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# taz.de -- An der australischen Westküste: Mit dem Jetski zwischen Buckelwalen
> Es gibt sie wirklich, die Traumorte aus dem Katalog an der australischen
> Westküste. Doch sie lernt auch die Schattenseite dieses Paradieses
> kennen.
Bild: Meeresschildkröte bei Coral Bay im Westen von Australien
Coral Bay hat eine paradiesische Qualität an sich. Perlweiße und fast leere
Sandstrände, ein unwirklich türkisfarbenes Meer, spektakulär bunte
[1][Fischschwärme]. Der Ferienort an der australischen Westküste ist zudem
einer der okayeren Sorte – Campingplatz statt Bettenburgen, Tauchverleihe
statt Ballermann.
Als wir nach tagelanger Fahrt durchs staubige Outback hier ankommen, staune
ich lange: Es gibt sie wirklich, die Traumorte aus Omas Katalog. Das
Ningaloo Reef ist etwas weniger berühmt als das Great Barrier Reef, aber
ebenso [2][Unesco-Welterbe] und Heimat zahlreicher Spezies:
Meeresschildkröten, Dugongs, Stachelrochen, saisonweise Walhaie und
Buckelwale.
Über dem Korallenriff schnorchelnd, ist es, wie über einem fremden Planeten
zu schweben. Still und magisch. So muss sich Weltraum anfühlen, denke ich.
Über einer neuen Welt, die sich zugleich eröffnet und entzieht. Die
Schattenseite dieses Paradieses liegt sprichwörtlich dicht unter der
Oberfläche.
Denn ein Gutteil der Korallen ist tot. Die Organisator:innen der Tour
erklären, 2022 habe es beim Ablaichen der Korallen einen tragischen
Zwischenfall gegeben. Starke Winde hielten das verrottende Material in der
Bucht, es kam zum Massentod von Korallen. Aber keine Sorge, ein natürliches
Phänomen, und bald wachse alles nach.
## Die Natur, ein Bedienungsladen
Doch ein Blick in Medienberichte offenbart das tatsächliche Ausmaß der
Katastrophe: Nicht nur massenhaft Korallen, auch rund eine Million Fische
verendeten. Und es ist nicht der einzige Schaden. Im Frühjahr 2022
vermeldeten Wissenschaftler:innen [3][Korallenbleiche am Ningaloo
Reef], eine Folge der Klimaerhitzung.
Von der menschlichen Schuld, zumal in diesem Land mit einer der höchsten
Pro-Kopf-CO2-Emissionen der Welt, erzählen die freundlichen Guides nichts.
Die Natur hier ist groß, großartig und für viele Australier:innen ein
Bedienungsladen. Ein Gastgeber erzählt uns, wie er mit dem Jetski zwischen
Buckelwalen entlangballert, und findet nichts dabei.
Eine Frau im Camper-Verleih schwärmt unkritisch von den ertragreichen Minen
des Nordens. Und an der Autobahn liegen über Kilometer zig totgefahrene
Kängurus – ein Wildtierzaun kommt offenbar keinem in den Sinn.
Eine alte Frau sitzt mit ihren Enkeln am Strand von Coral Bay. Seit ihrer
Kindheit komme sie hierher, erzählt sie. Aber es habe sich verändert hier.
„Die Korallen waren früher bunter und größer.“ Warum sind sie es nicht
mehr? „Na, weil sie hier so viele Boote und Touristen reingelassen haben.“
Die Frau sagt das recht gleichgültig. Eigentlich, denke ich, sollten wir
hier nicht schnorcheln. Aber es ist halt so schön. Ob sich Jeff Bezos so
was auch sagte, als er in den echten Weltraum aufbrach?
8 Oct 2023
## LINKS
[1] /Humboldt-Forum-in-den-Startloechern/!5716960
[2] /Unesco-Status-von-Madrid/!5909736
[3] https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/klimawandel-aus-liebe-…
## AUTOREN
Alina Schwermer
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