# taz.de -- US-Beschuss proiranischer Milizen: Bidens unfreiwilliger Balanceakt | |
> Teherans Handlanger nutzen den Krieg, um an der antiamerikanischen Front | |
> zu punkten. Weder Irak noch die Huthis dürften Interesse für Gaza hegen. | |
Bild: Mitglieder der irakischen Volksmobilisierungskräfte bei der Beerdigung v… | |
Die Logik Teherans und seiner Handlanger geht auf: Mit den US-Angriffen auf | |
Ziele in Irak, Syrien und Jemen werden die USA weiter in einen Großkonflikt | |
gezogen, der nur noch deklamatorisch etwas mit dem Krieg im Gazastreifen zu | |
tun hat. Während es Teheran immer besser gelingt, Israels Krieg gegen die | |
Hamas mit der Rolle der USA in der Region zu koppeln, werden die | |
Palästinenser*innen für Irans antiamerikanische Agenda | |
instrumentalisiert. | |
Irak und Gaza – eigentlich sind das ebenso zwei Paar Schuh wie [1][die | |
Huthis] und Gaza. Sowohl im Irak als auch im Jemen sind Konflikte mit ganz | |
eigenen Dynamiken im Gange. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung ist längst | |
alles mit Gaza verknüpft. Populär ist, wer sich für die | |
Palästinenser*innen einsetzt, die einem Krieg ausgesetzt sind, an den | |
man sich im Gazastreifen noch in hundert Jahren erinnern wird. | |
Dass sogar die Huthis auf der Welle der Solidarität surfen, zeigt, wie gut | |
sich [2][der Gazakrieg] instrumentalisieren lässt. Als | |
schiitisch-islamistische Bewegung steht sie dem arabisch-sunnitischen | |
Mainstream in der Region nicht sonderlich nahe. Trotzdem schaffen sie es, | |
sich als tatkräftige Unterstützer der Palästinenser*innen in Szene zu | |
setzen. | |
Indem Iran über seine Handlanger immer offener gegen die USA vorgeht, will | |
sich das Regime – gewissermaßen das Mutterschiff für die antiamerikanischen | |
Kräfte in Irak, Syrien, Libanon und Jemen – profilieren. In Teheran weiß | |
man, dass die USA keinen Krieg mit Iran wollen. Die US-Wahl im November ist | |
für das Regime die ultimative Sicherheitsgarantie. Und man weiß auch: Je | |
stärker sich die USA in den Konflikt hineinziehen lassen, desto mehr | |
verfängt das Argument, dass sie für alles Übel in der Region verantwortlich | |
sind. | |
## Vorläufig besonnene Reaktion | |
Die USA haben in den letzten Jahren mitnichten eine konstruktive Rolle | |
gespielt, wenn es um Israel und Palästina ging. Trumps Nahostteam stand der | |
israelischen Siedlerbewegung nahe, und Biden bringt es auch nach über | |
20.000 Toten in Gaza nicht über die Lippen, Waffenstillstand zu sagen. Doch | |
was die Region angeht, haben die USA bislang besonnen reagiert. Wochenlang | |
ließen Vergeltungsschläge gegen die Huthis auf sich warten. Auch [3][die | |
Angriffe in Irak und Syrien] waren begrenzt. | |
Noch scheint es um Symbolik zu gehen, nicht darum, die angegriffenen Kräfte | |
ernsthaft zu schwächen. Vor allem hat Biden, anders als von Teilen der | |
US-Opposition gefordert, keine Ziele innerhalb Irans angreifen lassen. Je | |
länger die Katastrophe in Gaza andauert und je näher die US-Wahl rückt, | |
desto schwieriger wird jedoch der Balanceakt zwischen Zurückhaltung und | |
Reaktion. | |
4 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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