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# taz.de -- Kotti-Wache: Im Zweifel sind's immer die anderen
> Die Einsatzwagen der Polizei parken dauerhaft im Halteverbot und
> verhindern damit den barrierefreien Zugang zum Bus. Dagegen klagt eine
> Anwohnerin.
Bild: Bullen machen sich zu Lasten der Anwohner*innen breit
Berlin taz | Alle Wege führen nach Rom – und auf die Adalbertstraße. Die
der BSR, die den Müll abholt, des Busses, der Fahrgäste ausspuckt, des
Lieferanten fürs türkische Restaurant und der Radfahrerin, die sich
hindurchschlängelt. Seit Eröffnung der Kotti-Wache bereichert noch jemand
das Gewusel: die Einsatzwagen der Polizei.
Die parkten aus „einsatztaktischen Gründen“ direkt unter der Wache, sagt
ein Polizeisprecher. Da befindet sich aber die Bushaltestelle, und es gilt
Halteverbot. Nicht in Ordnung finden das Anwohner*innen wie die
66-jährige Gertrud Trisolini: Aufgrund der Fahrzeuge könne der Bus nicht an
den Bordstein heranfahren, sagt sie. Ständig müsse er mitten auf der Straße
halten und könne den [1][barrierefreien Ein- und Ausstieg] nicht mehr
gewährleisten.
Trisolini reichte Beschwerde bei der Polizei ein. Deren Reaktion: Sie
besorgte sich ein Sonderparkrecht und montierte „Einsatzfahrzeuge
frei“-Schilder. „Damit hat die Kotti-Wache ihren Fuhrpark auf Kosten des
ÖPNV nach Beschwerde legalisiert“, kritisiert Trisolini.
Die grüne Bezirksverordnete Taina Gärtner unterstützt das Anliegen des
„Kreuzberger Urgesteins“ Trisolini und stellte einen Antrag an die BVV
Friedrichshain-Kreuzberg. Das Sonderparkrecht führe in der ohnehin stark
belasteten Adalbertstraße zu Engpässen für den 140er Bus, heißt es darin,
und der „Ersatzhalt auf offener Straße“ sei für körperlich beeinträchti…
Menschen exkludierend. Sie fordert eine „alternative Lösung“, die sicher
für die Nutzer*innen ist, „die Belange des ÖPNV wahrt sowie praktikabel
für die Belange der Kottiwache ist“. „Perfide“ findet Gärtner das
„monatelange Geparke im Halteverbot“. Es sei ein weiteres Beispiel dafür,
dass die Wache, „die behaupte, dass Anwohnende sie hier haben wollen“,
[2][von oben herab über ebendiese regierte]. „Der blanke Hohn!“.
Die Polizei behauptet dagegen, bei den Falschparker*innen handele es
sich um private und gewerbliche Verkehrsteilnehmer*innen. Gärtner und
Trisolini bestreiten das. Auch sonst glaubt die Behörde, dass sie das
Problem schon wuppt: Neben dem Sonderparkrecht habe man das
Haltestellenschild und Fahrradstellplätze um einige Meter verlegen lassen
sowie eine zusätzliche Stellfläche für Funkwagen eingerichtet, so der
Polizeisprecher. Auch die Flächen auf der Fahrbahn habe man deutlich
markiert. „Müsste jetzt alles wunderbar funktionieren“, sagt ein Polizist
vor Ort – schon klar, wer hier die Hosen anhat.
Von der BVG heißt es, man befinde sich in Abstimmung mit der Polizei, um
für eine „konsequentere Freihaltung“ der Haltestelle zu sorgen. „Allerdi…
gelingt das leider nicht immer.“ Die Folgen seien „ärgerlich“. Noch
ärgerlicher scheint, dass [3][die Polizei sich hier auf dem Rücken der
Schwächsten ins Recht setzt].
6 Feb 2024
## LINKS
[1] /Mobilitaetsgarantie-im-Berliner-OePNV/!5739855
[2] /Polizeiwache-am-Kottbusser-Tor/!5838674
[3] /Kein-Geld-fuer-Soziales/!5962674
## AUTOREN
Lilly Schröder
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Kottbusser Tor
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Barrierefreiheit
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Kotti und Co
Kottbusser Tor
Regine Günther
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