# taz.de -- Der Dreikampf um die Berliner SPD-Spitze: Raed Saleh kann nicht los… | |
> Mit dem SPD-Fraktionschef und der Bezirkspolitikerin Luise Lehmann strebt | |
> ein drittes Duo den Landesvorsitz an. Ihre Erzählung ist wenig | |
> glaubwürdig. | |
Bild: Luise Lehmann und Raed Saleh bei der Vorstellung ihrer Kandidatur | |
Die Erzählung von Versöhnung und Brückenbauen klingt eigentlich ganz gut. | |
Da tut sich [1][Raed Saleh, der die SPD in eine Koalition mit der CDU | |
geführt hat], mit einer Gegnerin eben jener Koalition zusammen und will mit | |
ihr zusammen an der Spitze der Partei eine neue Diskussion um die Frage | |
beginnen, was die Berliner SPD sein kann und sein soll. | |
Mit genau dieser Erzählung hat am Donnerstag das Duo Raed Saleh und | |
[2][Luise Lehmann] seine Kandidatur für den SPD-Landesvorsitz bekannt | |
gegeben. Mit der jungen Bezirksverordneten und Neurochirurgin aus | |
Marzahn-Hellersdorf will der SPD-Fraktionschef und Noch-Landesvorsitzende | |
Saleh ein neues Kapitel in der Führung der Partei aufschlagen. | |
Das Problem ist nur: Diese Erzählung ist nicht glaubwürdig. Nicht wegen | |
Luise Lehmann ist sie eine Mogelpackung, sondern wegen Raed Saleh. Wie kein | |
anderer steht er für ein „Weiter so“, fürs Kleben an Macht und Posten. Und | |
ein Brückenbauer ist Saleh erst recht nicht, eher ein kühler Rechner, der | |
immer dann die richtigen Leute an seine Seite zu holen versucht, wenn es | |
eng für ihn zu werden scheint. | |
Für die SPD Berlin wäre Raed Saleh nicht Teil der Lösung. Er ist mit | |
Franziska Giffey vielmehr das größte Problem seiner Partei. Anstatt noch | |
einmal zu kandidieren, hätte er Platz machen sollen für einen tatsächlichen | |
Neuanfang. Es wäre der größte Dienst an seiner Partei gewesen, die in | |
Umfragen derzeit bei 16 Prozent hinter CDU und Grünen liegt. | |
## Nur zwei Alternativen | |
So liegt die eigentliche Wahl für die Delegierten beim Parteitag im Mai | |
oder der 17.500 Mitglieder zwischen den Angeboten, die die beiden anderen | |
Duos abgegeben haben. Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel und | |
Ex-Staatssekretärin Nicola Böcker- Giannini kämpfen mit offenem Visier, | |
wenn sie einem konservativen Schwenk in der Senatspolitik auch einen | |
ebensolchen Schwenk an der Parteispitze folgen lassen wollen. Ihre | |
unausgesprochene Botschaft: Die „linke“ SPD in Berlin ist nicht mehr als | |
Folklore, und anstatt einer solchen Selbstlüge zu folgen, kann man sich | |
auch ehrlich machen. | |
Das Duo aus der Vorsitzenden der SPD-Frauen, [3][Jana Bertels, und des | |
Kreischefs von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kian Nirooman]d, steht auf der | |
anderen Seite für eine moderne linke Politik. Mit der Basis wollen sie nach | |
dem Ende der Koalition mit der CDU einen linken Neustart wagen. Allerdings | |
vermeiden die beiden bislang die strittigen Themen | |
Enteignungsvolksentscheid und Verkehrswende. | |
Noch ist offen, wer über die neue Landesspitze entscheidet. Wer das Wort | |
vom Dialog aber ernst meint, sollte das den Mitgliedern überlassen. Ruck | |
nach rechts oder Ruck nach links, lautet die entscheidende Frage. Die Mitte | |
mit Saleh wäre ein Weiterwurschteln bis zur endgültigen Verzwergung. | |
15 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.raed-saleh.de/ | |
[2] https://spd.berlin/personen/luise-lehmann-agh/ | |
[3] /Kampf-um-die-Berliner-SPD/!5988931 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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