# taz.de -- Holger Friedrich und Pressefreiheit: Er checkt's nicht mehr | |
> „Berliner Zeitung“-Verleger Holger Friedrich verpfiff Julian Reichelt und | |
> fiel einem Autor in den Rücken. Journalistische Standards nerven ihn | |
> wohl. | |
Bild: Holger Friedrich, Verleger der Berliner Zeitung | |
Schon lange nichts mehr von [1][Julian R]. gehört! Gut so, auch wenn er mit | |
seinem Müll im Netz leider viel zu viele Menschen erreicht. Doch halt, | |
gerade läuft die Meldung, dass sie bei Reichelts neuer Heimat Nius den | |
Schritt in den Rundfunk planen. | |
Im Oktober hatten sie beim Stern-Preis mitgeteilt, dass die | |
Spiegel-Geschichte „Warum Julian Reichelt gehen musste“ trotz einer | |
nachträglichen Korrektur „Geschichte des Jahres bleibt“. Reichelt hat | |
außerdem gegen Springer gewonnen, zumindest ein bisschen. Das hat was vom | |
guten alten Spion-gegen-Spion-Comic im längst untergegangenen Mad. | |
Der Konzern warf seinem Ex-Lieblingschefredakteur Betrug vor, weil der noch | |
Unterlagen aus seiner Bild-Zeit hatte. Mit einigen davon war Reichelt zur | |
[2][Berliner Zeitung (BLZ)] gelatscht, worauf deren Verleger, Holger | |
Friedrich, persönlich Reichelt bei Springer verpfiff. Die Springer-Klage | |
fußte in Teilen auf diesem Vorgang beziehungsweise Material. | |
Doch am 30. Oktober stellte die Berliner Staatsanwaltschaft das Verfahren | |
ein. Der Konzern habe Reichelt ausdrücklich gebeten, bestimmte Unterlagen | |
zu behalten, weil sie vielleicht noch gebraucht würden. Daher sei Springer | |
bewusst gewesen, dass Reichelt noch was hatte, so das Gericht. [3][Rumms | |
macht die Bombe, und weg sind alle verrückten Spione]. | |
## Kuschen vor dem Shitstorm | |
Bis auf einen, und der hat gegen Reichelt in ganz anders gelagerten | |
Verfahren bislang leider gewonnen. Es geht um Holger Friedrich und die | |
Frage, ob er einfach zu Springer marschieren durfte. Ja, urteilten im | |
Sommer das Berliner wie das Hamburger Landgericht in erster Instanz. Sitzen | |
in deren Kammern auch nur noch Mad-Spione? Auch wenn Reichelt natürlich ein | |
schlechtes Beispiel ist, müssen uns diese Urteile weiter aufregen. Wenn sie | |
Bestand haben, kriegt der Informantenschutz Löcher, die größer sind als die | |
Zahnlücke von Alfred E. Neumann. | |
Holger Friedrich, der ob der ganzen Aufregung die Welt oder genauer gesagt | |
den Journalismus nicht versteht, murkst derweil unbeirrt weiter. Mitte | |
Oktober hatte Thilo Mischke in einer Kolumne in der BLZ festgestellt: | |
„Antisemitismus ist nicht nur ein muslimisches Problem – sondern auch ein | |
deutsches.“ | |
Zur völlig korrekten Aussage gab es einen veritablen Shitstorm, und für | |
Friedrich Post vom Ex-Linken MdB Dieter Dehm. Darin bat der nach rechts | |
gerückte Schwurbler um umgehende Distanzierung von der „regierungsamtlichen | |
Antifa-Pose“. Und was macht Friedrich, der verrückte Hund? Post mal wieder | |
als publizistischer Underdog und schreibt zurück, es sei ein „Unfall“, ja, | |
eine „Entgleisung“ gewesen. „Insofern stimme ich Ihrer Einschätzung zu�… | |
schreibt Friedrich an Verschwörungsdieter, und dass der Text „nicht meiner | |
Ansicht entspricht“. | |
Wann kommt im Spiegel eigentlich die Geschichte „Warum Holger Friedrich | |
gehen musste“? Oder steht die dann in Mad? Egal, ’nen Nannen-Preis mit | |
Stern gäb’s dafür auf jeden Fall! | |
8 Dec 2023 | |
## LINKS | |
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[3] /Berliner-Zeitung-und-der-Fall-Reichelt/!5942569 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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