| # taz.de -- Antisemitismus in Deutschland: Keine Normalität für Jüd*innen | |
| > Die Aufmerksamkeit lässt nach, die antisemitische Bedrohung nicht. | |
| > Zentralratspräsident Josef Schuster fordert mehr Einsatz gegen Judenhass. | |
| Bild: #We Remember: Nach der Pressekonferenz zu Antismeitismus in Berlin am 25.… | |
| Berlin taz | Über 2.000 antisemitische Vorfälle seit dem Herbst 2023: | |
| Jüd*innen in Deutschland leben in konstanter Bedrohung. Und doch bekommt | |
| das Thema längst nicht mehr die Aufmerksamkeit wie in den ersten Wochen | |
| nach dem [1][Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober]. Der Präsident des | |
| Zentralrats der Juden, Josef Schuster, versuchte am Donnerstag, mit einer | |
| Pressekonferenz der zunehmenden Gleichgültigkeit entgegenzutreten. Dabei | |
| waren auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, | |
| sowie die Vorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, | |
| Andrea Despot. | |
| Alle drei beklagten das Ausmaß der antisemitischen Gewalt, die sich weiter | |
| in Drohungen, Übergriffen und brutaler Gewalt äußere. Von einer „Welle des | |
| Judenhasses“ mit Israelbezug sprach Klein. Die Jüd*innen in Deutschland | |
| seien im Angesicht der permanenten Bedrohung gezwungen, sich aus Teilen des | |
| öffentlichen Lebens zurückzuziehen, Empathie erführen sie von ihren | |
| nicht-jüdischen Mitbürger*innen nur selten. Klein: „Für Juden und | |
| Jüdinnen ist keine Normalität eingekehrt, anders als für die deutsche | |
| Mehrheitsgesellschaft.“ | |
| Auch wenn ein Großteil der aktuellen Taten mutmaßlich einen islamistischen | |
| Hintergrund hat und mit [2][dem Nahostkonflikt] in Zusammenhang steht, | |
| forderte Schuster, die Bedrohung durch Rechtsextreme nicht zu | |
| unterschätzen. Er begrüßte die Demonstrationen gegen die AfD in den letzten | |
| Wochen. Viele Menschen in Deutschland seien offenbar „aufgewacht“ und | |
| hätten erkannt, welche Gefahr von der Partei ausgehe. | |
| Schuster berichtete aber auch von vereinzelten antisemitischen Vorfällen am | |
| Rand der Demos im Zusammenhang mit der anti-israelischen Haltung bestimmter | |
| linker Gruppen. Schuster sieht hier Antisemitismus als „Schnittmenge“ | |
| zwischen extrem rechten und einigen extrem linken Gruppen. Und Klein sagt: | |
| „Der Slogan ‚Free Palestine from German Guilt‘ ist nichts anderes als die | |
| Forderung nach einem Schlussstrich bei der Erinnerung an die | |
| NS-Verbrechen.“ | |
| ## Empathie und Solidarität zeigen | |
| Schuster verwies auch auf die gerade anlaufende Kampagne des Zentralrats: | |
| „Stoprepeatingstories soll zeigen „dass Antisemitismus kein Problem der | |
| Vergangenheit ist, sondern im Hier und Heute passiert – täglich“, wie es | |
| auf [3][der Website] heißt. An Medien und Gesellschaft hat er klare | |
| Erwartungen: „Für das Sicherheitsgefühl der Juden hier ist es wichtig, dass | |
| Empathie und Solidarität gezeigt wird und Täter und Ursachen klar benannt | |
| werden.“ Ein zentrales Element zur Bekämpfung des Antisemitismus sieht er | |
| in politischer Bildungsarbeit und der Sensibilisierung von Lehrkräften. | |
| In Richtung von Politik und Behörden sagte Schuster: „Antisemitismus muss | |
| konsequent verfolgt und bekämpft werden.“ Klein plädierte in diesem | |
| Zusammenhang für weitere Verbote von islamistischen Zentren sowie für eine | |
| Verschärfung des Volksverhetzungsparagrafen, um Antisemitismus noch besser | |
| bekämpfen zu können. | |
| Despot kündigte an, die Arbeit ihrer Stiftung weiter zu intensivieren und | |
| insbesondere Projekte fördern zu wollen, die sich im Internet – dem | |
| „Epizentrum“ der Hetze – gegen Judenhass wenden. | |
| 25 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Angriff-auf-Israel/!5963299 | |
| [2] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999 | |
| [3] https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/artikel/news/stoprepeati… | |
| ## AUTOREN | |
| Frederik Eikmanns | |
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