# taz.de -- Streik von Fridays for Future und Verdi: Aufstand der Klimaretter | |
> Egal ob in Hamburg, Berlin oder Hessen: Beim gemeinsamen Streiktag | |
> demonstrieren Fridays und Verdi bundesweit gemeinsam. | |
Bild: Gemeinsam: im Invalidenpark in Berlin | |
BERLIN/HAMBURG taz | „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist Streiktag!“, | |
war das Motto. [1][Die Gewerkschaft Verdi und die Klimabewegung Fridays for | |
Future haben am Freitag gemeinsam in über 100 Städten für bessere | |
Arbeitsbedingungen und mehr Klimaschutz demonstriert.] Auch Attac, | |
Greenpeace, AWO und BUND hatten zum Protest für eine „sozial gerechte und | |
klimafreundliche Mobilitätswende“ aufgerufen. Unter anderem in Berlin, | |
Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und | |
Baden-Württemberg standen Bahnen und Busse still. | |
„Tausende“ hätten bundesweit mitgemacht, hieß es in einer gemeinsamen | |
Erklärung am Nachmittag. Fridays for Future wertete den Aktionstag „als | |
großen Erfolg“. Das „Spardiktat der Ampelregierung gefährdet unsere | |
Zukunft!“, erklärte Darya Sotoodeh von Fridays for Future. Heute habe man | |
„deutlich gemacht, dass wir nicht länger akzeptieren können, wie Politik | |
auf Kosten von Klima, Beschäftigten und Fahrgästen gemacht wird“. | |
In Berlin forderten die Protestierenden am Invalidenpark unter dem Hashtag | |
#WirFahrenZusammen längere Wendezeiten auf allen Linien und 500 Euro | |
Urlaubsgeld im Jahr. Überdies sollten die ÖPNV-Kapazitäten bis 2030 | |
verdoppelt werden. | |
[2][Das Bündnis zwischen den Fridays und den Verdi-Leuten fühlte sich für | |
viele offenbar noch ungewohnt an.] Nachdem am Anfang die | |
Gewerkschafter:innen in ihren gelben Westen und die jungen | |
Aktivist:innen eher getrennt standen, vermischte sich die Menge während | |
der Reden immer mehr. Zwei Busfahrer freuten sich über die jungen | |
Unterstützer:innen: „Zusammen sind wir stärker!“ Durch die Klebeaktionen | |
[3][der Letzten Generation] hatten sie die Bewegung teilweise kritisch | |
gesehen, nun begrüßten sie aber den [4][Zusammenschluss mit Fridays for | |
Future]. | |
„Klimaschutz und Arbeitskampf gehören zusammen, und deshalb gehen wir | |
gemeinsam auf die Straße“, betonte Mathias Kurreck. Der Busfahrer und | |
Personalrat bei der BVG ist sich sicher, dass Klimaschutz nur durch eine | |
„sozial gerechte Verkehrswende für Beschäftigte und Fahrgäste“ erreicht | |
werden könne. Die Beschäftigten des Nahverkehrs befördern täglich 28 | |
Millionen Fahrgäste und vermeiden dadurch 9,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. | |
Während die Fahrgastzahlen stetig steigen, sinkt aber in Deutschland die | |
Zahl der Menschen, die den Betrieb im ÖPNV aufrechterhalten. | |
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge und SPD-Fraktionsvize Detlev Müller | |
nahmen von den Protestierenden eine Petition für einen sozial verträglichen | |
ÖPNV-Ausbau mit über 200.000 Unterschriften entgegen. Die anderen | |
Fraktionen waren der Einladung nicht gefolgt. | |
Auch vor dem Gewerkschaftshaus in Hamburg tummeln sich gelbe Westen und | |
rote Verdi-Fahnen. Um 11:30 Uhr setzt sich der Demozug in Bewegung – etwa | |
2.500 Teilnehmer*innen zählt ein Polizist. Unter ihnen: Busfahrer Frank | |
Johannson, der seinen kleinen Sohn auf den Schultern trägt. Er hat ein | |
Plakat umgehängt mit der Botschaft: „Papa braucht mehr Zeit für mich.“ | |
Die Arbeitszeiten in seinem Job würden vieles im Familienleben kaputt | |
machen, sagt Johannson. Kollege Thorsten Hukriede stimmt zu. Den | |
Zusammenschluss mit Fridays for Future findet der Busfahrer hervorragend. | |
„Dadurch können hoffentlich mehr Menschen, auch Jugendliche, unsere | |
Forderungen verstehen“, sagt er. | |
## „Wellenstreik“ seit Montag | |
Außerdem seien die Ziele miteinander vereinbar: „Wir sind ja die | |
Klimaretter schlechthin. Alle, die den ÖPNV nutzen, fahren kein Auto.“ Vor | |
dem Gebäude der Hochbahn pausiert der Demozug, die Streikenden machen Lärm | |
mit Trillerpfeifen, Rasseln, Sirenen. Und ein Vertreter von Verdi ruft | |
durchs Mikro: „Ihr seht unsere Entschlossenheit!“ Entschlossen überreicht | |
das Bündnis eine Petition an den Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel | |
vor dem Hamburger Rathaus. Rund 12.500 Menschen haben für bessere | |
Arbeitsbedingungen im ÖPNV unterschrieben. | |
Verdi hatte die insgesamt rund 90.000 Beschäftigten im kommunalen | |
öffentlichen Nahverkehr bundesweit seit Montag zu einem „Wellen-Streik“ | |
aufgerufen. Betroffen waren 130 kommunale Unternehmen in allen | |
Bundesländern außer Bayern, wo der Tarifvertrag noch nicht gekündigt ist. | |
1 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://fridaysforfuture.de/wirfahrenzusammen/ | |
[2] /Buendnis-von-Fridays-for-Future-und-Verdi/!5993196 | |
[3] /Radikaler-Klimaprotest/!5977545 | |
[4] /Situation-der-Klimabewegung/!5993085 | |
## AUTOREN | |
Carlo Mariani | |
Jonas Baur | |
Anna Lindemann | |
Kai Schöneberg | |
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