# taz.de -- Zeitenwende im Außenhandel: Chinas Vorsprung schrumpft | |
> Deutschlands Handel mit China ging 2023 um mehr als 15 Prozent zurück. | |
> Nun wird ein anderer Partner immer wichtiger. | |
Bild: Mehr aus den USA und weniger aus China: Container im Hamburger Hafen | |
BERLIN taz | 700 Millionen Euro – eigentlich ist das eine Riesensumme. Doch | |
vergleicht man sie mit der Wirtschaftsleistung Deutschlands, die über 4 | |
Billionen Euro beträgt, ist sie verschwindend gering. Und so groß ist der | |
Vorsprung, den China laut am Mittwoch vom Statistischen Bundesamt | |
veröffentlichten Zahlen derzeit noch als wichtigster Außenhandelspartner | |
gegenüber den USA hat. So stark ist der deutsch-chinesische Handel im | |
vergangenen Jahr geschrumpft. 2022 betrug der Vorsprung der | |
[1][Volksrepublik] vor den USA noch 50,1 Milliarden Euro. | |
Man sehe in den Handelszahlen mit China bereits die geoökonomischen | |
Verschiebungen infolge der viel beschworenen „Zeitenwende“, sagt der | |
Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), | |
[2][Sebastian Dullien]. Angesichts eines möglichen Konflikts über Taiwan | |
und einer Konfrontation zwischen den USA und China diversifizierten | |
deutsche Unternehmen ihre Lieferketten und beschaffen weniger in China. | |
So brach insbesondere der Wert der aus China importierten Waren ein. Belief | |
er sich 2022 noch auf knapp 193 Milliarden Euro, so waren es vergangenes | |
Jahr nur noch 155,7 Milliarden Euro – ein Minus von fast 20 Prozent. | |
Gleichzeitig gingen auch die Exporte nach China zurück. Da das Land derzeit | |
schwächelt und chinesische Firmen verstärkt auf Eigenproduktion setzen, | |
sank der Wert der Exporte um 8,8 Prozent auf 97,3 Milliarden Euro. Zusammen | |
ergab das ein deutsch-chinesisches Handelsvolumen von 253,1 Milliarden | |
Euro. | |
Die USA zogen mit China also nicht gleich, weil sie aufholten, sondern nur | |
weil China zurückfiel. So stieg das Handelsvolumen zwischen Deutschland und | |
den Vereinigten Staaten nur leicht um 1,1 Prozent auf 252,3 Milliarden | |
Euro. Und dabei sind die USA vor allem als Absatzmarkt wichtig. Seit 2015 | |
sind sie der größte Abnehmer von Waren Made in Germany. So belief sich 2023 | |
der Wert der Exporte in die USA auf 157,9 Milliarden Euro. | |
Insgesamt ist der deutsche Exportüberschuss 2023 auf 209,6 Milliarden Euro | |
gestiegen. Das liegt aber nicht daran, dass deutsche Firmen mehr Waren | |
exportierten. Im Gegenteil. Die Ausfuhren gingen sogar zurück. Nur gingen | |
die Importe noch schneller zurück, weshalb unterm Strich ein höherer | |
Überschuss blieb. Und auch dieses Jahr dürften die Exporte laut dem | |
Konjunkturexperten Dullien nicht spürbar zum [3][Wachstum] beitragen. Er | |
warnt, dass die Unsicherheit über die Energiepreise zu einer allmählichen | |
Verlagerung mancher Produktionen in andere Länder führen werde und China | |
sich weiter von den westlichen Industrieländern abkoppeln dürfte. | |
14 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
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