| # taz.de -- Vorstands-Triell bei der SPD Berlin: Da schaut auch die CDU genau h… | |
| > Berlins Sozialdemokraten können per Urwahl über ihre künftige | |
| > Landesspitze entscheiden. Das betrifft auch den Koalitionspartner. | |
| Bild: Ob Raed Saleh (l.) SPD-Landeschef bleibt oder dessen Partei nach links r�… | |
| Es ist eine Umfrage unter SPD-Mitgliedern, es geht um den | |
| SPD-Landesvorsitz, und die drei Duos, die sich am kommenden Dienstag bei | |
| einem Triell erstmals zusammen präsentieren werden, sind erst mal nur eine | |
| Angelegenheit des Koalitionspartners. Und doch betrifft das, was sich in | |
| den nächsten Wochen bis Mitte Mai [1][bei Berlins Sozialdemokraten | |
| abspielen wird], auch die CDU unmittelbar. Denn wer bei der SPD künftig | |
| Nummer 1 wird, ist durchaus bedeutsam für die Arbeit einer schwarz-roten | |
| Landesregierung. | |
| Und da ist es durchaus möglich, dass auf das jetzige Duo aus Raed Saleh und | |
| Franziska Giffey, zudem Fraktionschef und Wirtschaftssenatorin, ein | |
| Vorsitzpaar folgt, das der CDU weit ferner steht. Eine Koalition mit der | |
| CDU basiere „immer nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner“, war | |
| [2][jüngst von Kian Niroomand zu lesen], einem der jetzigen | |
| Vizevorsitzenden, der sich zusammen mit Jana Bertels bewirbt. Man müsse | |
| wieder dahin kommen, die Stadt politisch zu prägen – „und das geht am | |
| besten mit linken Koalitionen jenseits der CDU“. | |
| Das mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner steht in gewissem Gegensatz zu | |
| Beteuerungen von Regierungschef Kai Wegner (CDU), aber auch von führenden | |
| SPDlern, man arbeite im Senat gut zusammen und bringe Dinge voran. Jüngstes | |
| Beispiel ist die Verwaltungsreform: Die strebte auch schon die von 2016 bis | |
| 2023 regierende Vorgängerkoalition aus SPD, Grünen und Linkspartei an. Sie | |
| kam aber nicht annähernd so weit wie Schwarz-Rot in seiner bislang noch | |
| nicht mal elfmonatigen Amtszeit. | |
| Niroomand, Bertels und die sie tragenden Kräfte inklusive des | |
| Parteinachwuchses, der Jusos, wirken mit ihrer CDU-als-Notnagel-Haltung wie | |
| ein Teil einer Beziehung, der nur deshalb noch bleibt, weil Wohnungen knapp | |
| und zumindest die Bratkartoffeln des Partners doch lecker sind. Wegner und | |
| Kollegen werden also genau hinschauen, wie sich die drei Duos am | |
| Dienstagabend und in den folgenden Wochen präsentieren – und wie die | |
| Mitglieder darauf reagieren. | |
| ## Vorwürfe gegen Saleh | |
| Neben Niroomand und Bertels tritt dabei [3][der aktuelle Co-Chef Saleh mit | |
| der Marzahn-Hellersdorfer Bezirksverordneten Luise Lehmann] an. Saleh | |
| bezeichnet sich gern als links, ist aber letztlich pragmatisch. Was er als | |
| Weg sieht, zumindest zum Teil SPD-Politik durchzusetzen, interpretieren | |
| andere als Klammern an der Macht. Sie legen ihm nahe, von sich aus den Weg | |
| für eine Erneuerung freizumachen. | |
| Klar im konservativen Parteiflügel verortet ist das dritte Duo: Neuköllns | |
| Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Ex-Sportstaatssekretärin Nicola | |
| Böcker-Giannini. Über diese beiden sagte die langjährige | |
| Jusos-Landesvorsitzende Sinem Taşan-Funke jüngst laut Tagesspiegel: „Berlin | |
| braucht eine starke SPD, keine CDU light.“ | |
| Der niroomandsche Ansatz, die Parteiführung auf Distanz zu Regierung und | |
| Fraktion zu halten, um nicht aus einer Eingebundenheit heraus SPD pur zu | |
| verwässern, erinnert an [4][eine ähnliche Kandidatur vor fast 12 Jahren]. | |
| Da verdrängte der vormalige Friedrichshain-Kreuzberger Finanzstadtrat Jan | |
| Stöß den damaligen Landesvorsitzenden Michael Müller von der Parteispitze. | |
| Dort halten konnte er sich, bis Müller 2016, inzwischen Regierender | |
| Bürgermeister geworden, das Amt wieder für sich beanspruchte. | |
| Was leicht außer Acht gerät bei der Suche der SPD-Linken nach „linken | |
| Koalitionen jenseits der CDU“: Statt einer solchen Regierung könnte der Weg | |
| auch in der Opposition enden. Denn eines hat CDU-Chef Kai Wegner mit | |
| Niroomand und Co. gemeinsam: Auch sein wahrer Wunschpartner sitzt gerade | |
| nicht im Senat. Als „meine Traumkoalition“ bezeichnete er gegenüber der taz | |
| noch kurz vor der Abgeordnetenhauswahl nicht Schwarz-Rot, sondern | |
| Schwarz-Grün. | |
| 7 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://spd.berlin/mitgliederbefragung/ | |
| [2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/kandidaten-fur-spd-vorsitz-gehen-auf-dis… | |
| [3] /Dreikampf-um-Berliner-SPD-Spitze/!5992100 | |
| [4] /Archiv-Suche/!585683&s=jan+st%C3%B6%C3%9F+michael+m%C3%BCller&Such… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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