# taz.de -- Großspenden an Parteien: Gegen den Anschein von Käuflichkeit | |
> Die Linke lässt nicht locker in der CDU-Parteispendenaffäre. Nun will man | |
> die Union im Abgeordnetenhaus mit einem Antrag stellen. | |
Bild: Das bisschen Handgeld: Allein die Linke nimmt in Deutschland keine Großs… | |
Berlin taz | Die Großspende des Immobilienentwicklers Christoph Gröner an | |
die Berliner CDU gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Ein Unding, findet | |
die Linke – und startet jetzt einen neuen Anlauf, um die CDU zur Aufklärung | |
der Affäre zu drängen. Die Spenden Gröners aus dem Jahr 2020 in Höhe von | |
320.000 und 500.000 Euro bleiben ein unglaublicher Skandal, sagt Sebastian | |
Schlüsselburg, der rechtspolitische Sprecher der Linksfraktion im | |
Abgeordnetenhaus: „Politik darf nicht mal den Anschein von Käuflichkeit | |
haben.“ | |
Zur Erinnerung: Die Spenden waren [1][im Frühjahr dieses Jahres bekannt | |
geworden]. Gröner hatte damals offen erklärt, seine Spenden 2020 mit | |
politischen Forderungen an Kai Wegners CDU verbunden zu haben. Die | |
Bundestagsverwaltung hatte die Ermittlungen in der Sache eingestellt. | |
Dagegen wertete ein von Lobbycontrol in Auftrag gegebenes juristisches | |
Gutachten im August die Zuwendungen [2][als illegale Einflussspenden], die | |
unzulässig seien. | |
Mit einem Abgeordnetenhausantrag will die Linksfraktion solchen | |
Einflussspenden künftig einen Riegel vorschieben. Konkret soll der Senat | |
per Parlamentsbeschluss aufgefordert werden, einen Gesetzentwurf in den | |
Bundesrat einzubringen, mit dem Parteispenden von Unternehmen generell | |
verboten und die Höhe von Privatspenden auf 25.000 Euro im Jahr begrenzt | |
werden. Der Antrag liegt der taz vor. | |
Die Gröner-Spende selbst wird im Antragstext mit keiner Silbe erwähnt. Klar | |
ist aber, dass die Linke genau hierauf abzielt. So verknüpft auch Sebastian | |
Schlüsselburg im Gespräch mit der taz die Spende und den Antrag, wenn er | |
fordert: „Kai Wegner sollte die Spende umgehend zurückzahlen und die CDU | |
unserem Antrag zustimmen, um wenigstens einen Teil des Schadens | |
wiedergutzumachen.“ | |
## Auf Spenden angewiesen | |
Was Schlüsselburg auch weiß: Die Chancen, dass der Antrag eine Mehrheit | |
bekommt, geschweige denn, dass die CDU dem auch noch zustimmt, tendieren | |
gegen null. Nicht mal die Partei-Linken in der Berliner SPD wollen hier | |
mitgehen. Lars Rauchfuß etwa, einer der bekanntesten Kritiker der | |
schwarz-roten Koalition in der SPD-Fraktion, verweist darauf, dass die | |
Linke keine Antwort darauf gebe, wie Parteien ohne Großspenden auskömmlich | |
finanziert werden. | |
„Da muss man sich ehrlich machen. Letztlich sind die Parteien auch auf | |
Spenden angewiesen, um ihrem im Grundgesetz vorgesehenen Auftrag der | |
demokratischen Willensbildung nachzukommen“, sagt Rauchfuß zur taz. Dass | |
die Linke mit ihrem Antrag die Gröner-Spenden weiter problematisiert, kann | |
der SPD-Abgeordnete gleichwohl nachvollziehen. Denn: „Es kann nicht sein | |
und ist mehr als irritierend, dass das einfach wegmoderiert wird.“ | |
Wie die Linken und [3][die Grünen] fordert Rauchfuß unverändert, dass sich | |
die CDU zu der Spende endlich erklärt. Auch der SPD-Mann sagt: „Die | |
Alternative kann dann nur sein, dass das Geld an Gröner zurückgezahlt | |
wird.“ Der Fall sei schließlich schon deshalb besonders schwerwiegend, | |
„weil der Spendengeber öffentlich geäußert hat, mit seiner Spende die | |
Erfüllung einer politischen Erwartung zu verbinden“. | |
Unterdessen wurde am Mittwoch auch von anderer Seite noch einmal an Gröners | |
Spendierhosen erinnert: Die Initiative [4][Deutsche Wohnen & Co enteignen] | |
teilte mit, dass sie innerhalb eines Monats per Crowdfunding mehr als | |
100.000 Euro gesammelt hat, um die Erarbeitung eines „wasserdichten“ | |
Vergesellschaftungsgesetzes zu finanzieren. „Zugegeben, 820.000 Euro auf | |
einen Schlag haben wir nicht geschafft“, sagte Initiativensprecherin | |
Sprecherin Ida Mühlhaus mit Blick auf die Summe, die Gröner habe springen | |
lassen, „damit Wegner und Co. weiterhin die Bodyguards der Konzerne | |
spielen“. | |
Aber man wolle sich nicht beschweren, so Deutsche Wohnen & Co enteignen. | |
Auch die 100.000 Euro genügten, um einen zweiten, rechtlich bindenden | |
Gesetzesvolksentscheid in die Wege zu leiten, mit dem „der Willen von mehr | |
als einer Million Berliner:innen endlich umgesetzt“ werden könne. | |
2 Nov 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Mutmasslich-illegale-Parteispende/!5933291 | |
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[4] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!5961670 | |
## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
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