# taz.de -- Debatte um den Barbie-Film: Kein Grund zur Aufregung | |
> Der Blockbuster „Barbie“ erregt die Gemüter. Teils so heftig, dass man | |
> sich fragt, ob dem Film nicht mehr zugemutet wird, als er kann und will. | |
Bild: In „Barbie“ wählt die titelgebende Puppe, gespielt von Margot Robbie… | |
Pink knallt, und die [1][„Barbiecore“-Mode] scheint den Trend zum | |
Quietschigen auf neue Höhen zu treiben. Dabei gilt Pink traditionell als | |
kalte Farbe, was sogar beruhigend wirken sollte, anders als das aggressiv | |
warme Gelb. Greta Gerwigs Spielfilm „Barbie“, der seit einer Woche für | |
volle Kinos sorgt, schwelgt in rosa, pink und lila gehaltenen Tönen. | |
[2][Einige Reaktionen fallen dennoch weniger entspannt als vielmehr heftig | |
aus]. | |
Eigentlich zählt der Film zur selben Kategorie wie die Lego- und | |
Playmobil-Kinobeiträge, in denen Kinderspielzeuge als Figuren in Szene | |
gesetzt werden. Bei diesen gibt es stets eine Kooperation mit den | |
fraglichen Firmen, ein Reklamecharakter gehört zum Leinwanderlebnis dazu. | |
Dass der „Barbie“-Film die Medien jetzt zum Dauereinsatz anregt, während | |
andere Spielzeugfilme allenfalls kurze Zeit etwas Aufmerksamkeit | |
abbekommen, hat mit einem Reizwort zu tun, das der Film, der in den USA im | |
Übrigen erst ab 13 Jahren empfohlen ist, während ihn hierzulande schon | |
6-Jährige gucken können, wie eine Monstranz vor sich herträgt: | |
„Feminismus“. | |
In Barbieland regieren die Barbies, die Kens spielen als deren männliche | |
Ergänzungen eine untergeordnete Rolle, daher „Barbie und Ken“ und nicht | |
umgekehrt. Radikal oder subversiv ist das nicht, wie schon in [3][unserer | |
Besprechung zum Kinostart] zu lesen war. | |
## Pop-Aneignungen von Barbie sind nicht neu | |
Die Frage ist, wie schlimm man das finden muss. Über [4][Pop-Aneignungen | |
von Barbie wie bei der Rapperin Nicki Minaj] entstand seinerzeit | |
schließlich auch keine erregte Debatte. Greta Gerwig dürfte sich des | |
kommerziellen Kompromisses, den sie eingegangen ist, bewusst gewesen sein, | |
sie nimmt sich einfach die Freiheit, eine Puppe mit fragwürdigen | |
Körpermaßen durch ihre Hauptdarstellerin Margot Robbie souverän zum Leben | |
zu erwecken. | |
Ein bisschen ist es wie bei Pinocchio, der sich durch Feenzauber von einer | |
Marionette in ein Kind verwandelt. Barbie aber entscheidet sich selbst, | |
aus dem paradiesischen Barbieland in die echte Welt zu wechseln und zum | |
sterblichen Menschen mit Leib aus Fleisch und so zu werden. Ein | |
unerwarteter Entwicklungsroman, ein unterhaltsamer dazu. Kein ernster Grund | |
zur Aufregung. | |
28 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Modetrend-Barbiecore/!5945041 | |
[2] /Kinosterben-durch-Barbie-Film/!5946369 | |
[3] /Barbie-als-Realverfilmung/!5945196 | |
[4] /HipHop-Hoffnung-Nicki-Minaj/!5129098 | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
## TAGS | |
Feminismus | |
Film | |
Barbie | |
Kontroverse | |
Spielzeug | |
Pinocchio | |
Kolumne Stadtgespräch | |
Barbie | |
Barbie | |
Pinocchio | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Filme „Barbie“ und „Oppenheimer“ in Japan: „Atomwaffen sind nicht coo… | |
Überall werden die gleichzeitigen Filmstarts von „Barbie“ und „Oppenheim… | |
gefeiert. Nur in Japan kann darüber niemand so richtig lachen. | |
„Barbie“ als Realverfilmung: Plastikwelt in Feminismus getaucht | |
Greta Gerwigs Komödie persifliert und karikiert die gleichnamige Kultpuppe. | |
Und deutet sie dann doch zur fortschrittlichen Spielzeugerrungenschaft um. | |
Modetrend Barbiecore: Pink als Lebensgefühl | |
Barbiecore ist der Modetrend der Stunde und ein Ausdruck von Feminismus. | |
Seinen Zenit hat die Ästhetik noch lange nicht erreicht – alles wegen | |
Barbie? | |
Pinocchio-Animationsfilm im Kino: Der „Duce“ mag Holzpuppen | |
Regisseur Guillermo del Toro siedelt seinen „Pinocchio“ im Faschismus an. | |
Der Gewalt der Kinderbuchvorlage steht seine Fassung in nichts nach. |