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# taz.de -- Demo im Görlitzer Park: Gartenzwerg zieht durch den Görli
> Rund 1.000 Demonstrierende ziehen am Samstag durch den Görlitzer Park und
> den umliegenden Kiez. Sie wollen einen Zaunbau um den Park herum
> verhindern.
Bild: 24.02.2024, Berlin: Teilnehmer einer Demonstration protestieren gegen ein…
Berlin taz | In der Falckensteinstraße in Kreuzberg hält am Samstag ein
roter VW-Bulli am Bürgersteig. Menschen beginnen Mikrophone und
Lautsprecher aufzubauen. Die ersten Demonstrant*innen finden sich ein,
noch ist der Platz allerdings recht leer. Die Menschen, die sich hier
versammelt haben sind vielschichtig und divers, wie auch das Viertel, in
dem die meisten von ihnen wohnen. Was sie heute verbindet: Sie alle wollen
verhindern, dass um den Görli ein Zaun errichtet wird.
Das Projekt soll mit rund zwei Millionen Euro finanziert und noch in diesem
Jahr auf den Weg gebracht werden. [1][Vor allem die CDU und ihr Regierender
Bürgermeister Kai Wegner] erhoffen sich, die Gewalt und Drogenkriminalität
im Görlitzer Park so eindämmen zu können. Nachts soll der Zaun
abgeschlossen und der Park somit für Dealer, aber auch für wohnungslose
Personen und Konsument*innen unzugänglich gemacht werden. Bevor die
Demonstration beginnt, kommen Redebeiträge von verschiedenen Initiativen,
die sich wie Bizim Kiez im „Bündnis Görli Zaunfrei“ zusammengeschlossen
haben.
Alle sind sich einig: „Zäune können Menschen ausschließen – Probleme lö…
können sie nicht.“ Nach den ersten Reden zieht die Demo los. Angeführt wird
sie von einem selbst gebastelten, gigantischen Gartenzwerg mit roter
Zipfelmütze, der nicht zufällig an Kai Wegner erinnert. Es geht über die
Schlesische Straße, vorbei am Schlesischen Tor, über die Wranglerstraße in
Richtung Görli. An diesem Samstag haben sich laut Organisator*innen
zwischen 750 und 1.000 Demonstrierenden auf den Straßen versammelt.
## Anwohner*innen schon jetzt belastet
Unter ihnen sind viele Anwohner*innen, wie zum Beispiel Nina. „Uns ist das
Problem durchaus bewusst“, sagt sie, aber ein Zaun helfe den Menschen eben
nicht. Nina wünscht sich, dass „ganzheitlich gedacht wird“, dass „die
Probleme nicht ausgegrenzt werden“, sondern der Senat tatsächliche Lösungen
für die Probleme im Kiez findet. Hier bräuchte man viel eher Schlafräume,
Fixpunkte und „niedrigschwellige Angebote“. Zudem seien die
Anwohner*innen schon jetzt belastet. Auch ohne Zaun würden Hinterhöfe
als Druckräume missbraucht. Ein Zaun würde, Ninas Ansicht nach, das Problem
nur verschlimmern.
Auch Benedikt, ein Städteplaner, der ebenfalls am Görli wohnt, kritisiert
den Berliner Senat: „Es gab keine Debatte“ – dass der Zaun gebaut werden
solle, sei auf dem Rücken der Anwohner*innen entschieden worden. Sein
Lösungsvorschlag: „Den Park öffnen statt schließen und das komplette
Quartier mit einbeziehen.“ Die [2][Debatte rund um einen Zaunbau] hatte
sich im vergangenen September nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung
einer Frau im Görlitzer Park entzündet.
Seitdem stehen sich nicht nur [3][CDU und SPD auf der einen sowie Grüne und
Linke] auf der anderen Seite gegenüber, sondern auch verschiedene
Gruppierungen der Anwohnenden im Kiez selbst. Die Anwohnergruppe
Kiezmarkthalle spricht sich für einen Zaun aus und kritisiert die Proteste,
die vom „Bündnis Görli Zaunfrei“ in den vergangenen Monaten organisiert
wurden. Sie werfen ihnen in einer Pressemitteilung vor, den Zaunbau als
Vorwand zu nehmen, um Stimmung gegen die aktuelle Regierung zu machen.
Gegendemonstrant*innen sind am Samstag aber nicht zu sehen. Der Zug
bahn sich seinen Weg über die Wiener Straße, bis er am späten Nachmittag am
Lausitzer Platz zum Ende kommt.
25 Feb 2024
## LINKS
[1] /Senatstour-in-Friedrichshain-Kreuzberg/!5984422
[2] /Anklage-wegen-Vergewaltigung/!5988809
[3] /Debatte-um-den-Goerlitzer-Park/!5969615
## AUTOREN
Carlotta Kuhlmann
## TAGS
Görlitzer Park
Demonstration
Wrangelkiez
Stadtplanung
Drogenpolitik
Schwerpunkt Rassismus
Manja Schreiner
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Schwarz-rote Koalition in Berlin
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