# taz.de -- Aschermittwoch von Linke und BSW: Zwei Arten von Ampel-Bashing | |
> Wagenknecht liefert sich ein Duell mit Linken-Chefin Wissler. Beide gehen | |
> die Regierung hart an, setzen aber unterschiedliche Akzente. | |
Bild: Sahra Wagenknecht beim Politischen Aschermittwoch in Passau | |
PASSAU taz | Von einem Fernduell kann man nicht sprechen. [1][Sahra | |
Wagenknecht] tritt zum Aschermittwoch vormittags in Passau im Gasthaus | |
Öller auf. Ihre ehemalige Partei, die Linke, lädt zeitgleich ins 6,4 | |
Kilometer entfernte Gasthaus Knott im nördlichen Passauer Land. Beide | |
halten sich an die bayerische Leitkultur, werden also jeweils von einer | |
zünftigen Blaskapelle eröffnet, und schon vormittags fließt das Weizenbier. | |
Beide Säle sind gut gefüllt. Der Saal von Wagenknecht ist aber etwas | |
größer, und es sind auch mehr Kameras da. Dafür legt Wissler rund zwanzig | |
Minuten vor Wagenknecht los. | |
Beide greifen in ihren Reden die rot-grün-gelbe Regierung heftig an, setzen | |
aber etwas andere Akzente. Beispiel Verkehrspolitik: Wagenknecht klagt über | |
kaputte Straßen und das drohende Aus für das Verbrennerauto. Wissler empört | |
sich über die ausbleibende Verkehrswende zugunsten von Bus und Bahn. | |
FDP-Verkehrsminister Volker Wissing betrachte Verkehrspolitik „konsequent | |
aus dem Blickwinkel der Windschutzscheibe eines SUV“, wettert Wissler, er | |
sei ein „Totalausfall“. Wagenknecht hingegen lobt die FDP zumindest dafür, | |
dass sie das Heizungsgesetz von Robert Habeck verhindert habe. | |
Die Linken-Vorsitzende Wissler teilt kräftig aus, mitunter auch recht | |
derbe. „Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen und die Ampel macht | |
es genauso“, ruft sie in den Saal. Wagenknecht setzt aber mühelos einen | |
drauf. Die Ampel sei nicht nur die „dümmste“, sondern auch noch die | |
„gefährlichste Regierung Europas“, poltert sie, und geizt auch sonst nicht | |
mit Superlativen: „Was für ein Schwachsinn“, „der pure Wahnsinn“, | |
„Irrsinn“, „völlig undurchdacht“ und ähnliche Aussagen zur Politik der | |
Ampel. | |
Schnittmengen zwischen Wissler und Wagenknecht gibt es auch in Sachen | |
Friedenspolitik. Doch auch da unterscheidet sich der Ton. „Statt [2][über | |
neue Atomwaffen zu diskutieren], sollte Deutschland endlich den | |
Atomwaffenverbotsvertrag unterschreiben“, fordert Wissler. Die Linke sei | |
„die konsequente Friedenspartei“. Wagenknecht reklamiert das allerdings für | |
sich und arbeitet sich wieder genüsslich an der Ampel ab. Den Grünen wirft | |
sie vor, ihre Werte an die Rüstungsindustrie verkauft zu haben. Und: | |
Deutschland dürfe sich nicht zum „Erfüllungsgehilfen“ der USA machen und | |
sich „alles bieten lassen“. | |
## Wagenknecht mit viel Sympathie für Bauern | |
Vor ihr hatte schon Klaus Ernst „Panzer-Toni“, „Haubitzen-Agnes“ und dem | |
SPD-Mann Michael Roth vorgeworfen, sie hätten keine Skrupel, „einen dritten | |
Weltkrieg auszulösen. Wagenknecht nennt die FDP-Frau „Agnes | |
Strack-Rheinmetall“ und schlägt vor, sie solle mit Hofreiter, Roth und | |
Kiesewetter von der CDU ein Ehrenbataillon bilden, das Deutschland an | |
Stelle von Waffen in alle Welt exportieren könne. Wozu sachlich, wenn es | |
auch persönlich geht? | |
Ausführlich prangert Wagenknecht an, dass Deutschland kein Gas und Öl mehr | |
aus Russland bezieht: Das wäre nicht in deutschem Interesse. Wissler | |
konzentriert sich mehr auf soziale Fragen und fordert die Enteignung der | |
großen Immobilienkonzerne, „damit sie nicht mehr die Mieter durch immer | |
höhere Mieten enteignen“. Auch solidarisiert sie sich mit den | |
Gewerkschaften, verurteilt die Angriffe auf das Streikrecht. Wagenknecht | |
bricht stattdessen eine Lanze für die mittelständischen Unternehmen und die | |
Bauern in Deutschland. | |
Die großen Proteste gegen AfD & Co begrüßt Wissler ausdrücklich. „Dass so | |
viele Menschen auf die Straße gehen gegen rechts“ sei wichtig. „Das ist die | |
Brandmauer“. Wagenknecht geht erst am Ende ganz kurz darauf ein. Statt | |
„abstrakt gegen Rechtsextremismus“ sollte lieber „für bessere Löhne, f�… | |
ordentliche Renten und eine Regierung, die ihren Job macht“ demonstriert | |
werden, meint sie distanziert. Mehr Sympathien zeigt sie für die | |
[3][Proteste der Bauern] gegen das „abgehobene Berlin“. | |
14 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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