# taz.de -- Kulturarbeiterin über Open-Air-Kino: „Wir haben Lust, am Leben d… | |
> Am Bremer Hillmannplatz kreuzen sich verschiedene Interessen und das gibt | |
> Probleme. Mit Kino unterm freien Himmel soll er positiv besetzt werden. | |
Bild: So ähnlich könnte es auf dem Hillmannplatz beim „Silent Cinema“ aus… | |
taz: Frau von Essen, [1][der Hillmannplatz] ist mit vielen Polizeieinsätzen | |
und Belästigungen einer der Problempunkte Bremens. Warum veranstalten Sie | |
dort ein Open-Air-Kino? | |
Susanne von Essen: Der Hillmannplatz ist mit seiner Nähe zum Hauptbahnhof | |
das Tor zur Stadt. Und er ist zum Angstort geworden, denn an solch einem | |
Ort in Bahnhofsnähe passiert sehr viel. Es gibt aber auch eine hohe | |
Eigenverantwortung der Anrainer, zu denen das Bremer Kommunalkino City 46 | |
gehört, mit dem zusammen wir das Open-Air-Kino veranstalten. Die Idee ist, | |
zusammen mit Kulturschaffenden diesen Ort selber zu besetzen. | |
taz: Sie nennen Ihre Filmreihe „Silent Cinema“, aber das bedeutet nicht, | |
dass es dort nur Stummfilme zu sehen gibt, oder? | |
von Essen: Nein, wir wollen aber die Anwohner*innen nicht auch noch mit | |
unserem Lärm stören. Wenn wir den Platz beschallen würden, wären die Leute | |
dazu gezwungen, den Film auch zu konsumieren. Darum verteilen wir 80 | |
Kopfhörer. Das Publikum kann so individuell die Lautstärke regulieren und | |
hat ein intensives Hörerlebnis. Und gleichzeitig treffen die Leute sich auf | |
einem öffentlichen und von allen Seiten zugänglichen Platz. | |
taz: Die Reihe beginnt am 16. August mit dem Dokumentarfilm „Barbara | |
Morgenstern und die Liebe zur Sache“. Nach der Vorführung wird diese | |
Pionierin der lyrischen Elektromusik ein Konzert geben. Wird das auch ein | |
Silent Concert? | |
von Essen: Ja! Als wir [2][Barbara Morgenstern] darüber informierten, wie | |
wir diesen Film über den Entstehungsprozess ihres neuen Albums zeigen, hat | |
sie selber vorgeschlagen, auch ihr Konzert über die Kopfhörer zu spielen. | |
Für sie sei die Intimität, die so entsteht, ein Geschenk. | |
taz: Am 17. August veranstaltet das Bremer Filmbüro dann bei Ihnen sein | |
Programm „Open Screen“. Was passiert da? | |
von Essen: Bei „Open Screen“ darf jeder zeigen was er will. Die Leute | |
können ihre Filme einreichen und sie haben dort ihre Premiere. Von Fiktion | |
über Musikvideos bis zu Experimentalfilmen ist alles erlaubt. Einzige | |
Bedingung ist, dass die Filme maximal zehn Minuten lang sind. Dieses Mal | |
ist so ein Programm von mehr als 90 Minuten zusammengekommen. | |
taz: Zum Abschluss zeigen Sie mit Charlie Chaplins „Modern Times“ doch noch | |
einen Stummfilm. Wie kam es zu dieser Wahl? | |
von Essen: Wir wollten neben all den neuen Filmen mit sozialpolitischen | |
Themen auch einen Klassiker zeigen. Dessen Gesellschaftskritik trifft auf | |
den Punkt und dafür scheint jetzt wieder die richtige Zeit zu sein. | |
taz: Sie sind Mitglied in dem Verein Stadtneudenken, der „Silent Cinema“ | |
organisiert hat. Wie kamen Sie auf diese Idee? | |
von Essen: Wir sind Kulturschaffende. Viele von uns kommen vom Theater und | |
darum denken wir in Bildern. Und wir haben Lust dazu, am Leben der Stadt | |
teilzunehmen. Wir entwickeln Formate, die verschiedene Perspektiven auf die | |
Entwicklung der Stadt zulassen. | |
taz: Was für Projekte verwirklichen Sie sonst? | |
von Essen: Es läuft jetzt gerade ein Projekt von uns in der | |
Hochhaussiedlung Kattenturm. Da haben wir versucht, die Menschen aus dem | |
Quartier einzubinden. Es gibt eine Modenschau, für die die Frauen von | |
Kattenturm genäht haben, eine Bühnenshow und einen Flohmarkt. Außerdem sind | |
die Artist*innen der Bremer Gruppe Slackline oben zwischen den | |
Hochhäusern balanciert. | |
taz: Und was ist Ihr Traumprojekt? | |
von Essen: Ich würde gerne in Woltmershausen und am kleinen Neustädter | |
Hafen eine Wasserbespielung mit einem Badeschiff veranstalten und so aus | |
der Weser einen Badesee machen. | |
13 Aug 2025 | |
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## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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