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# taz.de -- Klimakonferenz in Dubai startet: Gut geölte Verhandlungen
> Bei der Klimakonferenz stehen die Vereinigten Arabischen Emirate als
> Gastgeber in der Kritik: Sie wollen den Gipfel offenbar für fossile Deals
> nutzen.
Bild: Elektrisch gekühlt, künstlich bewässert und heiß auf noch mehr Öl-De…
Berlin/Dubai taz | Die Schornsteine qualmen, die Auspuffe rauchen: Fast
drei Jahrzehnte lang haben sich die Regierungen der Vereinten Nationen zu
Weltklimakonferenzen getroffen, aber der Ausstoß klimaschädlicher
Treibhausgase ist weltweit noch massiv gestiegen. Ab Donnerstag verhandeln
die fast 200 Staaten wieder über das Weltklima, diesmal treffen sie sich in
der Wüstenstadt Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es ist das
28. Mal, abgekürzt ist deshalb die Rede von der COP 28.
Langsam, aber sicher nähert sich die Welt der Wurzel des Problems an: den
fossilen Energieträgern. „Wir brauchen einen bindenden Beschluss,
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030 weltweit massiv hoch-
sowie gleichzeitig Kohle, Öl und Gas massiv herunterzufahren“, sagt
[1][Christoph Bals von der Organisation Germanwatch].
Ein Ende der fossilen Gewinnung von Energie folgt zwar logisch aus den
Klimazielen der Welt, ist aber auf internationaler Ebene noch nicht
explizit vereinbart. Seit zwei Jahren diskutiert die Weltklimakonferenz
immerhin ausdrücklich über Varianten der Abkehr von klimaschädlicher
Energie.
[2][Im schottischen Glasgow wäre beinahe der Kohleausstieg vereinbart
worden.] Minuten vor der finalen Abstimmung blockierten China und Indien
plötzlich – also zwei Länder, die noch stark auf Kohle setzen. Schließlich
war im Beschluss des Gipfels nur noch von einer Verringerung der
Kohlenutzung die Rede, nicht mehr von einem Ausstieg.
## Al Jaber setzt auf Öl und Gas
Vergangenes Jahr in [3][Ägypten versuchte Indien dann, die Regelung auf
fossile Energie] im Allgemeinen auszudehnen. Der Vorstoß fand breite
Unterstützung. Öl- und Gasländer wehrten sich aber erfolgreich dagegen.
Gastgeber Ägypten nahm den Vorstoß nicht einmal in einen offiziellen
Entwurf auf. Gelingt eine Einigung in diesem Jahr?
Der Gastgeber des Klimagipfels steht jedenfalls schon in der Kritik, bevor
das Treffen überhaupt begonnen hat: die Vereinigten Arabischen Emirate. Zum
Präsidenten der Konferenz hat das Land [4][Sultan Ahmed Al Jaber] ernannt,
Industrieminister und Manager des staatlichen Ölkonzerns Adnoc. Er sprach
schon im Mai zu Besuch in Berlin davon, aus den „fossilen Emissionen“
aussteigen zu wollen, nicht aber aus den fossilen Energien. Das heißt: Er
will weiter Öl und Gas nutzen, aber auf die CCS-Technologie setzen, mit der
CO2 abgeschieden und unterirdisch gespeichert wird.
Das gilt als teuer, riskant und ist kaum verfügbar. Laut einem Bericht der
britischen BBC über interne Dokumente wollen die Emirate Gespräche im
Rahmen der Klimakonferenz zudem für Öl- und Gas-Deals nutzen. Vom
„Volkswagen-2015-Moment für die COP-28-Präsidentschaft“ sprach daraufhin
Christiana Figueres, ehemalige UN-Klimachefin, auf der Online-Plattform X.
Der deutsche Autokonzern war vor acht Jahren mit einem systematischen
Betrug bei Abgaswerten seiner Diesel-Pkw aufgeflogen. Aktivistin Luisa
Neubauer von Fridays for Future stellte al-Jabers Position infrage. „Wenn
COP-Präsident Sultan al-Jaber nicht anerkennt, dass eine Klimakonferenz
kein Marktplatz für neue Ölfelder sein darf, sollte er zurücktreten“, sagte
sie.
## Die andere Seite der Energiewende
In Dubai soll es neben dem Ausstieg aus den klimaschädlichen Energieformen
auch um die andere Seite der Energiewende gehen: den Ausbau der
erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz. Denkbar
ist, dass die Staaten sich auf globale Ziele zu beidem einigen, etwa auf
eine Verdreifachung der erneuerbaren Kapazitäten bis 2030.
Zu guter Letzt geht es bei Klimakonferenzen auch immer um Geld – so auch in
Dubai. Zum Beispiel muss geklärt werden, wie es mit der sogenannten
Klimafinanzierung ab 2025 weitergeht. Das sind die Hilfsgelder, die
Industrieländern dem globalen Süden für Klimaschutz und Klimaanpassung
versprochen haben. Für den Zeitraum von 2020 bis 2024 war eine jährliche
Summe von 100 Milliarden US-Dollar vereinbart, die allerdings laut dem
Industrieländerclub OECD erst 2022 geliefert wurde.
Außerdem muss der im vergangenen Jahr beschlossene [5][Fonds für
klimawandelbedingte Schäden und Verluste] gefüllt werden. Der soll armen
Ländern helfen, wenn sie durch den Klimawandel von einer Naturkatastrophe
getroffen werden. Umstritten ist, ob neben den Industrieländern etwa auch
die Golfstaaten oder China einzahlen müssen – mittlerweile ebenfalls große
Volkswirtschaften mit hohen Emissionen.
30 Nov 2023
## LINKS
[1] https://www.germanwatch.org/de/89841
[2] /Neue-Kohlemine-in-Grossbritannien/!5898845
[3] /Klimagipfel-COP-27-in-Aegypten-endet/!5896214
[4] /Klimakonferenz-in-Dubai/!5974546
[5] /Vorbereitung-der-Klimakonferenz-in-Dubai/!5937303
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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