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# taz.de -- Tierversuche an der Universität Bremen: Bremer Senat stoppt Affenv…
> Seit mehr als 20 Jahren forscht Andreas Kreiter in Bremen an Makaken. Das
> Gesundheitsressort hat den Antrag auf eine Fortsetzung jetzt abgelehnt.
Bild: Hinter Gittern: Ein Makake sitzt in einem Labor, damit an ihm Versuche du…
Bremen taz | Das [1][Versuchsvorhaben von Andreas Kreiter] ist ethisch
nicht vertretbar: Zu diesem Urteil kommt die Behörde der Bremer
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Am Dienstag verkündete sie,
seinen Antrag deshalb abgelehnt zu haben. Die Belastung der Affen, mit
denen Kreiter an der Uni forscht, könne nicht „durch den angestrebten
Erkenntnisgewinn gerechtfertigt werden“.
Der Antrag „Raumzeitliche Dynamik kognitiver Prozesse des Säugetiergehirns“
ist aus dem August dieses Jahres und der insgesamt achte dieser Art, so die
Behörde. Die aktuelle Genehmigung der Versuche läuft Ende November aus.
Andreas Kreiter ist der Leiter des Labors für Kognitive Neuropsychologie an
der Uni Bremen. Der Hirnforscher kam 1997 von Frankfurt nach Bremen, seit
1998 forscht er dort mit Makakenaffen. Viele Menschen protestierten sofort
gegen die Pläne. Im taz-Interview sagte er damals: „Für die Tiere selbst
ist der Versuch keine Belastung, die anstrengender wäre als das Leben in
freier Wildbahn.“
Die Versuche von Kreiter an den Tieren [2][standen bereits mehrfach vor
Gericht]. Schon seit Jahren ist der Senat eigentlich gegen die Experimente,
musste diese bislang aber immer wieder genehmigen – in dem Wissen, dass ein
Verbot rechtlich schwierig wird. [3][2014 scheiterte er vor dem
Bundesverwaltungsgericht], als er eine Genehmigung verweigert hatte.
Zuletzt genehmigte der Senat vor einem Jahr eine Verlängerung eines Antrags
von Kreiter, ursprünglich aus dem Jahr 2018.
## Vier Gutachten, ein Sachverständiger
Doch für den neusten Antrag gilt endlich das novellierte Tierschutzgesetz,
es wurde [4][nach Vorgaben der Europäischen Union erneuert] – wenn auch
viel zu spät und erst nach einer Ermahnung der EU. Demnach müssen
Genehmigungsbehörden einen Antrag selbst wissenschaftlich prüfen. Genau das
hat das Gesundheitsressort getan.
In der Mitteilung zur Entscheidung schreibt das Ressort, dass man 2022 und
2023 „auf der Grundlage eines früheren Genehmigungsverfahrens“ vier
Gutachten zur Bewertung der Versuche in Auftrag gegeben habe. Zwei dieser
Gutachten befassen sich mit der Einschätzung der Belastungen, denen die
Versuchstiere durch die Haltungsbedingungen und die verschiedenen
Versuchsmaßnahmen ausgesetzt sind.“
Die anderen beiden hätten geprüft, „ob Alternativmethoden existieren, die
die Versuchstiere weniger oder gar nicht belasten würden“. Ein
Sachverständiger habe die Gutachten ausgewertet, um die „ethische
Vertretbarkeit“ des Vorhabens einzuschätzen.
„Die Leiden der Makaken sind aus Sicht der senatorischen Behörde als schwer
im Sinne der Europäischen Tierversuchsrichtlinie zu qualifizieren“, heißt
es weiter. Die Affen seien jahrelang den Haltungs- und Versuchsbedingungen
sowie den daraus resultierenden Folgen ausgesetzt. „Zu diesen Versuchen
gehören neben dem regelmäßigen Wasserentzug und der Fixierung im
sogenannten Primatenstuhl auch umfangreiche Kopfoperationen.“
Eine klinische Verwendbarkeit der angestrebten Ergebnisse sei ungewiss.
„Auch im Rahmen der Grundlagenforschung ist zu fordern, dass für die
Rechtfertigung eines Tierversuchs ein klinischer Anwendungsnutzen des zu
erwartenden Erkenntnisgewinns in zeitlicher Nähe wahrscheinlich ist.“ Das
gelte besonders, wenn ein Tierversuch zur Grundlagenforschung bereits über
einen längeren Zeitraum in ähnlicher Form durchgeführt werde.
Philipp Bruck, tierpolitischer Sprecher der Grünenfraktion, hält die
Senatsentscheidung für richtig. „Affen gehören nicht in Labore. Sie haben
in Primatenstühlen nichts zu suchen, man bohrt ihnen nicht die Schädeldecke
auf, und man zwingt sie auch nicht durch Flüssigkeitsentzug zu
Experimenten.“ Ethisch seien die Versuche nicht zu rechtfertigen. „Jetzt
müssen wohl Gerichte klären, ob das auch rechtlich gilt.“
Eine Uni-Sprecherin bestätigte den Eingang der Ablehnung an Kreiter und
sagte: „Herr Kreiter teilt die Auffassung des Gesundheitsressorts nicht und
wird nach Prüfung des Bescheids einen Eilantrag dagegen einreichen.“
14 Nov 2023
## LINKS
[1] /Tierversuche-an-Makaken-Affen-in-Bremen/!5898306
[2] /Makakenversuche-in-Bremen-erlaubt/!5170816
[3] /Katastrophe-fuer-Tierschuetzer/!5049279
[4] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124042/Novelle-zum-Schutz-von-Versuc…
## AUTOREN
Alina Götz
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