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# taz.de -- Ernährung in der Steinzeit: Vegetarische Paleo-Diät
> In der Jungsteinzeit hat der Mensch überwiegend Gemüse gegessen, so eine
> neue Studie. Verfechter der fleischlastigen Paleo-Diät dürfte das
> enttäuschen.
Bild: Alte Kartoffelsorten auf einem Markt in Peru
Wovon ernährten sich Steinzeitmenschen? Fleisch, rufen seit Jahren die
[1][Anhänger*innen der Paleo-Diät]. Sie berufen sich dabei unter
anderem auf zahlreiche Funde von Jagdwerkzeugen. Doch stimmt das Bild von
unseren fleischfressenden Vorfahren? Ein Team um den Archäologen
[2][Randall Haas] von der Universität Wyoming hat die These überprüft.
[3][In einem Artikel in Plos One] kommt es für Jungsteinzeitmenschen aus
Peru zu einer anderen Antwort.
## Die Studie
Die Archäolog*innen untersuchten zwei Fundstellen in den peruanischen
Anden. Sie analysierten Knochenfunde von 24 Steinzeitmenschen, die dort vor
etwa 9.000 bis 6.500 Jahren gelebt haben. Die Forscher*innen gingen
davon aus, dass die Menschen viel jagten, weil an den Ausgrabungsorten
[4][zahlreiche Projektilspitzen und Steinwerkzeuge] gefunden wurden. Weil
die Menschen dort zudem – anders als zur gleichen Zeit im Nahen Osten –
wohl noch keine Pflanzen anbauten, waren die Forscher*innen überzeugt,
dass sich die Anden-Bewohner*innen vor allem von Fleisch ernährten.
Haas und sein Team untersuchten nun, wie viele Kohlenstoff- und
Stickstoffisotope in den Knochen der peruanischen Steinzeitmenschen
enthalten waren. Die Daten verglichen sie mit Tierknochen und
Pflanzenresten, die ebenfalls in den Anden gefunden wurden. Wenn der
Isotopgehalt der menschlichen Knochen mit dem der Tierknochen
übereinstimmt, deutet das auf eine fleischlastige Ernährung hin. Wenn der
Wert aber dem pflanzlicher Überreste ähnelt, liegt eine vegetarische
Ernährung nahe.
Das Ergebnis: Die Steinzeitmenschen der Anden ernährten sich überwiegend
vegetarisch. Sie aßen zu etwa 80 Prozent Pflanzen, vor allem Kartoffeln und
andere Knollen. Der Rest war Fleisch von großen Tieren wie dem Vikunja und
dem Taruka, einer Kamel- und einer Hirschart. Kleine Säugetiere, Fische
oder Vögel wurden kaum gegessen.
Die Ergebnisse stimmen mit einer [5][früheren Studie] über das
argentinische Hochland vor rund 8.000 Jahren überein. Dort stellten die
Forscher*innen ebenfalls eine überwiegend pflanzliche Ernährung fest.
Ein Trostpflaster für die Anhänger*innen der Paleo-Diät: Die Ergebnisse
beziehen sich nur auf die Jungsteinzeit und auf das heutige Peru, nicht auf
die weiter zurückreichende Altsteinzeit.
## Was bringt’s?
Steinzeitmänner, die mit Pfeil und Keule auf Jagd gehen, während die Frauen
das Feuer hüten: In solchen Vergangenheitsbildern spiegeln sich auch die
Genderstereotype von heute. Aber möglicherweise war früher doch alles
besser – oder zumindest anders, als wir denken. Dass nicht nur Männer,
sondern auch viele Frauen jagten, hat Randall Haas, Autor der
Steinzeit-Flexitarier-Studie, bereits 2020 nahegelegt. Damals entdeckte er
in einem Grab neben einer weiblichen Leiche Geschossspitzen und wuchtige
Steine, die Knochen brechen können.
6 Feb 2024
## LINKS
[1] /Koerner-sind-was-fuer-Voegel/!622899/
[2] /Archaeologischer-Fund/!5726273
[3] https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0296420
[4] https://link.springer.com/article/10.1007/s10816-021-09525-7
[5] https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1179/1749631415Y.0000000019
## AUTOREN
Benjamin Fischer
## TAGS
Zukunft
Archäologie
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Ernährung
Steinzeit
Menschheit
Gemüse
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Kolumne Geschmackssache
Archäologie
Steinzeit
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