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# taz.de -- Biologin Anneke Steegh: Sensibel für Identitätsfragen
> Anneke Steegh schafft als Gastprofessorin in Hannover Aufmerksamkeit für
> Gender und Diversität in den Naturwissenschaften.
Bild: Ist vom Guten im Menschen überzeugt: Anneke Steegh
Auf den ersten Blick umfasst das Spektrum der Naturwissenschaftlichen
Fakultät der Leibniz-Universität Hannover (LUH) keine Überraschungen. Es
umfasst das Erwartbare, von der Biologie bis zur Chemie, von der Geo- bis
zur Lebensmittelwissenschaft. Dass Gastprofessorin Anneke Steegh Biologin
ist, passt also gut. Aber Steegh, für zwei Semester Teil des Instituts für
Didaktik der Naturwissenschaften, steht für das Unerwartbare. Ihr Job an
der LUH: Lehre und Forschung in [1][Gender und Diversity].
„Es geht um den Aufbau von Awareness“, sagt die niederländische
Identitätsforscherin und strahlt dabei eine so entspannte Positivität aus,
eine so intensive Hoffnung auf das Gute im Menschen, dass beides sich
überträgt, aller gesellschaftlicher Düsternisse und Verhärtungen zum Trotz.
Steegh lebt seit sieben Jahren in Deutschland; vor Hannover hat sie am
[2][Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und
Mathematik] (IPN) in Kiel gearbeitet. Das Thema Gender und Diversity
beschäftigt sie seit ihrer Promotion. An der LUH tritt sie an,
„gendersensibles und inklusives Handeln“ zu fördern, bei Studierenden wie
in der Mitarbeiterschaft.
„Ich liebe es, Menschen mitzunehmen“, sagt sie. Bei den Studierenden seien
„die Türen besonders offen“: „Da ist oft schon viel Wissen vorhanden, vi…
Bewusstheit. Da bewegt sich was, und das ist total schön.“ Steegh spricht
mit ihnen über Identitätsmerkmale, strukturelle Ungleichheit,
Privilegiertheit.
Erfahrungsgemäß sind bei den Mitarbeitenden die Türen oft schwergängiger.
Für Workshops zu Themen wie Macht und Status sind „manche offen, manche
weniger“, sagt Steegh. Das Problem ihrer Gastprofessur: Die Teilnahme an
allen Angeboten ist freiwillig. „Du kannst das studieren und lehren, ohne
mir zu begegnen“, sagt Steegh. „Aber nicht, ohne von mir gehört zu haben.�…
Sie lacht. Das tut sie gern.
## Ein Fach, das alle betrifft
Misslich ist auch, dass Steegh nur zwei Semester zur Verfügung stehen. Sie
hofft, dass das Angebot verstetigt wird. Die [3][Gastprofessur Gender und
Diversity] existiert bei den Naturwissenschaftlern der LUH zwar schon seit
2011. „Aber seit meinem Vorgänger ist ein Jahrzehnt vergangen“, sagt
Steegh. „Davon ist hier nicht mehr viel zu spüren.“
Aber die LUH zeigt sich offen. Derzeit gibt es auch am Deutschen Seminar
der Philosophischen Fakultät eine Gastprofessorin für Gender und Diversity:
die [4][Linguistin Sina Lautenschläger]. Und „im nächsten Semester kommt
noch jemand an die Juristische Fakultät“, sagt LUH-Sprecherin Mechtild
Freiin von Münchhausen. Bis zu drei solcher Gastprofessuren lassen sich
zeitgleich finanzieren.
Die Forschungsstandards der Geschlechter- und Diversity-Forschung, die
Steegh interdisziplinär vermittelt, sind die eines noch jungen Fachs, in
dem noch viel Grundlagenforschung ansteht. „Viel basiert auf Forschungen
aus den USA und Großbritannien“, sagt Steegh. „Aber die Mechanismen, die
wir untersuchen, sind ja international gleich.“ Es geht um die Auswirkung
von Ethnizität, Alter, Geschlecht und Hautfarbe, von Weltanschauung,
sozialer Herkunft, Behinderung und sexueller Orientierung. Kein Fach über
Minderheiten; ein Fach über uns alle.
In Hannover hat sie es mit einer mehrheitlich männlichen Klientel zu tun,
mehrheitlich weiß. Und sie hat „viel Verständnis für Leute, die für dieses
Thema kein Verständnis haben“, die sich mit Ambiguitäten und Grauzonen
schwer tun, „denn das ist ja auch ein Teil der Diversität“. Aber sie hat
schon Erfolge. Zu ihrer ersten Vorlesung sind 15 Leute gekommen. „Nicht
viele“, sagt sie. „Aber immerhin!“
5 Nov 2023
## LINKS
[1] /!5947165
[2] https://www.leibniz-ipn.de/de
[3] https://www.chancenvielfalt.uni-hannover.de/de/chancengleichheit/gender-div…
[4] https://www.germanistik.uni-hannover.de/de/seminar/personenverzeichnis/sina…
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
## TAGS
Diversität
Naturwissenschaft
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Gender
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Gender
Parität
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Hochschule
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