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# taz.de -- Finanzlöcher im Frauenfußball: Branding mit Hindernissen
> Die Frauenbundesligavereine könnten sich vom Deutschen Fußball-Bund
> lösen. Aber dann stünde ein harter Prozess der Konsolidierung an.
Bild: Einer der Stars der Bundesliga: Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg
Hand aufs Herz, liebe Sportfans, haben Sie schon einmal etwas von der FFBL
gehört? Das ist eine starke Marke, sagt der Deutsche Fußball-Bund, DFB, von
dem Sie bestimmt schon etwas gehört haben. Die Marke FFBL müsse nachhaltig
gestärkt werden, und bevor die Spannung unerträglich wird, lösen wir das
Rätsel auf: FFBL ist das Kürzel für die Frauenfußball-Bundesliga. Weil die
größeren Vereine der FFBL in der Champions League nun in schöner
Einmütigkeit früh ausgeschieden sind und der deutsche Frauenfußball, einst
Pionier auf dem Kontinent, ins Hintertreffen gerät, wird über eine
Scheidung der FFBL vom DFB nachgedacht.
Eine Profiliga müsste her nach dem Vorbild der Deutschen Fußball-Liga (DFL)
oder auch den US-Sportligen. Ein Blick über den Ozean lohnt sich, um die
Aussichten der Loslösung vom doch recht trägen Dachverband zu analysieren:
[1][Die Basketball-Frauenliga WNBA] gibt es seit 1996, und nach gut zwanzig
Jahren ist endlich ein Prozess der Konsolidierung zu beobachten.
Die Vereine schreiben zwar in Summe immer noch ein Minus, aber der Umsatz
steigt ebenso wie Sponsoren- und TV-Einnahmen. [2][Ähnlich sieht es in der
National Women’s Soccer League aus]. Sie wurde 2013 gegründet, ein Wachstum
ist sichtbar, doch die Vereinsbosse schreiben keine schwarzen Zahlen,
obwohl die Fußballverbände aus Kanada, den USA und zuletzt auch Mexiko die
Gehälter der jeweiligen Nationalspielerinnen übernommen haben.
## Deutsche Transformation
Dass sich die WNBA immer noch schwer tut, Geld überzuhaben, ist umso
bemerkenswerter, als sie einen zauberhaften Magnetismus auf die besten
Spielerinnen der Welt ausübt. Die Topstars spielen dort, während die
Soccer-Liga die doppelte Konkurrenz zum Männerfußball – und zu Europas
Frauenligen aushalten muss.
Der deutsche Frauenfußballmarkt ist aktuell in einem
Transformationsprozess. Die altehrwürdigen Frauenfußballvereine verlieren
ihre Relevanz und zunehmend Spiele gegen die Profiklubteams, also Eintracht
Frankfurt, VfL Wolfsburg oder Bayern München. Letztere sind etabliert,
längst nicht mehr nur Appendix der Männerabteilungen.
Aber trotz eines verfestigten Images bleibt die schnöde Erkenntnis: Auch
sie sind auf Quersubventionierungen angewiesen. Die kommen einerseits vom
Profiverein – oder eben vom Deutschen Fußball-Bund. Allein im Jahr 2020
machte der DFB mit den Frauen, also allen Nationalteams, dem DFB-Pokal und
dem Spielbetrieb, [3][ein Minus von 4,7 Millionen Euro]. Das ist in etwa
die jährliche Benchmark in den Bilanzen.
Wenn sich die Frauenliga also vom DFB verabschiedet, [4][was der Verband
2022 schon einmal zu verhindern wusste], muss eines stehen: Finanzierung
und Vermarktung. Man bräuchte einen guten Fernsehvertrag, reichlich
zahlungskräftige Sponsoren – und nicht nur gute Aussichten auf Expansion
und Wachstum. Man bräuchte auch einen verdammt langen Atem, weil abzusehen
ist, dass man eine mindestens zehnjährige Durststrecke überwinden müsste
mit Defiziten im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Die Eigenständigkeit einer FFBL kann nur auf dem Sockel von Solidität
stehen. Eine Basis aus sozialer Erwünschtheit und einem
Das-muss-jetzt-aber-Aktivismus reicht nicht, sie wäre zu brüchig, zumal die
Protagonistinnen das Selbstbewusstsein haben sollten, nicht auf Geld aus
dem Männerfußball angewiesen zu sein.
3 Feb 2024
## LINKS
[1] https://www.wsn.com/nba/nba-vs-wnba/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/National_Women%E2%80%99s_Soccer_League#Sponso…
[3] https://www.dfb.de/fileadmin/user_upload/original_Finanzbericht_DFB_2020_fi…
[4] https://www.dfb.de/google-pixel-frauen-bundesliga/news-detail/ausschuss-fra…
## AUTOREN
Markus Völker
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