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# taz.de -- Makaken-Versuche in Bremen: Behörde prüft Verlängerung
> Tierschützer:innen fordern ein Ende der Versuche an Makaken in
> Bremen. Der Streitpunkt ist, ob tierfreie Forschung gute Alternativen
> bieten kann.
Bild: Leben im Käfig und im Labor: ein Makake an der Uni Bremen
Bremen taz | Es ist ein windiger Mittwochnachmittag vor dem Büro der Bremer
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). In einem Holzstuhl fixiert
sitzt ein Mensch in einem Affenkostüm. Ein Mann im Laborkittel tut so, als
würde er ihm mit einer Pipette etwas zu trinken geben. Daneben stehen
einige Aktivist:innen mit Plakaten.
Die Demonstration war vergangene Woche von den Tierschutzorganisationen
„Peta“ und „Ärzte gegen Tierversuche“ organisiert worden, um gegen die
Versuche an aktuell 19 Makaken zu protestieren, die seit 1997 an der
Universität Bremen stattfinden. Bald läuft die Genehmigung dafür aus, der
Verlängerungsantrag wird aktuell von der Gesundheitssenatorin geprüft.
Die Versuche laufen so ab: Die Makaken sollen Aufgaben erfüllen, während
Forscher:innen Sonden in ihr Gehirn einführen. Als Belohnung gibt es
etwas zu trinken. Laut den Tierschützer:innen wird den Tieren deshalb
im Vorfeld Flüssigkeit vorenthalten.
Meike Mossig, Sprecherin der Universität, versichert eine artgerechte
Haltung. Sie verweist auf einen [1][im Jahr 2014 letztinstanzlich
entschiedenen Rechtsstreit]. Der Bremer Senat versuchte damals, die
Genehmigung der Versuche zu verweigern. Der verantwortliche Neurobiologe
Andreas Kreiter reichte dagegen erfolgreich Klage ein. Mehrere Gutachten
belegten, dass die Affen bloß mäßig belastet seien. Starker Durst sei sogar
hinderlich im Versuchsablauf. Für Untersuchungen am Hirngewebe müsse man
die Tiere zwar auch einschläfern, das geschähe aber erst im hohen Alter.
„Ein Leben in Gefangenschaft kann niemals artgerecht sein“, sagt
Peta-Vertreterin Sabrina Engel. Zumal man die gewonnenen Erkenntnisse nur
eingeschränkt auf den menschlichen Körper übertragen könne. Im April 2020
stellte die Organisation ihren „Research Modernisation Deal“ vor, einen
Leitfaden für den Ausstieg aus Tierversuchen. Dem zufolge gibt es
modernere, tierfreie Forschungsmethoden.
Stimmt das, sollten die Tage der Affenversuche gezählt sein. Denn im Juni
2021 wurde das Tierschutzgesetz strenger. Unter anderem sind Tierversuche
nun verboten, wenn das Forschungsziel auch mit alternativen Methoden
erreicht werden kann. Das weiß auch Mossig. Computersimulationen könnten
jedoch beispielsweise nur simulieren, was bekannt ist. Doch das Gehirn sei
noch ähnlich unerforscht wie das Universum.
Engel nennt noch weitere Methoden, darunter das künstliche „Brain on a
Chip“ oder postmortale Untersuchungen von menschlichem Hirngewebe. Mossig
ist sich dennoch sicher, dass es für die Versuche an den Makaken keinen
technischen Ersatz gibt. Grundlagenforschung wie diese sei wichtig, um
bisher kaum heilbare Erkrankungen des Nervensystems behandeln zu können. An
der Uni würden alle gesetzlichen Auflagen erfüllt.
Die Protestierenden hoffen auf die Unterstützung von Senatorin Claudia
Bernhard (Die Linke). Bernhard sagte der taz: „Ich lehne Tierversuche
grundsätzlich ab, das schließt auch die angesprochenen Versuche an der
Universität Bremen mit ein. Das ist meine persönliche Haltung, für die
Beurteilung der Gesamtsituation muss jedoch deutlich breiter geschaut
werden.“
Aktuell prüfe die Behörde, ob die Genehmigung um ein Jahr verlängert werden
könne. Dabei würden auch die [2][Änderungen in der deutschen sowie
europäischen Rechtslage] eine Rolle spielen. Wie die Chancen stehen, konnte
die Senatorin aber noch nicht sagen.
7 Nov 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Paul Petsche
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