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# taz.de -- Sugababes feiern Comeback: Lässiger als je zuvor
> Die britische Girlgroup Sugababes ist zurück – und schreibt mehr als 20
> Jahre später weiter an ihrem Beitrag zur feministischen Popgeschichte.
Bild: Die Sugababes bei einem Auftritt in London
Diese Woche saßen wir wieder bei unseren Freundinnen auf der Couch of
Truth. Ich liebe diese Momente. Es gibt Bubbly und liebevoll von E.
geschnittene Obststückchen. Mit Sicherheit springt B. irgendwann auf und
dreht ein Lied lauter. Sie darf ihren linken Arm gerade nicht bewegen und
tanzt einfach mit dem anderen durch die Luft.
Nachdem die Barbra Streisand-CD auch mit Zahnpasta nicht mehr zu retten
war, gab uns B. eine Einführung in das Sugababes-Album „The Lost Tapes“.
The Lost Tapes, das klingt wichtiger als jeder wiederentdeckte
Beatles-Song. Ist es für B. auch.
Und für die [1][feministische Popgeschichte] sowieso. Was ich innerhalb
einer Stunde von B. gelernt habe: Die Londoner [2][Girlgroup] hat sich 2019
beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum ihren Namen
zurückerstritten. 2022 brachten sie das Glastonbury Festival zum
Überlaufen. Am 24. Dezember 2022 kam dann der Überraschungsrelease der
Tapes, ein Album, das die Band 2013 aufgenommen, aber nie veröffentlicht
hatte.
1998 in der Besetzung Siobhán Donaghy, Mutya Buena, Keisha Buchanan
gegründet, wurden die Mitglieder immer wieder ausgewechselt, bis keine der
ursprünglichen Sängerinnen mehr übrig war. Buchanan blieb am längsten. Raum
für Mitgestaltung, geschweige denn das Schreiben von eigenen Songs hatte
sie schließlich nicht mehr.
Für die Produktion neuer Alben wurden die neu besetzten Sugababes im
Schnelldurchlauf durchs Studio gehetzt. Als sie Einspruch erhob, gab es die
„Angry Black Woman“-Keule – wie sie dem Independent schilderte, hieß es
sofort, sie sei ein Bully, der sich überall einmischen will.
2010 musste Buchanan gehen, Mutya Buena reichte noch im selben Jahr beim
europäischen Markenamt ihre Klage gegen die Nutzung des Namens „Sugababes“
ein. 2012 kamen die drei als „Mutya Keisha Siobhan“ wieder zusammen.
Man muss sich das mal überlegen, Siobhán Donaghy und Mutya Buena waren
gerade mal 13, als sich die Gruppe formierte, Buena hatte ihre beste
Freundin Keisha Buchanan zu den Proben mitgebracht. Wie es in der
Musikgeschichte zu Girlgroups so oft heißt, „entschied“ das Management, die
drei fortan als Trio zu besetzen.
Dass die Sugababes heute im Alter von fast 40 wieder so krass durch die
Decke gehen, kann man ihnen nur gönnen. Die BBC richtete dieses Jahr den
Piano Room für sie her. Als eine der Girlgroups, deren Songs am häufigsten
geremixt wurden, lud die Londoner [3][DJ-Plattform Boiler Room] sie auch
gleich ein.
Nicht der Ort, wo üblicherweise Girlgroups auftreten? Das würde die
Musiktraditionen der Sugababes unterschätzen: die Garage- und
2Step-Einflüsse in ihren Songs sind ziemlich einzigartig. Live spielen sie
mit einer fetten Band. Laut B. gab es seit Destiny’s Child auch kein Trio
mehr, das so schöne Harmonien singt wie die Sugababes.
Auf Youtube ist der Boiler Room vollgepackt, die Sugababes performen als
Teil der Crowd, umringt von den Gästen, wie es hier sonst die DJs tun.
Sogar die Security kann sich nicht verkneifen, ab und zu mitzutanzen und zu
lächeln.
Am meisten feiere ich den lässigen Tanzstil der drei, nach dem Motto, wir
haben genug hinter uns, kein Grund, die Choreo zu übertreiben. Sie laufen
im Rhythmus von links nach rechts, ab und zu die Hände in die Luft, einfach
nur cool. Merry X-Mas, liebe B., tanz schön weiter so.
22 Dec 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
Kolumne Subtext
Pop
Comeback
London
England
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Castingshow
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Popmusik
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