| # taz.de -- EU-Sondergipfel in Brüssel: Viktor Orbán knickt ein | |
| > Ungarns Ministerpräsident Orbán verzichtet auf die Blockade der | |
| > Ukrainehilfe beim EU-Sondergipfel in Brüssel. Insgesamt muss die EU aber | |
| > einsparen. | |
| Bild: Doch keine Blockade: Viktor Órban (rechts) mit dem slowakischen Premier … | |
| Brüssel taz | Das Drama ist ausgeblieben, [1][Viktor Orbán ist | |
| eingeknickt]: Nur sechs Minuten haben die Staats- und Regierungschefs der | |
| EU am Donnerstag bei einem Sondergipfel in Brüssel gebraucht, um den | |
| ungarischen Regierungschef umzustimmen und den Weg für neue Ukrainehilfen | |
| freizumachen. Nun können wie geplant 50 Milliarden Euro aus dem EU-Budget | |
| nach Kyjiw fließen, für vier Jahre soll das Geld reichen. | |
| Wie es zu der schnellen und für viele überraschenden Wende kam, blieb auch | |
| Stunden nach dem „Deal“ unklar. Bis zuletzt hatten Kanzler Olaf Scholz und | |
| seine Amtskollegen gefürchtet, Orbán könne den [2][Beschluss mit einem Veto | |
| verhindern] und die EU in eine Krise stürzen. Eiligst wurde bereits am | |
| Mittwochabend ein Vorbereitungstreffen einberaumt, auch am Donnerstag gab | |
| es eine frühe Krisenrunde. | |
| Auf Fotos sieht man Orbán, wie er sich mit Scholz, Frankreichs Staatschef | |
| Emmanuel Macron und einigen anderen EU-Chefs berät. Die Atmosphäre wirkt | |
| angespannt, die EU hatte mit Geldentzug und Wirtschaftssanktionen gedroht. | |
| „Casual morning conversation“ nannte Orbán das Bild, das er auf X (früher | |
| Twitter) in die Welt schickte. Doch der lockere Plausch am Morgen endete | |
| mit seiner Niederlage. | |
| Eine jährliche Überprüfung der Ukrainehilfen hatte Orbán zuletzt gefordert. | |
| Die 50 Milliarden Euro sollten in vier Tranchen überwiesen werden, jedes | |
| Jahr hätte Ungarn ein Veto einlegen können. „Inakzeptabel“ war das für d… | |
| meisten anderen EU-Granden. Am Ende ist davon so gut wie nichts übrig | |
| geblieben. Erst nach zwei Jahren will die EU nun wieder über die | |
| Ukrainehilfen diskutieren. | |
| ## Europas „Souveränitätsfonds“ wird ziemlich klein | |
| Die Hürden für eine Neubefassung sind aber hoch: Schon für das Abhalten | |
| einer Debatte müssen alle Länder zustimmen. Auch mögliche Änderungen an dem | |
| Hilfspaket erfordern Konsens, was als ausgeschlossen gilt. Orbán hat | |
| praktisch nichts erreicht, aber auch die EU hat sich selbst gebunden: Sie | |
| muss nun liefern – egal, was in der Ukraine passiert und wie knapp das Geld | |
| in Brüssel wird. | |
| Dabei ist das auf sieben Jahre (bis 2027) angelegte Gemeinschaftsbudget, | |
| aus dem auch die Ukrainehilfe finanziert wird, auf Kante genäht. Es muss | |
| nun schon zur Halbzeit aufgestockt werden, weil die Kassen leer sind. Viele | |
| Wünsche sind dabei auf der Strecke geblieben. | |
| Ursprünglich war geplant, mehr Geld in Migration und Innovation zu stecken. | |
| [3][Sogar ein „Souveränitätsfonds“ war angekündigt, um mit den USA und | |
| China mitzuhalten]. Doch auch davon ist kaum etwas übrig. Das meiste Geld | |
| fließt nun in die Ukraine – 17 Milliarden an nicht rückzahlbaren Zuschüssen | |
| und 33 Milliarden an Krediten. | |
| ## 7,6 Milliarden für Migration und Grenzschutz | |
| Der Souveränitätsfonds wurde auf 1,5 Milliarden Euro eingedampft und soll | |
| nun vor allem für die Produktion von Munition genutzt werden. Immerhin 7,6 | |
| Milliarden sind für Migration und Grenzschutz vorgesehen – doch dafür muss | |
| beim Klima, bei der Gesundheitsvorsorge und bei der Entwicklungshilfe | |
| gekürzt werden. | |
| Sind das die richtigen, zukunftsweisenden Prioritäten? Nein, heißt es im | |
| Europaparlament, das mehr Geld für den Klimaschutz verlangt hatte. Doch die | |
| Staats- und Regierungschefs sind mit sich und ihrer Einigung zufrieden. Und | |
| das nicht nur wegen Orbán und der Ukraine – sondern auch, weil sie die | |
| Geldwünsche aus Brüssel zusammengestrichen haben. | |
| Die EU müsse sparen, hieß es in Berlin, für neue Aufgaben müsse das Budget | |
| umgeschichtet werden. Kanzler Scholz hat sich mit dieser Position | |
| weitgehend durchgesetzt. Weniger erfolgreich war er jedoch mit seiner | |
| Forderung, alle Länder sollten wie Deutschland mehr Geld für | |
| Waffenlieferungen in die Ukraine bereitstellen. | |
| 1 Feb 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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