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# taz.de -- Neuer Nachtzug Berlin-Paris: Glück auf der Sparschiene
> Nachtzüge ermöglichen kleine Winterfluchten. Nun gibt es endlich wieder
> eine Verbindung zwischen Berlin und Paris.
Bild: Nachtzug von Berlin nach Paris am 12. Dezember in Straßburg
Berlin hat ja viele Vorteile, aber die geografische Lage gehört leider
nicht dazu. Die Berge sind weit weg, ebenso ein Meer, das sowohl über
Wellengang als auch über anständige Wassertemperaturen verfügt (danke für
nichts, Ostsee!). Und in den Wintermonaten lässt sich die Sonne mitunter
wochenlang nicht sehen.
Wenn mir in der dunklen Zeit mal wieder der Bleideckel auf den Kopf zu
fallen droht, träume ich mich weg, in südlichere Gefilde. Und zwar mit dem
Mausklick auf die Fahrkartenseite der Österreichischen Bundesbahn, die
verlockende N[1][achtzugverbindungen] bereithält: nach Bologna, Venedig,
Wien – in den letzten Jahren habe ich auf diese Art verschiedene kleine
Winterfluchten unternommen. Ich habe mit Freundinnen, Familie oder allein
für ein verlängertes Wochenende etwas Licht und Luft getankt. Und dabei das
gemütliche Hineinschaukeln in einen langen Schlaf genossen.
Klar, dieser war mal mehr und meist eher weniger erholsam: Von Berlin nach
Wien schlingerte und rumpelte es derart, dass Schlafen fast unmöglich war.
Von Bologna nach München, zwingender Umsteigebahnhof für alles zwischen
Italien und Berlin, fiel die Heizung aus, unter der dünnen Decke war es
lausekalt. Und wehe, man trinkt vor dem Schlafengehen ein großes Bier! Dann
muss man wie ich mitten in der Nacht irgendwo am Brenner durch den
schlingernden Waggon zu den Klos tappen, wo natürlich längst das Klopapier
alle ist und irgendwelche Idioten die Reste ihrer Wodka-Cola-Abteilparty im
Minimülleimer entsorgt haben.
Trotzdem ist es jedes Mal ein Erlebnis, morgens zwischen den ÖBB-Laken
aufzuwachen und zum Kaffee, der einem an die Liege gebracht wird, die
Ankunftslandschaft auf sich zurollen zu sehen. Ganz ohne Gepäckschlange und
Securitystress wie am Flughafen.
Letztes Jahr lag unterm Weihnachtsbaum das passende Geschenk zu meiner
Leidenschaft: „Mit dem [2][Nachtzug] durch Europa“. Ich blätterte mich
durch Reiseberichte, die von malerischen Strecken und skurrilen
Zuginterieurs erzählten. Von Berlin nach Bratislava und dann weiter nach
Humenné, „denn im Osten geht die Sonne auf“ – das wäre doch was!
## Warten auf den Nightjet
Leider war die Familie nur mäßig begeistert von meinen Plänen. Eine
Kleinstadt in der Slowakei als Reiseziel? Och nö. Dann schon lieber Paris!
Dazu stand im Reisebuch, dass es ab Ende 2023 wieder eine direkte
[3][Nachtzugverbindung Berlin-Paris] geben würde, nachdem der Vorgängerzug
„City Night Line Perseus“ von der Deutschen Bahn aus wirtschaftlichen
Gründen 2014 eingestellt worden war. Die österreichischen Kollegen von der
ÖBB, die das Schlafwagengeschäft übernommen haben, stopfen nun auch diese
Lücke.
Seit Weihnachten 2022 warte ich also auf diesen Nightjet, der zunächst
immer montags, mittwochs und freitags, ab Oktober dann täglich am frühen
Abend im Berliner Hauptbahnhof losrollt und gemächlich – in 14 Stunden und
6 Minuten – immer weiter Richtung Westen zum Pariser Gare de l’Est
schuckelt.
Leider habe ich das Projekt zwischenzeitlich wieder aus den Augen verloren.
Als Anfang der Woche, zeitgleich mit den ersten Winterfluchtgedanken, die
Meldung kam, dass der erste Zug fährt, klickte ich sofort auf „buchen“.
Allerdings, und das ist schon ein Nachteil an den Nachtzugverbindungen,
sind diese ebenso rar wie begehrt. Und dementsprechend schnell ausgebucht.
Ende Februar geht erst wieder was: Liegeplatz im 6er-Abteil in der
Kategorie „Sparschiene“ für 99,90 Euro. Paris, ich komme!
15 Dec 2023
## LINKS
[1] /Studie-von-Bahn-fuer-Alle/!5916654
[2] /Nachtzug-von-Budapest-nach-Berlin/!5951801
[3] https://www.dw.com/de/der-neue-nightjet-im-nachtzug-von-berlin-nach-paris/a…
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
Winter
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