| # taz.de -- Mützenichs Ukraine-Äußerungen: Wunde Stellen | |
| > Die Reaktionen auf SPD-Fraktionschef Mützenich zeigen, dass er einen Nerv | |
| > getroffen hat. Der Krieg verläuft nicht, wie er sollte. Darüber muss man | |
| > reden. | |
| Bild: Rolf Mützenich bei dem Pressestatement vor der wöchentlichen Fraktionss… | |
| Verteidigungsminister Pistorius ist dagegen, die polnische Regierung auch. | |
| Die Union sowieso. Und in den deutschen Leitmedien fällt SPD-Fraktionschef | |
| Rolf Mützenich die Rolle des Prügelknaben zu. Der Sozialdemokrat hatte | |
| angeregt, „darüber nachzudenken, wie man [1][den Krieg in der Ukraine | |
| einfrieren und später beenden] kann“. Dass sich angesichts dieser | |
| vorsichtigen Formulierung eine solche Aufregungsfront bildet, ist | |
| erstaunlich. Woher diese Heftigkeit? | |
| Der Kampf gegen den Aggressor bis zum Sieg ist das legitime Ziel der | |
| Ukraine. Doch der Kriegsverlauf legt nahe, dass es nicht schnell zu | |
| erreichen sein wird. Das liegt nicht daran, dass Deutschland zu wenig | |
| Waffen und Geld liefert oder Kanzler Scholz es an wuchtigen Formulierungen | |
| mangeln lässt. Die Bundesrepublik ist nach den USA der zweitgrößte | |
| Unterstützer der Ukraine. Die Idee, dass einzelne [2][Waffensysteme wie | |
| Marschflugkörper] das Blatt wenden würden, sind Wishful Thinking, ja, | |
| Wunderglaube. | |
| Entscheidend ist vielmehr, dass die russische Kriegswirtschaft stabiler ist | |
| als vom Westen erhofft und die Sanktionen die russische Kriegsmaschine | |
| weniger stören als erwartet. Kann es sein, dass Mützenich eine wunde Stelle | |
| berührt hat? Dass die Wut, die der SPD-Mann provoziert hat, eigentlich der | |
| hässlichen Wahrheit gilt, dass der militärische Erfolg der Ukraine in weite | |
| Ferne gerückt ist? Verhandlungen stehen derzeit nicht an. | |
| Verhandelt wird erst, wenn beide Parteien sich vom grünen Tisch mehr | |
| versprechen als von einem endlosen Krieg. Das ist für beide Seiten nicht | |
| der Fall. Putin hofft auf einen [3][Sieg von Trump in den USA] im November. | |
| Vorher wird er niemals Kompromissbereitschaft erkennen lassen. Nicht | |
| Taurus, Trump kann der Gamechanger werden. Mützenich hat versucht, die | |
| verengte mediale Debatte zu öffnen, wohl wissend, dass ein Einfrieren, ein | |
| Waffenstillstand entlang der Frontlinie, weder Moskau noch Kyjiw wollen. | |
| ## Offen bleiben für Alternativen | |
| Man muss dies trotzdem denken können. Nichts ist in Kriegen gefährlicher, | |
| als aufzuhören, Alternativen zu diskutieren, oder die trostlose Realität | |
| durch Illusionen zu ersetzen. Ein Ende des Ukrainekriegs ist nicht in | |
| Sicht. Berlin wird noch lange und nach einem möglichen Sieg von Trump noch | |
| viel mehr Waffen und Geld nach Kyjiw schicken müssen. Wie lange die | |
| Deutschen das mitmachen, ist nicht sicher. Demokratien sind | |
| stimmungsanfällig. | |
| Die Unterstützung des Wahlvolks für die Hilfe für die Ukraine ist nicht | |
| garantiert. Scholz’ ruhiger Pragmatismus und Mützenichs nüchterne Skepsis | |
| sind eher geeignet, diese Unterstützung zu sichern, als der moralische | |
| Überdruck ihrer Kritiker. | |
| 19 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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