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# taz.de -- Verdrängung bringt nichts: Die Bedürfnisse der Schwächsten
> In Bremen fordern Anwohner*innen, Drogengebrauchende aus der Anlage eines
> Urban-Gardening-Projekts zu entfernen. Doch Verdrängung ist keine Lösung.
Bild: Damals war hier noch alles in Ordnung: Der Lucie-Flechtmann-Platz in der …
HAMBURG taz | Bereits im vergangenen Sommer rief der Verein KulturPflanzen
um Hilfe: „Wir fühlen uns unsicher, bedroht und überfordert“, schrieben d…
Stadtgärtner*innen des Bremer Urban-Gardening-Projekts „Ab geht die
Lucie!“ auf ihrer Homepage. Der Grund: Auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in
der Bremer Neustadt, der seit 10 Jahren als Garten genutzt wird, halten
sich immer mehr Menschen auf, die [1][Crack und andere Drogen] konsumieren.
Die Aktiven der „Lucie“ beklagen herumliegendes Drogenbesteck und eine
„zunehmend aggressive Szene“, die den Platz dominiert und die
Klima-Bildungsarbeit des Vereins, vor allem mit Kindern und Jugendlichen,
unmöglich macht. Die Überforderung der Stadtgärtner*innen ist
nachvollziehbar.
„Gebt uns die Lucie zurück!“, fordert nun [2][die Petition eines
Anwohners], die am Freitag im Petitionsausschuss der Bremischen
Stadtbürgerschaft diskutiert wurde. Darin heißt es, der Platz sei
„vermüllt“, die „Notdurft“ werde „in den umliegenden Hauseingängen
verrichtet“ und die Zahl der „Einbruchdiebstähle in den anliegenden
Wohnkomplexen“ sei „sprunghaft angestiegen“.
Sowohl der Petent Udo Schmitz, als [3][auch die Stadtgärtner*innen der
Lucie vermuten] die Verdrängungspolitik der Stadt am Hauptbahnhof als
Ursache. Sie fordern, die Drogengebrauchenden nicht alleine zu lassen und
Angebote zu schaffen. Langfristig fordern sie einen Szenetreff, kurzfristig
ein mobiles Angebot für Drogengebrauchende. Dennoch klingt auch die
Forderung von Schmitz, dass „die Drogenszene vom Lucie-Flechtmann-Platz weg
in die Drogenakzeptanzräume gebracht wird“ nach Verdrängung.
## Stadtgärtner*innen sollen in Ruhe gärtnern können
Der Beirat Neustadt hat ähnliche Pläne und hat bereits im Dezember die
Finanzierung eines alternativen Unterstands mit Toiletten, Abfalleimern und
Beleuchtung am Rand des nahegelegenen Hohentorsparks beschlossen.
Klar, es ist wichtig, dass die Stadtgärtner*innen von der Lucie in Ruhe
gärtnern können, ohne gebrauchte Spritzen in ihren Beeten zu finden.
Trotzdem werfen die Entwicklungen in der Bremer Neustadt Fragen auf, die
sich auch auf andere Stadtteile übertragen lassen.
Macht eine Verschiebung der Szene in immer neue Toleranzräume die Situation
langfristig für irgendjemanden besser? Wahrscheinlich nicht. Vor allem
nicht für die Drogengebrauchenden selbst, die oft als Problem und viel
seltener als Menschen wahrgenommen werden. Es ist keine zwei Monate her,
dass es [4][einen rechten Anschlag auf den Container] am
Lucie-Flechtmann-Platz gab. Unbekannte hatten ihn angezündet und mit
rechten Parolen beschmiert.
Die Verwahrlosung von Drogengebrauchenden ist [5][auch ein Produkt
kapitalistischer Verhältnisse] und eine Folge der Prohibition bestimmter
Substanzen. Drogengebrauchende benötigen „Obdach, Substitution,
niedrigschwellige medizinische Versorgung, Krankenversicherung, einen
legalen Aufenthaltsstatus, saubere Kleidung, einen Ort zum Runterkommen“,
fordert [6][die Gruppe „Fix it“], eine Initiative von
Sozialarbeiter*innen aus der Drogenhilfe.
Bremen [7][braucht eine Drogenpolitik], die auf die Bedürfnisse der
Schwächsten eingeht und ihrer Verwahrlosung, die auch etwas mit
kapitalistischen Verhältnissen zu tun hat – entschieden entgegentritt.
17 Jan 2024
## LINKS
[1] /Kiels-erster-Drogenkonsumraum/!5979505
[2] https://petition.bremische-buergerschaft.de/index.php?n=petitionsdetails&am…
[3] https://lucie-bremen.de/papier-zur-analyse-der-situation-auf-dem-lucie-flec…
[4] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/cotainer-ausgebrannt-drogen-szene-…
[5] /Staatliche-Drogenpolitik/!5945335
[6] https://www.instagram.com/fix_it_hb/
[7] /Drogenpolitik-in-Bremen/!5910941
## AUTOREN
Franziska Betz
## TAGS
Drogen
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Prohibition
Bremen
Verdrängung
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