rezensentin betont außerdem die Wirkung der „Sets im Stile der | |
Steampunk-Ästhetik“, für die sich das Team hinter „Poor Things“ über e… | |
Oscar in der Kategorie „Bestes Szenenbild“ freuen kann. | |
Emma Stone, die im Film die Protagonistin Bella spielt, ist die „Beste | |
Hauptdarstellerin“ der Oscars 2024. Wintermayr beschrieb in ihrer | |
Rezension, dass Stone besonders mit dem „allmählichen Wachsen ihrer Figur“ | |
überzeugt. | |
## „The Zone of Interest“: 2 Oscars (Bester Ton & Bester Internationaler | |
Film) | |
Regie beim deutschsprachigen Historienfilm über den Holocaust führte der | |
Brite Jonathan Glazer. „Die fiktionale Erzählung verbildlicht Leid dagegen | |
oft über einen narrativen Weg von Sympathie und Empathie: Die erdachte | |
Helden- wird durch ihre Handlung zur Identifikationsfigur, das Publikum mag | |
sie und bangt um sie. Wird ihr ein Leid zugefügt, fühlt es mit. Und empört | |
sich über die Verantwortlichen“, schreibt [5][Filmkritikerin Jenni Zylka] | |
über „The Zone of Interest“. | |
## „The Holdovers“: 1 Oscar (Beste Nebendarstellerin) | |
Für ihre Interpretation der Küchenchefin Mary Lamb in „The Holdovers“ von | |
Alexander Payne erhielt Da’Vine Joy Randolph den Oscar als „Beste | |
Nebendarstellerin“. „Paynes Film zeichnet seine konventionellen, aber | |
authentischen Figuren mit viel Liebe“, [6][schreibt taz-Kritikerin Jenni | |
Zylka]. Beim Comedy-Drama, das in New England im Jahr 1970 spielt, lobte | |
die Autorin darüber hinaus den Kameramann. „Eigil Bryld lässt das riesige, | |
dabei ungastliche, aber auch verheißungsvolle College-Backsteingebäude in | |
ruhigen Bildern wirken, während Cat Stevens und die Allman Brothers die | |
Retro-Tonspur streicheln“, schreibt sie. | |
## „Anatomie eines Falls“: 1 Oscar (Bestes Originaldrehbuch) | |
Der Oscar für das beste Drehbuch ging an „Anatomie eines Falls“. Für das | |
französische Justizdrama von Justine Triet um eine Frau, deren Mann getötet | |
wurde, [7][wählte Rezensentin Arabella Wintermayr] die folgenden Worte: | |
„‚Anatomie eines Falls‘ wirkt in seiner Prämisse zunächst wie ein weite… | |
spannungsreicher ‚Whodunit‘-Krimi. Tatsächlich hat Justine Triet einen Film | |
geschaffen, der einen weder mit einfachen Antworten entlässt noch sich | |
bemüßigt sieht, die Sensationsgier eines durch den ‚True Crime‘-Trend an | |
einfache Antworten gewöhnten Publikums zu bedienen.“ | |
## „Barbie“: 1 Oscar (Bester Song) | |
Letztes Jahr erhielt Billie Eilish ihren ersten Oscar in der Rubrik Bester | |
Song für den Bond-Titelsong „No Time To Die“. 2023 lieferte sie den Song | |
zum Barbie-Film von Greta Gerwig, der trotz acht Nominierungen nur diesen | |
einen Oscar erhielt. „Barbie“ war der am meisten diskutierte Film des | |
vergangenen Jahres. „Greta Gerwigs Spielfilm ‚Barbie‘, der seit einer Woc… | |
für volle Kinos sorgt, schwelgt in rosa, pink und lila gehaltenen Tönen. | |
Einige Reaktionen fallen dennoch weniger entspannt als vielmehr heftig | |
aus“, [8][schreibt Filmredakteur Tim Caspar Boehme.] | |
Was sich laut [9][Autorin Arabella Wintermayr] durch den Film zieht? „Die | |
gerissene Mischung aus satirischen Seitenhieben und der mehr oder minder | |
subtilen Demonstration der Progressivität, für die die Puppe und ihr | |
Hersteller insbesondere im Heute stehen wollen.“ Jedoch: „Die Thesen, die | |
dabei in vermeintlich inspirierenden Ansprachen fallen, gehen allerdings | |
niemals über handzahme Girl-Power-Plattitüden und abgedroschene | |
Auslassungen über die unerhört hohen Ansprüche an Frauen hinaus.“ | |
## „Der Junge und der Reiher“: 1 Oscar (Bester Animationsfilm) | |
„Der neuste Film des japanischen Animationsfilm-Großmeisters und | |
Mitbegründers des Ghibli Studios, Hayao Miyazaki, ‚Der Junge und der | |
Reiher‘, zeigt einen Jungen, der in einer fremden Umgebung allmählich | |
lernt, mit dem Verlust seiner Mutter umzugehen“, [10][schreibt Autor Fabian | |
Tiedke über das neuste Werk des Studio Ghibli.] | |
21 Jahre nach seinem Oscar als Bester Animationsfilm für „Chihiros Reise | |
ins Zauberland“ darf sich Anime-Regisseur Hayao Miyazaki über seinen | |
zweiten Oscar freuen. „Am besten versteht man ‚Der Junge und der Reiher‘ | |
vermutlich als Alterswerk Miyazakis, das das Wagnis eingeht (…) | |
autobiografische mit fantastischen Elementen zu kombinieren“, schreibt | |
Tiedke. | |
Anmerkung der Redaktion: Zu „American Fiction“, das den Oscar für das | |
„Beste adaptierte Drehbuch“ erhielt, und „Godzilla Minus One“, das in d… | |
Kategorie „Beste visuelle Effekte“ gewann, g ab es bisher keine | |
taz-Filmrezension. | |
11 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Christopher-Nolans-Film-Oppenheimer/!5945288 | |
[2] /Poor-Things-mit-Emma-Stone/!5983071 | |
[3] /Oscar-Kandidat-The-Favourite/!5565333 | |
[4] /Absurder-Kinostart-von-The-Lobster/!5312588 | |
[5] /Film-The-Zone-of-Interest/!5992173 | |
[6] /Cannes-Gewinner-Anatomie-eines-Falls/!5966893 | |
[7] /Cannes-Gewinner-Anatomie-eines-Falls/!5966893 | |
[8] /Debatte-um-den-Barbie-Film/!5947625 | |
[9] /Barbie-als-Realverfilmung/!5945196 | |
[10] /Neuer-japanischer-Animationsfilm/!5979801 | |
## AUTOREN | |
Klaudia Lagozinski | |
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