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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++: Ruf nach Waffenruhe
> Die Teilnehmer des Gipfels in Ägypten fordern eine Feuerpause im
> Nahostkonflikt. In London demonstrieren Tausende für Solidarität mit den
> Palästinensern
Bild: Pro-Palästina-Demonstrant*innen im Londoner Regierungsviertel
## Zuversicht in Qatar
Ein führender Mitarbeiter des katarischen Außenministeriums äußert sich in
der Welt am Sonntag zuversichtlich über eine Freilassung weiterer von der
Hamas festgehaltener Zivilisten. „Wir arbeiten derzeit an einer
Vereinbarung, nach der zunächst alle zivilen Geiseln freigelassen werden
sollen“, sagte Majed Al-Ansari, Berater des Außenministers und Sprecher des
katarischen Außenministeriums, der Zeitung. „Ich kann Ihnen nicht
versprechen, dass dies heute oder morgen oder übermorgen geschehen wird.
Aber wir sind auf einem Weg, der sehr bald zur Freilassung der Geiseln,
insbesondere der Zivilisten, führen wird.“ (rtr)
## Schusswechsel an israelisch-libanesischer Grenze
An der libanesisch-israelischen Grenze ist es am Samstag an mehreren
Abschnitten zu Schusswechseln zwischen israelischen Truppen und Mitgliedern
der schiitischen Hisbollah-Miliz gekommen. Seit dem Großangriff der im
Gazastreifen regierenden Hamas auf Israel am 7. Oktober hat es an der
Grenze bereits mehrfach sporadische Zusammenstöße zwischen israelischen
Streitkräften und Mitgliedern der mit der Hamas verbündeten Hisbollah
gegeben.
Es gibt Befürchtungen, dass die vom Iran unterstützte Hisbollah offiziell
in den Konflikt eintreten könnte, während sich Israel auf eine mögliche
Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereitet. Die Hisbollah hat ein deutlich
größeres Waffenarsenal als die Hamas.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP im Südlibanon hörte an der Grenze
nahe der Mittelmeerküste laute Explosionen. Die staatliche Nationale
Nachrichtenagentur im Libanon meldete israelischen Beschuss in mehreren
Dörfern. Im Dorf Hula sei ein Auto direkt getroffen worden. Zu möglichen
Verletzten gab es zunächst keine Angaben.
Ein israelischer Armeesprecher erklärte, eine Gruppe Bewaffneter habe eine
Granate auf Israel abgefeuert. Eine israelische Drohne habe sie daraufhin
ins Visier genommen. Eine weitere Gruppe Bewaffneter habe auf den
israelischen Ort Margaliot geschossen, und eine Drohne habe sie kurz danach
angegriffen. Bei beiden Angriffen seien „direkte Treffer“ erzielt worden,
erklärte Armeesprecher Avichay Adraee bei X, früher Twitter. (ap)
## GipfelteilnehmerInnen fordern Waffenruhe
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt haben auf einem Nahost-Gipfel
eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas gefordert. Dieser solle unter
anderem „massive“ humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung …
Gazastreifen ermöglichen, forderte am Samstag in Kairo UN-Generalsekretär
António Guterres. In dem Palästinensergebiet kamen nach tagelangem Warten
derweil die ersten Lastwagen mit Hilfsgütern an.
Im Gazastreifen ereigne sich derzeit eine „humanitäre Katastrophe“, sagte
Guterres und forderte ein weltweites „Handeln zur Beendigung dieses
schrecklichen Albtraums“. Es müsse „viel mehr“ Hilfe für die 2,4 Millio…
Bewohner des palästinensischen Gebietes geben. Die Menschen bräuchten eine
„anhaltende Lieferung von Hilfe“.
Auch Jordaniens König Abdullah II., dessen Land ebenso wie Gipfel-Gastgeber
Ägypten seit Jahrzehnten zu den Vermittlern im Nahostkonflikt zählt,
forderte eine „sofortige Waffenruhe“. Ägyptens Präsident Abdel Fattah
al-Sisi betonte seinerseits, dass auch die Palästinenser ein „Recht auf
einen eigenen Staat“ hätten. Diese Forderung wurde auch von
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erhoben, der ein „Ende der israelischen
Besatzung“ der Palästinensergebiete forderte.
An dem Gipfel nahmen zudem EU-Ratspräsident Charles Michel sowie
Regierungschefs beziehungsweise Außenminister mehrerer europäischer Länder
teil. Auch Vertreter der USA, Russlands, Chinas, Japans und Kanadas waren
vor Ort. (afp)
## Meloni warnt vor unüberwindlicher Spaltung
Italien Ministerpräsidentin Giorgia Meloni warnt vor einer unüberwindlichen
Spaltung von Israelis und Palästinensern und wirbt für eine
Zweistaatenlösung. Die Geschehnisse im Gazastreifen dürften nicht „zu einem
weit größeren Konflikt, einem religiösen Krieg, einem Kampf der Kulturen“
werden, sagt Meloni bei der Nahostkonferenz in Kairo. Denn sie habe den
Eindruck, dass genau as das Ziel des Großangriffs der Hamas auf Israel
gewesen sei. „Wir dürfen nicht in diese Falle tappen“, sagt Meloni. Sie
wirbt für eine Koexistenz zweier Staaten von Israelis und Palästinensern.
(rtr)
## 100.000 demonstrieren in London für Solidarität mit Palästina
In London haben nach Polizeiangaben rund 100.000 Demonstranten friedlich
ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht. Nach einem
Demonstrationszug durch die Innenstadt versammelte sich die Menge vor dem
Amtssitz von Pemierminister Rishi Sunak in der Downing Street. Teilnehmer
forderten in Sprechchören und auf Transparenten „Freiheit für Palästina“
und übten scharfe Kritik an Israel. Die Polizei hatte zuvor erklärt, dass
Gewalt sowie Beifallsbekundungen für die in Großbritannien verbotene Hamas
nicht toleriert würden. (rtr)
## Sprengkörper vor israelischer Botschaft in Zypern
Nach der Explosion eines Sprengkörpers an der israelischen Botschaft in
Zypern hat die Polizei vier Tatverdächtige festgenommen. Es handle sich um
Syrer im Alter von 17 bis 21 Jahren, heißt es vonseiten der Polizei. Ersten
Erkenntnissen zufolge gab bei dem Vorfall in der Hauptstadt Nikosia es
weder Verletzte noch Sachschaden. (rtr)
## „Zwischen Terroristen und Zivilisten unterscheiden“
Mit Blick auf die Lage im Gazastreifen hat Bundesaußenministerin Annalena
Baerbock (Grüne) dazu aufgerufen, „zwischen Terroristen und
Zivilbevölkerung“ zu unterscheiden. Bei dem Nahost-Gipfel in Ägyptens
Hauptstadt Kairo sagte sie am Samstag, der Kampf gegen die radikale
Palästinenserorganisation Hamas müsse „mit der höchstmöglichen Beachtung
der humanitären Lage für die unschuldigen Männer, Frauen und Kinder im
Gazastreifen“ geführt werden. Zugleich betonte sie erneut das
Selbstverteidigungsrecht Israels.
„Ich appelliere an alle, stets zwischen Terroristen und Zivilbevölkerung zu
unterscheiden“, sagte Baerbock. „Die terroristischen Täter sprechen nicht
für das palästinensische Volk.“ Die Zivilisten im Gazastreifen bräuchten
humanitäre Hilfe.
Baerbock verwies zugleich darauf, dass beide Seiten viele Opfer beklagen.
„Jedes Zivilistenleben ist gleich wichtig“, sagte sie. „Es war die Hamas,
die am 7. Oktober ungeheures Leid über Israel gebracht und abscheuliche
Verbrechen begangen hat.“ Wie jedes andere Land habe Israel „das Recht,
sich selbst zu verteidigen und im Rahmen internationalen Rechts seine
Menschen gegen diesen Terror z u schützen“, betonte Baerbock. „Für
Deutschland ist die Sicherheit des Staates Israel nicht verhandelbar.“
(afp)
## Berliner Polizei verbietet erneut Pro-Palästina-Demo
Die Berliner Polizei [1][hat erneut eine palästinensische Demonstration
verboten]. Sie war für Sonntag von 14 bis 18 Uhr auf dem Potsdamer Platz in
Berlin-Mitte unter dem Titel „Frieden im Nahen Osten“ geplant. Die
Entscheidung sei nach Bewertung aller Umstände und Erkenntnisse sowie der
Abwägung sämtlicher Interessen gefallen, insbesondere des Grundrechts auf
Versammlungsfreiheit, teilte die Polizei am Samstag mit. Auch jede
Ersatzveranstaltung dafür ist demnach bis zum 30. Oktober verboten.
Die Versammlungsbehörde habe den Fall basierend auf bisherigen Erfahrungen
und weitergehenden Erkenntnissen geprüft. Es bestehe die unmittelbare
Gefahr, dass es bei der Versammlung zu volksverhetzenden, antisemitischen
Ausrufen, Gewaltverherrlichungen und Gewalttätigkeiten komme, so die
Polizei. (dpa)
## Türkischer Außenminister beklagt Ungerechtigkeit
Internationale Unterstützung für Israel hat nach den Worten des türkischen
Außenministers Hakan Fidan eine zunehmende Ungerechtigkeit gegenüber den
Palästinensern geschaffen. Israel nutze die Solidarität einiger Staaten
„als Blankoscheck dafür aus, blinde Wut an den Palästinensern auszulassen�…
sagte Fidan am Samstag auf einem internationalen Gipfel zum Gaza-Konflikt
nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Die Wut richte sich sogar gegen
Moscheen und Krankenhäuser.
„Bedingungslose Militärhilfe für Israel oder die Nötigung regionaler Länd…
zu unrealistischen und unhaltbaren Plänen dient nur der Vertiefung der
Besatzung“, sagte Fidan. Denn diese Politik lasse einen wesentlichen Teil
der Gleichung aus, vernachlässige und ignoriere sie: die Palästinenser.
(ap)
## Iraks Ministerpräsident warnt vor Ausweitung des Konflikts
Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani hat auf einem
internationalen Gipfel zum Gaza-Konflikt vor Auswirkungen einer möglichen
Ausweitung der Krise auf andere Länder gewarnt, mit Folgen für den Ölmarkt.
Er bezog sich offenbar auf Angriffe vom Iran unterstützter Milizen auf
US-Stützpunkte im Irak und Syrien. Die Milizen haben mit einem Eingreifen
gedroht, sollte die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen bedroht
sein.
Der Konflikt werde sich auf die globale Sicherheit auswirken, regionale
Konflikte eskalieren lassen, die Energieversorgung gefährden,
Wirtschaftskrisen verschärfen und weitere Konflikte hervorrufen, erklärte
Al-Sudani.
Bagdad lehne eine Vertreibung der Bevölkerung aus dem Gazastreifen ab, denn
„die Palästinenser haben keinen anderen Ort als ihr Land“, sagte Al-Sudani
am Samstag auf dem Gipfel nahe der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Er
forderte zur Beendigung des aktuellen Konflikts eine sofortige Waffenruhe
und einen Gefangenenaustausch.
Die Lage hätte sich nicht derart zugespitzt, wenn Resolutionen des
UN-Sicherheitsrats beachtet worden wären, sagte der irakische
Ministerpräsident – offenbar eine Anspielung auf die israelische
Siedlungspolitik im Westjordanland, die von weiten Teilen der
internationalen Gemeinschaft als völkerrechtswidrig betrachtet wird. (ap)
## Hamas: Opferzahl auf 4385 gestiegen
Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist seit Kriegsbeginn
nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums um
mehr als 200 Opfer auf 4385 angestiegen. Zuletzt hatte die Behörde noch von
4137 Toten gesprochen.
Am Samstag erklärte das Ministerium, unter den Opfern seien 1756 Kinder und
Jugendliche. Seit Beginn des Kriegs zwischen der islamistischen Hamas und
Israel am 7. Oktober wurden demnach zudem 13 561 Menschen verletzt. Die
Angaben aus dem Gazastreifen ließen sich zunächst nicht unabhängig
überprüfen. (dpa)
## 20 Lastwagen mit Nahrungs- und Arzneimitteln
[2][Erste Hilfslieferungen in den Gazastreifen] sind angelaufen. Einige
Lastwagen fuhren am Samstag von Ägypten in den palästinensischen Bereich
des Grenzübergangs Rafah, wie auf Bildern im ägyptischen Fernsehen zu sehen
war. Dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge sollen die 20 Lastwagen vor
allem mit Nahrungs- und Arzneimitteln beladen sein. Es sind die ersten
Lieferungen über Rafah seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im
Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas am 7. Oktober.
Rafah ist derzeit der einzige Weg, [3][Hilfe für die notleidende
Zivilbevölkerung] in den Gazastreifen zu bringen. Wie lange die Grenze
offen bleiben sollte, blieb zunächst unklar. UN-Nothilfekoordinator Martin
Griffiths erklärte, den Hilfslieferungen seien tagelange intensive
Verhandlungen vorausgegangen. Letztlich hatten sich alle Seiten auf den
Konvoi mit 20 Lastwagen verständigt.
Die USA, Ägypten und Israel wollten vermutlich sicherstellen, dass mit den
Lastwagen nichts außer humanitärer Hilfe über die Grenze gebracht wird.
Umstritten war auch die Lieferung von Treibstoff. Israel hatte
Hilfslieferungen von seiner Seite aus an die Bedingung geknüpft, dass die
Hamas alle der rund 200 Geiseln in ihren Händen zuvor freilassen müsse. Die
Hilfslieferungen über Rafah stießen bei Angehörigen der Geiseln in Israel
auf scharfe Kritik. (dpa)
## Agyptens Präsident: „beispiellose Krise“
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat den Krieg in Nahost bei einem
Gipfeltreffen als „beispiellose Krise“ bezeichnet. „Die Menschen der Welt
schauen heute genau auf uns“, sagte Al-Sisi zur Eröffnung des „Gipfels für
den Frieden“ am Samstag in der neuen Verwaltungshauptstadt östlich von
Kairo. Er bedauere das kollektive Schweigen der Weltgemeinschaft während
1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen „belagert, kollektiv bestraft und
gewaltsam vertrieben“ würden, sagte Al-Sisi.
An dem Gipfel nehmen auf Einladung Ägyptens mehrere Staats- und
Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und westlichen
Staaten teil. Darunter sind UN-Generalsekretär António Guterres,
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas, Jordaniens König Abdullah II. sowie
EU-Ratspräsident Charles Michel. Für Deutschland nimmt Außenministerin
Annalena Baerbock teil.
Israel ist nicht dabei und war nach eigenen Angaben auch nicht eingeladen
worden. Ägypten hat in dem Konflikt eine wichtige Vermittlerrolle. (dpa)
## Bundeswehr verlegt Soldaten nach Zypern
Die Bundeswehr hat in der Nacht zum Samstag wegen wachsender Gefahren in
Nahost durch Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze weitere
Kräfte nach Zypern für eine mögliche militärische Evakuierung deutscher
Staatsbürger verlegt. Dies diene dazu, die eigene Reaktionsfähigkeit zu
erhöhen, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag auf der Plattform X
(früher Twitter) mit.
Damit sei der Aufbau der Führungs- und Planungsfähigkeiten des
Einsatzverbandes für eine mögliche Option zur Evakuierung abgeschlossen.
Weitere Details nannte das Ministerium nicht. Es verwies zugleich darauf,
dass eine kommerzielle Ausreise aus dem Libanon weiter möglich sei. Die
Maßnahme diene der Vorbereitung, „um auch bei einer Lageverschärfung
schnell handlungsfähig zu sein“.
Das Verteidigungsressort und das Auswärtige Amt hatten die Maßnahme bereits
am Freitag angekündigt. Beide Ministeriem bekräftigten zugleich die
Ausreiseaufforderung für Libanon. Der Krisenstab der Bundesregierung habe
dies aufgrund der öffentlichen Reaktionen in Libanon auf die jüngsten
Ereignisse in Gaza beschlossen.
Dahinter steht die Befürchtung, dass sich die schiitische Miliz Hisbollah
vom Libanon aus in den Gaza-Krieg einschaltet. (dpa)
## UN-Hilfswerk: Mindestens 17 Mitarbeiter getötet
Seit Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel
sind im Gazastreifen mindestens 17 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für
palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) getötet worden. Das teilte
UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini am Samstag mit. Die tatsächliche
Zahl sei „wahrscheinlich“ noch höher als die bestätigten Todesopfer,
erklärte Lazzarini.
Laut Lazzarini wurden einige Mitarbeiter „in ihren Häusern getötet“, wo s…
mit ihren Familien schliefen. Seit Beginn des Krieges wurden demnach
mindestens 35 Gebäude der UN-Organisation getroffen, „einige davon durch
direkte Treffer“. Lazzarini betonte, dass das UNRWA „allen beteiligten
Parteien“ regelmäßig die satellitengestützte Ortsbestimmung zur Verfügung
stelle.
Das UNRWA hatte vor Kriegsbeginn fast 1,2 Millionen Bewohner im
Gazastreifen mit Nahrungsmitteln versorgt. Seit dem Großangriff der Hamas
sind keine Hilfslieferungen dieser oder anderer UN-Organisationen mehr in
dem Gebiet eingetroffen. Am Samstag begannen erste Hilfslieferungen von
Ägypten aus den Gazastreifen zu erreichen. (afp)
## Schuster warnt vor zunehmender Bedrohung jüdischen Lebens
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnt vor einer
[4][zunehmenden Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland]. Die Bedrohung
habe zugenommen, „denn der Antisemitismus im Land hat insgesamt
zugenommen“, sagte Schuster der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Dabei sei das Problem des Antisemitismus auch unter muslimischen
Einwanderern „offensichtlich groß“. Die gefährlichste Form des Judenhasses
in Deutschland sei aber der rechtsextreme Antisemitismus.
Arabischstämmige Menschen, die nach Deutschland kämen, hätten in den
Schulen ihrer Heimat jeden Tag israelfeindliche Zerrbilder gelehrt
bekommen, sagte Schuster. Sie hörten auch zu Hause nichts anderes. „Diesen
Menschen fällt es wohl erst einmal schwer, sich von dieser Sicht auf Israel
und die Juden zu lösen.“ Umso wichtiger sei es, „dass man hier auf die
Menschen einwirkt, schon in den Integrationskursen“. (epd)
## Israels Botschafter in Berlin: Überfall ist „Zeitenwende“
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat den
Hamas-Überfall auf Israel als „Zeitenwende“ für sein Land bezeichnet. Es
gebe immer noch 200 Leichen, die nicht identifiziert werden konnten, sagt
er auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Braunschweig. Der Kampf gegen
Hamas gehe auch Deutschland an. „Es ist ein Kampf der Zivilisation gegen
die Barbarei.“ Prosor kritisiert auch muslimische Verbände in Deutschland.
Von diesen gebe es ein „ohrenbetäubendes Schweigen“ zu dem Hamas-Angriff.
(rtr)
## Von der Leyen erfreut über Hilfslieferungen
[5][EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen] hat sich erfreut
darüber gezeigt, dass Ägypten Hilfslieferungen in den Gazastreifen
ermöglicht. „Dies ist ein wichtiger erster Schritt, der das Leid
unschuldiger Menschen lindern wird“, kommentierte die deutsche
Spitzenpolitikerin am Samstag. Ihr Dank gelte allen, die die Öffnung des
Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe ermöglicht
hätten.
Die EU hatte bereits am Wochenende zuvor mitgeteilt, dass sie ihre
humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen
kurzfristig auf mehr als 75 Millionen Euro verdreifacht. Zur Lieferung von
Hilfsgütern wurde zudem eine Luftbrücke nach Ägypten eingerichtet. (dpa)
## Scholz begrüßt Grenzübergangsöffnung
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Öffnung des Grenzübergangs Rafah für
Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen begrüßt. „Sie brauchen
Wasser, Nahrung und Medikamente – wir lassen sie nicht allein“, schreibt er
auf der Plattform X. „Die Bundesregierung setzt sich weiter über alle
Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern.“ (rtr)
## Grenzübergang Rafah könnte geöffnet werden
Laut der US-Botschaft in Israel könnte der Grenzübergang Rafah zwischen dem
Gazastreifen und Ägypten am Samstagmorgen geöffnet werden. Die
US-Vertretung erklärte in einem Beitrag in den sozialen Medien, sie habe
Informationen erhalten, nach denen es um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ) so
weit sein könnte. Die Botschaft signalisierte, dass damit Ausländer das von
Israel abgeriegelte Küstengebiet verlassen könnten. „Wir wissen nicht, wie
lange er (Rafah) für ausländische Bürger geöffnet bleiben wird, um den
Gazastreifen zu verlassen“, heißt es weiter. (rtr)
## Schwere Bombardements des Gazastreifens
Palästinensische Medien berichten über schwere Bombardements des
Gazastreifens in der Nacht. Dabei seien in Dschabalia im Norden des
Küstengebiets mindestens 19 Menschen getötet worden, hieß es in den
Meldungen. Am frühen Samstagmorgen seien zudem bei israelischen
Luftangriffen ebenfalls im Norden des Gazastreifens sechs Häuser getroffen
und mindestens acht Palästinenser getötet worden. Weitere 45 wurden demnach
verletzt. Vom israelischen Militär gab es zunächst keine Stellungnahme zu
den Medienberichten. (rtr)
## Raketenangriffe auf Israel dauern an
Auch zwei Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen Israel und der im
Gazastreifen herrschenden Hamas feuern militante Palästinenser weiter
Raketen aus dem Küstenstreifen ab. In der israelischen Hafenstadt Aschdod
nördlich des Palästinensergebiets heulten am Samstag Warnsirenen, wie die
israelische Armee mitteilte. Es gab zunächst keine Angaben zu Schäden oder
Verletzten.
Am Freitagabend und in der Nacht zu Samstag hatte es auch in den Grenzorten
zum Gazastreifen, die am häufigsten beschossen werden, wieder Raketenalarm
gegeben. Diese Ortschaften wurden allerdings weitgehend geräumt, um die
Zivilbevölkerung zu schützen. Auch in der Küstenstadt Aschkelon gab es am
Freitagabend mehrmals Raketenalarm. (dpa)
## Biden: Annäherung von Saudi-Arabien und Israel war Motiv
US-Präsident Joe Biden vermutet, der Großangriff auf israelische Zivilisten
am 7. Oktober könne darauf abgezielt haben, eine von Riad angestrebte
Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu stören.
Auf einer Wahlkampfspendenaktion sagt Biden am Freitag: „Einer der Gründe,
warum die Hamas gegen Israel vorging … sie wussten, dass ich mich mit den
Saudis zusammensetzen würde“. „Wissen Sie was? Die Saudis wollten Israel
anerkennen.“ Die mögliche Normalisierung der Beziehungen zu Saudi-Arabien
und anderen arabischen Staaten hatte für Außenminister Antony Blinken
während seiner Reise nach Riad im Juni oberste Priorität, obwohl er
einräumte, dass in nächster Zeit keine Fortschritte zu erwarten seien.
(rtr)
## EU-Kommission fordert Hilfslieferungen nach Gaza
Die EU-Kommission fordert Ägypten und Israel auf, ab sofort regelmäßige
Hilfslieferungen in großem Stil in den umkämpften Gaza-Streifen zu lassen.
„Es ist wichtig, dass die humanitären Konvois nach Gaza jetzt starten, ohne
jede weitere Verzögerung. 20 Lastwagen sind allerdings nur wie ein Tropfen
in einem Ozean, verglichen mit dem ungeheuren Bedarf, den die Menschen in
Gaza haben“, sagt der für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement zuständige
EU-Kommissar Janez Lenarcic der „Welt am Sonntag“ einem Vorabbericht
zufolge. Es sei, „eine rechtsverbindliche Verpflichtung gemäß dem
humanitären Völkerrecht“ und kein Luxus, den Menschen in Gaza Zugang zu
lebenswichtigen Gütern zu gewähren. (rtr)
## Ex-US-Abgeordneter beklagt Tod von Verwandten
Der ehemalige US-Abgeordnete Justin Amash teilt am Freitag mit, mehrere
seiner Verwandten seien getötet worden, als eine griechisch-orthodoxe
Kirche im Gazastreifen über Nacht von einem israelischen Luftangriff
getroffen wurde. „Unsere Familie leidet sehr“, [6][schreibt Amash auf X].
„Möge Gott über alle Christen in Gaza wachen – und über alle Israelis und
Palästinenser, die leiden, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem
Glauben.“ (rtr)
## Trudeau spricht mit Mohammed bin Salman
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau bespricht mit dem saudischen
Kronprinzen Mohammed bin Salman die Lage in Israel, im Westjordanland und
im Gazastreifen, wie Trudeaus Büro mitteilt. „Die beiden Staatsoberhäupter
brachten ihre tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen des
Konflikts im Gazastreifen zum Ausdruck und betonten, wie wichtig es sei,
dass alle Parteien die Zivilbevölkerung schützen und den humanitären Zugang
zu den betroffenen Gebieten sicherstellen“, teilt Trudeaus Büro mit. (rtr)
## Hamas lässt zwei US-Bürgerinnen frei
Knapp zwei Wochen nach dem Großangriff auf Israel hat die radikalislamische
Hamas erstmals Geiseln freigelassen. Der bewaffnete Arm der Hamas, die
Essedin-al-Kassam-Brigaden, habe „als Reaktion auf die Bemühungen Katars“
zwei US-Bürgerinnen – Mutter und Tochter – „aus humanitären Gründen“
freigelassen, teilte die im Gazastreifen herrschende
Palästinenserorganisation am Freitag mit. US-Präsident Joe Biden erklärte
indes, dass die Hamas mit ihrem Angriff auch die Normalisierung der
Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien stoppen wolle.
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte die
Freilassung. Die beiden US-Geiseln seien frei und in Israel, erklärte
Netanjahus Büro. Es handele sich um Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana
Raanan, die bei dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober aus dem Kibbuz
Nahal Os entführt und in den Gazastreifen verschleppt worden seien.
US-Präsident Biden reagierte nach Angaben des Weißen Hauses „überglücklic…
auf die Freilassung. „Unsere Mitbürgerinnen haben in den vergangenen 14
Tagen eine furchtbare Tortur durchgemacht, und ich bin überglücklich, dass
sie bald mit ihrer Familie wiedervereint sind“, erklärte Biden. Er dankte
Katar und Israel für ihre „Partnerschaft“ und erklärte, die USA würden
nicht nachlassen, bis alle anderen noch von der Hamas als Geiseln
festgehaltenen Staatsangehörigen zu Hause seien.
US-Außenminister Antony Blinken forderte die Hamas auf, alle Geiseln
freizulassen. Laut Blinken ist der Verbleib von zehn weiteren US-Bürgern
unklar, einige von ihnen seien Geiseln.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) half nach eigenen Angaben
bei der Freilassung der beiden Frauen, indem es sie nach Israel gebracht
habe. IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger bezeichnete die Freilassung
als „Hoffnungsschimmer“ und verwies auf die Rolle des IKRK als „neutraler
Akteur zwischen den Kriegsparteien“. Sie rief zur „sofortigen Freilassung“
aller Geiseln auf.
Die Hamas erklärte im Onlinedienst Telegram, die Freilassung der beiden
Geiseln diene auch dazu, den Bürgern in den USA und der ganzen Welt zu
zeigen, dass die „Behauptungen“ der US-Regierung über die Hamas unbegründ…
seien.
Nach der Freilassung der beiden US-Bürgerinnen erklärte die Hamas, sie
arbeite mit katarischen und ägyptischen Vermittlern an der [7][Freilassung
der „zivilen“ Geiseln]. Sie arbeite „mit allen Vermittlern daran, die
Entscheidung der Bewegung umzusetzen, die Akte der (als Geiseln genommenen)
Zivilisten zu schließen, wenn es sich Sicherheitslage erlaubt“, hieß es.
Die beiden US-Bürgerinnen seien nach Bemühungen von Katar und Ägypten
freigelassen worden. (ap)
21 Oct 2023
## LINKS
[1] /Propalaestinensische-Demos-in-Berlin/!5964978
[2] /Humanitaere-Hilfe-fuer-Gaza/!5967689
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[4] /Postkoloniale-Linke-und-Antisemitismus/!5965047
[5] /Zickzack-Kurs-der-EU-in-der-Nahostfrage/!5963981
[6] https://twitter.com/justinamash/status/1715470077196194068
[7] /Entfuehrte-Israelis-in-Gaza/!5966308
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