# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Russland kritisiert US-Luftang… | |
> Im UN-Sicherheitsrat werfen Russland und China den USA vor, die Lage in | |
> Nahost zu verschärfen. Kanzler Scholz drängt bei Netanjahu auf | |
> Zweistaatenlösung. | |
Bild: China warf den USA im Sicherheitsrat vor, den „Teufelskreis von Gewalt … | |
## UN: Schlagabtausch zwischen Russland und USA | |
Russland hat US-Luftangriffe auf Stellungen von Milizen im Irak und in | |
Syrien im UN-Sicherheitsrat scharf kritisiert und den Vereinigten Staaten | |
geopolitische Kraftmeierei vorgeworfen. Mit ihrem Vorgehen verstießen die | |
USA gegen das Völkerrecht und säten weiteres Chaos und Zerstörung im Nahen | |
Osten, erklärte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja in der von | |
Moskau anberaumten Sitzung am Montag (Ortszeit) in New York. Mit den | |
Attacken haben die USA Vergeltung für einen Drohnenangriff geübt, bei dem | |
Ende Januar drei US-Truppenangehörige getötet wurden. Die USA haben die | |
Gruppe „Islamischer Widerstand im Irak“, eine Art Dachorganisation vom Iran | |
unterstützter Milizen, für den Angriff in Jordanien verantwortlich gemacht. | |
Nebensja erklärte, die Gewalt durch die USA und deren Verbündete sei von | |
den palästinensischen Gebieten bis hin zum Libanon, dem Roten Meer und dem | |
Jemen eskaliert. Internationale Bemühungen, den Frieden im Nahen Osten | |
wiederherzustellen, würden dadurch zunichte gemacht. Er warf den USA vor, | |
in der Region zu versuchen, „die Muskeln spielen zu lassen, um angesichts | |
der bevorstehenden Präsidentschaftswahl das Image der aktuellen | |
amerikanischen Regierung zu retten“. (ap) | |
## China wirft USA Verschärfung in Nahost vor | |
China hat den Vereinigten Staaten vorgeworfen, den Konflikt im Nahen Osten | |
mit den Vergeltungsangriffen im Irak und Syrien weiter zu verschärfen. Das | |
Vorgehen der USA in der Region verstärke den „Teufelskreis von Gewalt und | |
Gegengewalt“, sagte der chinesische Vertreter bei den Vereinten Nationen, | |
Zhang Jun, wie das Staatsfernsehen am Dienstag berichtete. Die | |
Volksrepublik fordere die beteiligten Parteien auf, Ruhe zu bewahren, die | |
territoriale Integrität der Länder zu respektieren und „illegale | |
Militäroperationen zu stoppen“. | |
Das US-Militär hatte vor wenigen Tagen Luftangriffe auf mehr als 85 Ziele | |
in Syrien und dem Irak geflogen. Im Visier standen nach US-Angaben | |
Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von | |
iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen | |
genutzt wurden. Die USA reagierten auf einen Angriff proiranischer Milizen | |
am 28. Januar in Jordanien, bei dem drei US-Soldaten getötet und zahlreiche | |
weitere verletzt worden waren. | |
Die chinesische Regierung, die gute Beziehungen in der Region etwa zum Iran | |
pflegt, will sich im Nahost-Konflikt nach außen hin neutral positionieren | |
und fordert einen Waffenstillstand sowie den Schutz von Zivilisten und der | |
Schifffahrtsrouten. Washington fordert allerdings, dass China seinen | |
Einfluss in der Region nutzen soll, um etwa die Waffenlieferungen an die | |
Huthi zu stoppen. (dpa) | |
## US-Militär beschießt Huthi-Drohnenschiffe | |
Im Roten Meer sind erneut Handelsschiffe angegriffen und beschädigt worden. | |
Ein britisches Frachtschiff sei vor der Küste des in weiten Teilen von den | |
Huthi-Rebellen kontrollierten Jemen mit einer Drohne attackiert worden, | |
erklärte die britische Sicherheitsfirma Ambrey am Dienstag. Die Huthi-Miliz | |
veröffentlichte später eine Erklärung, wonach sie ein britisches und ein | |
US-Frachtschiff angegriffen habe. | |
Wie Ambrey mitteilte, erlitt das unter der Flagge von Barbados fahrende | |
britische Schiff „leichte Schäden“ an seiner linken Seite, verletzt wurde | |
niemand. Der Angriff ereignete sich den Angaben zufolge westlich der | |
jemenitischen Hafenstadt Hodeida. Laut Ambrey vollzog das Frachtschiff | |
mehrere „Ausweichmanöver“ und setzte seine Fahrt in Richtung der Meerenge | |
Bab al-Mandeb fort, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. | |
Huthi-Sprecher Jahja Saree erklärte, die Rebellen hätten in zwei getrennten | |
Attacken im Roten Meer Schiffe angegriffen. Bei dem ersten handele es sich | |
um das US-Frachtschiff „Star Nasia“, beim zweiten um das britische Schiff | |
„Morning Tide“. | |
Zuvor hatten die US-Streitkräfte erklärt, in der Region zwei ferngesteuerte | |
und mit Sprengstoff beladene Boote der Huthi-Rebellen beschossen zu haben. | |
Die beiden „explosiven unbemannten Wasserfahrzeuge“ hätten eine „akute | |
Bedrohung für Schiffe der US-Marine und für Handelsschiffe in der Region“ | |
dargestellt, erklärte das für den Nahen Osten zuständige | |
US-Regionalkommando Central Command am Montag. Der Angriff auf die beiden | |
Drohnenschiffe sei deswegen „in Selbstverteidigung“ erfolgt. (afp) | |
## Israel: Hamas-Kämpfer nirgends in Gaza sicher | |
Im Kampf gegen die Hamas will der israelische Verteidigungsminister Joav | |
Gallant die Anführer und Kämpfer der islamistischen Gruppe bis in den | |
letzten Winkel des Gazastreifens verfolgen. Sie seien nirgendwo vor dem | |
Zugriff der israelischen Streitkräfte sicher, sagte Gallant am Montag. Das | |
gelte selbst für die letzten verbliebenen Gebiete im Küstenstreifen, in | |
denen – wie in der südlichen Stadt Rafah – noch keine Bodentruppen im | |
Einsatz sind. „Jeder Terrorist, der sich in Rafah versteckt, sollte wissen, | |
dass er ebenso enden wird wie diejenigen in Chan Junis und (der Stadt) | |
Gaza“, zitierten ihn israelische Medien. „Gut die Hälfte der | |
Hamas-Terroristen ist tot oder schwer verwundet.“ | |
Ein Vorstoß auf Rafah gilt allerdings als äußerst heikel. Vor dem Krieg | |
lebten in der Stadt etwa 200.000 Menschen, nun drängen sich dort mehr als | |
eine Million Palästinenser, die vor den Kämpfen aus anderen Teilen des | |
Gazastreifens geflohen sind. Bei Rafah grenzt das Küstengebiet an Ägypten, | |
das eine israelische Offensive im Grenzgebiet ablehnt. Kairo befürchtet, | |
dass dies zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die ägyptische | |
Halbinsel Sinai führen könnte. | |
Weiterhin unbekannt ist, wo sich der Hamas-Führer im Gazastreifen, Jihia | |
al-Sinwar, und sein engster Stab aufhalten. Israel vermutet sie im | |
weitverzweigten Tunnelnetz unter Chan Junis. Dort sind zwar schon seit | |
Wochen israelische Bodentruppen im Einsatz, doch die Durchsuchung und | |
Zerstörung der Tunnel erwies sich als schwierig und langwierig. Al-Sinwar | |
und seine Führungsriege könnten über das Tunnelnetz auch bereits nach Rafah | |
entkommen sein. (dpa) | |
## Netanjahu gegen derzeitige Hamas-Forderungen | |
Im Ringen um ein neues Abkommen zur Freilassung von Geiseln aus dem | |
Gazastreifen will Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht auf die | |
derzeit von der radikalislamischen Hamas gestellten Bedingungen eingehen. | |
„Die Hamas hat Forderungen, die wir nicht akzeptieren werden“, sagte | |
Netanjahu am Montag vor Abgeordneten seiner Likud-Partei. | |
Mit Blick auf die Bedingungen einer neuen Vereinbarung mit der Hamas sagte | |
Netanjahu, diese müssten denen des Abkommens vom vergangenen November | |
ähneln. Hinsichtlich des weiteren militärischen Vorgehens im Gazastreifen | |
sagte Netanjahu zudem laut seinem Büro, ein vollständiger Sieg Israels in | |
dem Palästinensergebiet werde nicht nur der Hamas, sondern auch dem Iran | |
und den von ihm unterstützten Milizen in der Region einen „tödlichen | |
Schlag“ versetzen, darunter der Hisbollah im Libanon und den Huthi im | |
Jemen. Wenn ein Sieg jedoch nicht gelinge, sei die Sicherheit Israels | |
gefährdet. (afp) | |
## Scholz zu Netanjahu: Zweistaatenlösung einziger Weg | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Zweistaatenlösung bei einem | |
Telefonat mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu als | |
einzigen Weg aus dem Nahostkonflikt benannt. Scholz habe in dem Gespräch am | |
Montag betont, „dass aus Sicht der Bundesregierung nur eine verhandelte | |
Zweistaatenlösung die Perspektive einer nachhaltigen Lösung des | |
Nahostkonflikts öffnen würde“, erklärte Regierungssprecher Steffen | |
Hebestreit. Dies müsse für den Gazastreifen und das Westjordanland gelten. | |
Netanjahu habe Scholz über die militärische Lage im Gazastreifen und an der | |
israelisch-libanesischen Grenze nach dem Großangriff der radikalislamischen | |
Palästinenserorganisation Hamas vom 7. Oktober informiert. Der Kanzler habe | |
„die dringende Notwendigkeit“ unterstrichen, „den Zugang und die Versorgu… | |
mit humanitärer Hilfe“ für die Bevölkerung des Gazastreifens zu verbessern, | |
hieß es in der Erklärung weiter. Die Sicherheits- und Versorgungslage der | |
Zivilbevölkerung des Palästinensergebiets nannte Scholz demnach „sehr | |
besorgniserregend“. | |
Scholz und Netanjahu sprachen Hebestreit zufolge auch über die Situation | |
der am 7. Oktober von der Hamas aus Israel verschleppten und noch in der | |
Gewalt der Kämpfer befindlichen Geiseln. „Die Bundesregierung unterstützt | |
aktiv alle Bemühungen, die zu deren schnellstmöglichen Freilassung führen“, | |
erklärte der Sprecher. (afp) | |
## UN starten Überprüfung des Palästinenserhilfswerks | |
UN-Generalsekretär António Guterres hat eine unabhängige Prüfgruppe für das | |
Palästinenserhilfswerk eingesetzt. Die Gruppe unter Leitung der früheren | |
französischen Außenministerin Catherine Colonna soll die Neutralität von | |
UNRWA kontrollieren, teilte die Weltorganisation am Montag in New York mit. | |
Die Überprüfungsgruppe werde ihre Arbeit am 14. Februar aufnehmen. | |
Zudem soll überprüft werden, ob UNRWA auf Anschuldigungen wegen | |
schwerwiegender Rechtsbrüche angemessen reagiert. Colonna werde mit drei | |
Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Eine davon sei das Dänische | |
Institut für Menschenrechte. | |
Die unabhängige Überprüfung finde parallel zu einer laufenden Untersuchung | |
des UN-Büros für interne Aufsichtsdienste (OIOS) statt. Dabei gehe es um | |
die mutmaßliche Beteiligung von zwölf Mitarbeitern des | |
Palästinenserhilfswerks an den Terroranschlägen der extremistischen Hamas | |
auf Israel am 7. Oktober. (epd) | |
6 Feb 2024 | |
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