# taz.de -- Uefa-Urteil des EuGH: Geld bleibt am Ball | |
> Die Initiatoren einer europäischen Superliga hoffen nach ihrem | |
> juristischen Sieg gegen die Uefa auf neuen Aufwind. Keine guten | |
> Nachrichten für Fans. | |
Bild: Maximale Flughöhe: Superstar Jude Bellingham vom superreichen und potenz… | |
MÜNCHEN taz | „Der Fußball ist frei.“ Viel größer hätte die Botschaft … | |
Super League nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht ausfallen | |
können. In einem Imagefilm, den die Super-League-Macher von der | |
Managementagentur A22 bei einer Pressekonferenz am Donnerstagmittag nach | |
dem Richterspruch abgespielt haben, regnet es Fußbälle auf eine schattige | |
Welt. Am Ende landen sie in einem hell erleuchteten Stadion. „Fußball, von | |
dem du träumst“, heißt es dazu in dem Clip, der sich an die Fans des Spiels | |
in aller Welt richtet. Die Super League will es noch einmal wissen. | |
[1][2021 hat der Plan für eine Liga der superreichen Klubs für knapp eine | |
Woche Fußballeuropa erschüttert.] Fußballgroßkonzerne wie Real Madrid, der | |
FC Barcelona, Juventus Turin oder der FC Chelsea waren mit den Plänen an | |
die Öffentlichkeit gegangen, eine eigene Liga zu gründen. Die Super League. | |
Von der Champions League, jenem Elitewettbewerb, der die Europäische | |
Fußballunion Uefa veranstaltet, wollten sie sich verabschieden. Der | |
Dachverband des organisierten Fußballs in Europa untersagte den Klubs | |
damals die Teilnahme. | |
Nun sieht der Super-League-Supermanager und A22-Chef Bernd Reichart den | |
Fußball befreit aus den Fängen der Uefa und schmeißt sich ran an die Fans. | |
„Eine für alle“ lautet das neue Motto des Projekts, das mit einem irren | |
Versprechen verbunden ist. Alle Spiele soll es umsonst auf einer | |
Streamingplattform namens „Unify“ zu sehen geben. | |
Reichart schwärmt in lupenreinstem PR-Gewäsch von den Möglichkeiten, den | |
„Milliarden Fans der einzigen Sportart, die auf allen Kontinenten der Erde | |
populär ist“, den „besten Fußball der Welt“ zu präsentieren. Er stellt… | |
Ligasystem für 64 Teams mit drei Spielklassen vor. Auf- und Abstieg soll es | |
geben und die frei werdenden Plätze sollen nach sportlichen Kriterien von | |
den besten der nationalen Ligen neu aufgefüllt werden. A22 will auch eine | |
Super League für die Frauen organisieren. Es war eine Einladung an alle | |
Klubs in Europa, sich dem neuen Projekt anzuschließen. Doch ob die | |
angenommen wird? Die European Club Association, eine Interessenvertretung, | |
der 500 Vereine angehören, steht nach dem Urteil jedenfalls treu zur Uefa. | |
## Die Uefa und der gute alte Fußball | |
Anders als Real Madrid, dessen [2][Präsident Florentino Pérez] das Urteil | |
des EuGH über den grünen Klee gelobt hat. Jetzt stehe man „in der | |
Verantwortung, dem europäischen Fußball den neuen Schwung zu geben, den er | |
so dringend braucht“, meinte er. Weder er noch Super-League-Mann Reichart | |
sprachen aus, worum es wirklich geht – ums Geschäft, um die Steigerung der | |
Einnahmen. Um die Schaffung eines Produkts, für das man Weltkonzerne, die | |
großen Hedgefonds oder die Staatsunternehmen aus den Ölmonarchien am Golf | |
begeistern kann. | |
Mehr als die 5 Milliarden Euro, die die Uefa mit ihren | |
Europapokalwettbewerben ab 2024 erlösen möchte, müssten schon | |
zusammenkommen, um den Klubs das Angebot Super League schmackhaft zu | |
machen. Auf das Urteil reagierte die Uefa jedenfalls gelassen. Sie hat sich | |
neue Regeln gegeben, was die Zulassung von neuen Wettbewerben betrifft, und | |
geht davon aus, dass diese vor einem europäischen Gericht standhalten | |
würden. | |
In einer Erklärung zum Urteil bezeichnen sie sich als Wahrer der | |
„Fußballpyramide“, ganz so als ob es wirklich noch möglich wäre, von ganz | |
unten nach ganz oben aufzusteigen. Dabei war es die Uefa selbst, die diese | |
Illusion zerstört hat. Die Prämienausschüttungen an die | |
Champions-League-Teilnehmer haben dem FC Bayern München seine alles | |
beherrschende Stellung erst ermöglicht. 90 Millionen Euro haben die Bayern | |
in der vergangenen Champions-League-Saison von der Uefa kassiert. | |
Es war also die Uefa, welche die irrwitzigen Summen in den Fußball gebracht | |
hat. Und auch wenn von den Geldern kleine Anteile in einer Art Soliprogramm | |
an Klubs ausgeschüttet werden, die sich nie und nimmer für einen | |
Europapokalwettbewerb qualifizieren können, ist es beinahe schon | |
geschmacklos, wenn sich der Verband als Wahrer des guten alten Fußballs | |
versteht, zu dessen Wesensmerkmalen die Durchlässigkeit nach ganz oben | |
gehörte. | |
## Zielgruppe sind die jungen Fans | |
Von solchen Zuständen träumen vor allem diejenigen, die den Fußball am | |
liebsten live im Stadion verfolgen. Bei denen kommt die Umarmung der | |
Super-League-Macher gar nicht gut an. Die Football Supporters Europe, ein | |
Netzwerk organisierter Fanszenen in Europa, [3][hat via Twix verkündet]: | |
„Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht | |
durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet.“ | |
Solche Fans sind aber eh nicht gemeint, wenn die Super-League-Macher von | |
A22 vom „Beginn einer neuen Ära“ schwärmen. Junge, netzaffine Leute sollen | |
auf die Plattform gelockt werden. Meta und Spotify dienen dabei als | |
Vorbild, so hat es Reichart gesagt. Es geht um die Daten. Der Fan als Kunde | |
und Opfer. | |
21 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Gescheiterte-Super-League/!5763393 | |
[2] /Real-Madrids-Praesident-Florentino-Perez/!5398112 | |
[3] https://twitter.com/FansEurope/status/1737851570996621568?ref_src=twsrc%5Eg… | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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