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# taz.de -- Ex-Heimkinder zu Hamburgs Heim-Plänen: „Wir sind klar dagegen“
> Ehemalige Betroffene protestieren gegen ein geplantes geschlossenes
> Kinderheim in Hamburg. Auch einige Anwohner sind skeptisch.
Bild: Ex-Heimkinder warnen am Zaun des Baugeländes in Hamburg vor den Schäden…
Hamburg taz | Eine Demo, ein Polizist, Plakate mit Aufschriften wie „Wir
sind alle schwer erziehbar“. Ein ungewohnter Anblick bot sich am Samstag
den Anwohnern des Klotzenmoorstiegs in Hamburg Groß-Bostel. Nach den Plänen
der Stadt soll auf einer grünen Wiese neben idyllischen Einfamilienhäusern
2026 [1][ein Kinderheim eröffnen], das auch einen geschlossenen Bereich
hat. „Wir sind klar dagegen, wir wollen das nicht. Das ist uns eine
Herzensangelegenheit“, sagte Renzo Martinez, ein früherer Bewohner der
Haasenburg-Heime, der mit weiteren Betroffenen die Aktion organisierte.
Ein [2][NDR-Team filmte die Ansprache], mit der Martinez vor dem Heim
warnte. Er hat eine Interessengemeinschaft der Ehemaligen der
brandenburgischen Haasenburg-Heime initiert und kennt hundert Betroffene.
„Ich hab einen guten Einblick erfahren, wie es in dem Seelenleben dieser
ehemaligen Kinder aussieht“, sagte er. „Und ich habe noch nie so viele
zerstörte Seelen gesehen. Menschen mit so viel Potential, deren Leben von
Angst bestimmt ist.“ Diese Angst habe eine Institution beigebracht, die
helfen sollte. Das sei „eine Schande“.
Die Sozialbehörde konnte am Freitag noch nicht sagen, wann der Bau des
inzwischen „Casa Luna“ getauften Heims beginnt. Ihr Sprecher betont aber,
dass es sich nicht um ein geschlossenes Heim handle. Es sei vielmehr eines,
das „auch“ Kinder geschlossen unterbringen könne. Hier werde eine
Angebotslücke geschlossen.
## Ombudsstellen sind auch gegen geschlossene Heime
Laut den [3][Bauplänen, die kursieren], soll es im ersten Stock, also fern
des Ausgangs, eine gesonderte Aufnahmestation mit vier Plätzen geben. Die
Relativierungen der Stadt beruhigen die Sorgen der Betroffenen nicht. Dürfe
das eine Kind raus, das andere nicht, sei es ein „Zweiklassensystem, das
Konflikte provoziert“, sagte eine junge Frau aus Leipzig. Auch sie
schilderte am Zaun ihre Geschichte. Sie sei als Kind vom Jugendamt
geschlossen untergebracht worden und habe dadurch jedes Vertrauen in
Erwachsene verloren. „Das bedeutet, im Winter bei Schnee und Kälte lieber
in fremden Kellern zu schlafen, als im Jugendamt noch mal nach Hilfe zu
fragen.“
Die beiden, die von weiteren Ex-Heimkindern unterstützt wurden,
appellierten an die Anwohner, dem Bauprojekt zu widersprechen. Es sei
keinesfalls so, dass die geschlossen untergebrachten Kinder
Schwerverbrecher seien, erklärte Martinez. Er und viele andere seien wegen
Schulschwänzens eingesperrt worden.
Das Wort ergriffen auch die [4][Schriftstellerin Gritt Poppe], die über
DDR-Jugendheime schrieb, und Sozialarbeiter wie die Leiterin der
[5][Hamburger Ombudsstelle für Kinder und Jugendhilfe], Anja Post-Martens.
Inzwischen lehnt das bundesweite Netzwerk aller Ombudsstellen geschlossene
Heime ab und hält sie auch für rechtlich unzulässig.
Anwohner erinnerten daran, dass vor 15 Jahren ein solches Heim in der
Feuerbergstraße wieder schließen musste, weil es nicht funktionierte.
„Warum“, sagte eine Nachbarin, „setzt man uns dann hier so ein Ding hin?�…
10 Sep 2023
## LINKS
[1] /Streit-um-Heimerziehung/!5834165
[2] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Demo-gegen-geplantes…
[3] /Streit-um-Kinderheim/!5926319
[4] /Autorin-ueber-DDR-Umerziehungsheime/!5820243
[5] https://www.oha-verstaerker.de/
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Geschlossene Kinderheime
Sozialbehörde Hamburg
Jugendhilfe
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