# taz.de -- „Kung Fu Panda 4“ im Kino: Po will so bleiben, wie er ist | |
> Der wohl beliebteste Kampfbär soll erwachsen werden. Im Animationsfilm | |
> „Kung Fu Panda 4“ weiß er sich auch diesmal erfolgreich zu wehren. | |
Bild: Am Anfang sind sie noch auf Abstand: Po der Bär und seine Sparringspartn… | |
Im lauter werdenden Klagelied über das Kino-Einerlei der ewigen Sequels, | |
Prequels, Reboots und Spin-offs geht eines oft unter: die Schadenfreude, | |
die man darüber empfinden kann, dass auch die besten Ideen von einst | |
irgendwann altern. | |
So ganz taufrisch wirkte [1][„Kung Fu Panda“ zwar noch nicht einmal in | |
seinem Ursprungsjahr 2008]. Jedoch galt der Mix von Themen und | |
Konstellationen, die aus „Star Wars“, Martial-Arts-Genrefilmen und den | |
üblichen Tier-Vermenschlichungsmomenten ausgeliehen wurden, als originell | |
genug zusammengestellt. Man mochte den Slapstick der animierten Kampfszenen | |
und das erfindungsreiche „Worldbuilding“ eines fernen Fantasie-Chinas. | |
Die Vorstellung eines dicklichen, Klöße liebenden Pandabärchens, das hinter | |
der Theke des Nudelsuppenladens seines Gänserich-Adoptivvaters vom großen | |
Auftritt als Kung-Fu-Fighter träumt, rief seinerzeit auch noch keine | |
Diskussionen über kulturelle Aneignung oder zu geringe asiatische | |
Repräsentation unter den Synchronstimmen hervor. Ach, süßer Vogel Jugend! | |
Der Film war sogar in China ein Meilensteinerfolg – mit einem | |
Kassenergebnis von über 100 Millionen Yuan das erste Animationswerk, das | |
diese Marge erreichte. | |
In der Tat funktionierte der drollige Martial-Arts-Bär so gut, dass in | |
„Kung Fu Panda 2“ (2011) und „Kung Fu Panda 3“ (2016) das Rezept nur | |
variiert wurde. Po der Bär – den Verantwortlichen für die deutsche | |
Synchronisation sei Respekt dafür gezollt, dass sie den hierzulande viel | |
Kinderkichern induzierenden Namen beibehielten – muss sich immer wieder als | |
unwahrscheinlicher Held bewähren, indem er die niedrigen Erwartungen, die | |
andere an ihn haben, übertrifft und die eigenen Unsicherheiten überwindet. | |
Und jetzt kommt die große Überraschung: Auch „Kung Fu Panda 4“ weicht dav… | |
nicht weit ab! | |
Das muss an sich auch nichts Schlechtes sein. Zumal das junge Publikum, das | |
„Kung Fu Panda“ im Auge hat, in den Jahren zwischen den Sequels aus dem | |
Stoff so weit herauswächst, dass direkte Anschlüsse überflüssig scheinen, | |
weil es wichtiger ist, neue Kinder zu begeistern. Der Stoff und seine | |
Hauptfigur dürfen „unreif“ bleiben, was im Grunde genauso angenehm | |
erscheint wie die Tatsache, dass keinerlei Detailwissen über „Kung Fu Panda | |
1-3“ vonnöten ist, um in „4“ mitzukommen. | |
## Den Status als „Drachenkrieger“ genießen | |
Die Vorgeschichte erschließt sich aus der Ausgangssituation: Po, in der | |
deutschen Fassung ganz wunderbar von Hape Kerkeling eingesprochen, genießt | |
seinen Status als „Drachenkrieger“ im heimatlichen „Tal des Friedens“. … | |
keinen Stunt ist er sich zu schade. Gerne lässt er sich feiern und | |
bewundern für all die geschickten moves, die er so draufhat. | |
Verständlicherweise passt es ihm gar nicht, dass sein alter, ewig | |
nörgelnder Mentor Meister Shifu plötzlich damit ankommt, er solle die Rolle | |
wechseln, selbst zum geistigen Anführer heranwachsen und das | |
Drachenkrieger-Dasein einem jüngeren Exemplar überlassen. Seinen Nachfolger | |
beziehungsweise seine Nachfolgerin soll er sogar selbst aussuchen. Po fühlt | |
sich erstens ungerecht behandelt und zweitens überfordert. Wie alle unsere | |
inneren Kinder in der vergleichbaren Situation! | |
In diesem Auftakt ist der Film ganz bei sich: Po, das dickliche | |
Außenseiterkind, dem die Wandlung zum populären Idol gelungen ist, will am | |
Erreichten festhalten. Mit seinen trotzig-hintertriebenen Manövern, um den | |
guten Rat von Meister Shifu zu unterlaufen, erscheint er als die perfekte | |
Inkarnation bestens nachvollziehbarer widersprüchlicher Gefühle. Dann aber | |
tritt mit der ominösen Gestalt des „Chamäleons“ die übliche Außengefahr… | |
Erscheinung, die dem Plot auf die Action-Sprünge helfen soll, und mit der | |
Füchsin Zhen ein herausfordernder Sparringpartner, um Po als Figur ein | |
bisschen weiter zu entwickeln. | |
## Ein weiblich gelesener Bösewicht | |
Wie man den Laden der Buddy-Movies kennt, mögen sich Po und Zhen erst nicht | |
besonders, wachsen aber über ihren Trip in die Großstadt zusammen, wo das | |
Chamäleon, zur Abwechslung ein weiblich gelesener zentraler Bösewicht, | |
konfrontiert werden muss. Schön, dass ihre Beziehung mehrere Wendungen | |
nimmt, auch wenn keine davon originell erscheint. | |
Die zahlreichen Kampfszenen, in denen alles Mögliche passiert, nur nichts | |
von großer Konsequenz, wollen offensichtlich kompensieren, woran es dem | |
Film fehlt: an witzigen und bewegenden Momenten zwischen seinen doch | |
eigentlich recht einfallsreichen Figuren. | |
Aber solche Einwände sind Kritikergenörgel. Weder zu lang noch zu pompös, | |
macht „Kung Fu Panda 4“ erneut so weit alles richtig, dass dem Kassenerfolg | |
nichts im Wege steht, zumal in einem Kinomarkt, der dem Kinderpublikum | |
derzeit nur wenig Filme zu bieten hat. „Skaduhsch!“ – lautet das | |
Zauberwort, mit dem Po seinen besten Karate-Tricks das Tüpfelchen auf dem i | |
verleiht. Davon sollte es aber unbedingt mehr geben bei den bereits | |
angekündigten weiteren zwei Fortsetzungen. | |
9 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Der-Animationsfilm-Kung-Fu-Panda/!5179561 | |
## AUTOREN | |
Barbara Schweizerhof | |
## TAGS | |
Spielfilm | |
Animationsfilm | |
Kampfsport | |
Tiere | |
Nigeria | |
Film | |
Iran | |
Spielfilm | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Science-Fiction-Serie auf Disney+: Mit fliegenden Autos über Lagos | |
„Iwájú“ ist eine Science-Fiction-Serie über die nigerianische Stadt Lago… | |
Wichtig war den Macher*innen, ein authentisches Nigeria abzubilden. | |
Neuer japanischer Animationsfilm: Zauberkraft aus der Vogelfeder | |
Mit „Der Junge und der Reiher“ ist dem Regisseurs Hayao Miyazaki ein | |
fantasievolles Alterswerk gelungen. Blinde Flecken hat der Animationsfilm | |
dennoch. | |
Animationsfilm „Die Sirene“: Wenn der Krieg in die Stadt kommt | |
Sepideh Farsi legt einen eindringlichen Animationsfilm über die Zeit nach | |
der Iranischen Revolution und den Iran-Irak-Krieg vor. | |
Disney-Animationsfilm „Wish“ im Kino: Ein Wunsch frei | |
Disney macht sich mit dem Animationsfilm „Wish“ ein Geschenk zum 100. | |
Geburtstag. Darin gibt es viele Zitate aus den eigenen | |
Zeichentrickklassikern. |