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# taz.de -- Neuer S-Bahn-Tunnel für Hamburg: Teuer und langwierig
> Hamburgs Senat und Bürgerschaft planen einen neuen S-Bahn-Tunnel durch
> die Innenstadt. Sie sollten sich mit Alternativlösungen beschäftigten.
Bild: In Zukunft keine Panoramafahrt mehr über die Alster nach Altona: S-Bahn …
Ein neuer S-Bahn-Tunnel soll mitten durch Hamburg gebaut werden. Doch es
regen sich vermehrt Zweifel, ob das milliardenschwere Projekt der Weisheit
letzter Schluss ist. Verkehrsaktivisten haben den Plan auseinandergenommen.
Für den Landesparteitag der SPD am Wochenende hat der Distrikt Eimsbüttel
Süd beantragt, „mögliche Varianten für den Schienenausbau in der Region
Hamburg zu prüfen“.
Das tut not, denn bisher hat es den Anschein, als würde die rot-grüne
Regierungsmehrheit einfach übernehmen, was ihr die Bundesregierung
vorgesetzt hat. Schließlich gibt es ja seit Längerem die Klage, dass der
Norden beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu kurz gekommen sei. Da lässt
sich so ein Projekt, das der Bund zu drei Vierteln bezahlt, schlecht
zurückweisen.
Ins Gespräch gebracht hatte den „Verbindungsbahnentlastungstunnel“ 2019 der
damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak
Ferlemann (CDU). [1][Der Vorschlag] ging davon aus, dass wegen des von der
Bahn geplanten Deutschlandtakts viel mehr Fernzüge quer durch Hamburg
fahren müssen. Um mehr Kapazitäten zu schaffen, sollen deshalb die
[2][S-Bahn-Gleise, die parallel zur Fernbahn verlaufen, unter die Erde
verlegt] werden.
Die Bürgerinitiative (BI) Prellbock Altona hält diesen Plan für teuer,
klimaschädlich und fahrgastunfreundlich. Die Kosten können sich die BI-ler
nur ausmalen, denn in der [3][Machbarkeitsstudie der Bahn] sind zwar die
Baumaßnahmen aufgeführt, die Kostenschätzungen jedoch geschwärzt. Sie
verweisen auf eine Studie von 2020, die drei Milliarden Euro veranschlagt.
Angesichts der enormen Kostensteigerung beim S-Bahn-Tunnel in München
erwarten sie eher zehn bis zwölf Milliarden.
## Viele offene Baustellen
Dazu komme, dass vom Ausbau der oberirdischen S-Bahn- zur Fernbahnstrecke
noch gar nicht die Rede gewesen sei. Auch der sei teuer und könne überdies
erst in Angriff genommen werden, wenn der S-Bahn-Tunnel fertig sei. Wegen
der vielen offenen Baustellen und auch weil zeitgleich eine neue
U-Bahn-Linie durch die Innenstadt gebaut werden soll, drohe Chaos beim
öffentlichen Nahverkehr.
Prellbock hat dieser Tage eine Alternative vorgestellt. Die Initiative
schlägt vor, Regionalzüge von Schleswig-Holstein über Hamburg nach
Niedersachsen durchfahren zu lassen. Bisher machen die Züge aus beiden
Richtungen in Hamburg kehrt, was den Hauptbahnhof blockiert. Bestehende
Strecken sollen ertüchtigt und ausgebaut werden. Zudem plädiert Prellbock
für einen Eisenbahn-Elbtunnel im Hamburger Westen. Dieser hätte auch den
Vorteil, dass der Verkehr nicht zusammenbräche, falls ein Binnenschiffer
die Elbbrücke im Osten abräumte.
Die SPD Eimsbüttel Süd greift einen [4][Vorschlag] auf, den Norbert Holtz
von der Initiative „Klimabahn“ und Holger Busche von der Fachgruppe
Mobilität von „Scientists for Future“ im Mai unter dem Namen „Nordtakt“
gemacht haben. Dieser sieht vor, entlang der Autobahnen neue
Schienenstrecken zu bauen, sodass viele Regionalbahnen den überlasteten
Hauptbahnhof nicht mehr anfahren müssten.
Sich mit diesen [5][Alternativen auseinanderzusetzen], sollte für die
Bürgerschaftsmehrheit, den Senat und die Bahn eine Selbstverständlichkeit
sein. Stattdessen gilt der neue Tunnel als gesetzt. Allenfalls Varianten
davon werden diskutiert. Von einer Alternativenprüfung kann nicht die Rede
sein. Das dürfte sich rächen.
10 Nov 2023
## LINKS
[1] /Ueberfuellter-Hamburger-Hauptbahnhof/!5646295
[2] /Verkehrwende-in-Hamburg/!5934740
[3] https://www.mehr-bahn-fuer-hamburg.de/aktuelles/mediathek.html
[4] /Zukunft-von-Hamburgs-Bahnverkehr/!5933097
[5] http://prellbock-altona.de/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
S-Bahn
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Öffentlicher Nahverkehr
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Hamburg
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Verkehr
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ÖPNV
Öffentlicher Nahverkehr
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