| # taz.de -- Götz Kubitschek spricht in Wien: Ein Fall fürs Hausrecht | |
| > Die FPÖ-Studentenorganisation hat den neurechten Verleger Götz Kubitschek | |
| > eingeladen. Er darf in Räumen des österreichischen Parlaments sprechen. | |
| Bild: Steht auch in Einfahrten, die man freihalten soll: Götz Kubitschek | |
| Wien taz | „In den Räumlichkeiten der Universität Wien wird keine | |
| Veranstaltung mit [1][Götz Kubitschek] als Redner stattfinden“, schrieb die | |
| Universität Anfang November. Für diesen Freitag geplant war eine | |
| Podiumsdiskussion, an der der deutsche Rechtsextremist und Stichwortgeber | |
| der „Identitären Bewegung“ teilnehmen sollte. Die findet nun eben nebenan | |
| statt. | |
| [2][Kubitscheks „Institut für Staatspolitik“] wird vom Verfassungsschutz | |
| als „gesichert rechtsextrem“ angesehen. Zur Debatte nach Wien geladen hatte | |
| der FPÖ-Ableger Ring Freiheitlicher Studenten, die Diskussion wäre in einem | |
| angemieteten Hörsaal der Universität gewesen. Die Universität sah sich zu | |
| einer Absage der Veranstaltung veranlasst, weil der Veranstalter | |
| vorschriftswidrig nicht bekanntgegeben habe, wer da als Redner kommen soll. | |
| Nun wurde bekannt, [3][dass Kubitschek stattdessen am Freitag] an der Rampe | |
| im Eingangsbereich des Uni-Hauptgebäudes an der Wiener Ringstraße sprechen | |
| wird. Dort hat sich auch eine Demo der neugegründeten Gruppe „Aktion 451“, | |
| benannt nach dem dystopischen Roman „Fahrenheit 451“ (1953) von Ray | |
| Bradbury, angemeldet. | |
| „Die Fantasie von Fahrenheit 451 ist nun an der Universität Wirklichkeit | |
| geworden. Kritische Bücher und Gedanken sind verboten. Einheitsdenken | |
| verseucht die Hörsäle. Wir dagegen lesen ohne Scheuklappen. Und wir | |
| handeln. Denn den Pionieren des „gefährlichen Denkens“ gehört die Zukunft… | |
| schreibt die anonym bleibende „Aktion 451“ auf ihrer Website. Und ruft zur | |
| Kundgebung „gegen linke Zensur und Cancel Culture“ auf. Am frühen | |
| Nachmittag gab es bereits massive Polizeipräsenz vor der Universität, | |
| angekündigt hat sich am selben Ort eine Gegendemo von Antifa und anderen | |
| linken Organisationen. | |
| ## Kubitschek spricht nun eben im Parlament | |
| „Die Universität Wien ist offen für sachliche Diskussionen, auch zu | |
| kontroversiellen Themen in einer Perspektivenvielfalt. Einseitige | |
| Darstellungen, Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus haben an der | |
| Universität Wien keinen Platz“, heißt es seitens der Universität. Dass | |
| Kubitschek dort am Abend zu seinen Anhängern sprechen wird, könne die Uni | |
| aber nicht verhindern, denn die Rampe grenze direkt an öffentlichen Grund. | |
| Die ursprünglich geplante Podiumsdiskussion wurde nun um einige Hundert | |
| Meter verschoben – ausgerechnet in die Räumlichkeiten des österreichischen | |
| Parlaments. Freitagabend wird Kubitschek dort auf Einladung des | |
| Freiheitlichen Bildungsinstituts in den Räumen des FPÖ-Klubs – dem | |
| österreichischen Äquivalent der Fraktionen im Bundestag – sprechen. | |
| Ebenfalls angekündigt sind dafür FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker | |
| und der AfD-Abgeordnete Jan Wenzel Schmidt. | |
| „Die Freiheitliche Partei ist eine offene Partei auf demokratischer | |
| Grundlage“, schreibt die FPÖ am Tag der Veranstaltung. „Dazu gehört eben | |
| auch, verschiedenste Stimmen sprechen zu lassen und sich mit aller Kraft | |
| für das freie Wort einzusetzen und Auftrittsverbote und Redeverbote zu | |
| bekämpfen.“ | |
| Heftige Kritik kommt unterdessen von Grünen und Sozialdemokraten. „Die FPÖ | |
| rollt Rechtsextremen und Antisemiten den blauen Teppich aus. Seite an Seite | |
| mit Demokratiefeinden fühlen sich die Blauen offenbar am wohlsten“, so die | |
| SPÖ in einer Aussendung. Kubitschek spreche immer wieder von einer | |
| „Holocaust-Industrie“ und einer „Instrumentalisierung des Holocausts“. … | |
| SPÖ weiter: „Wer so jemandem eine Bühne bietet, bereitet den Boden für | |
| antisemitische Übergriffe.“ | |
| ## Warum wird das Hausrecht nicht genutzt? | |
| Auf Nachfrage beim Parlament heißt es, es handle sich um einen Termin des | |
| FPÖ-Klubs. Man bitte um Verständnis, dass die Parlamentsverwaltung zu | |
| politischen Themen keine Stellungnahme abgeben könne. „Bei dem | |
| Veranstaltungsort handelt es sich um Räume, die dem FPÖ-Klub zugesprochen | |
| sind.“ | |
| Möglich wäre jedoch, dass der Nationalratspräsident im Rahmen des | |
| Hausrechts die Veranstaltung untersagt. Dies tat er allem Anschein nach | |
| aber nicht. Eine taz-Anfrage dazu ließ Nationalratspräsident Wolfgang | |
| Sobotka, dessen ÖVP in mehreren Bundesländern mit der FPÖ koaliert, | |
| unbeantwortet. | |
| 17 Nov 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Florian Bayer | |
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