Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hans-Georg Maaßen auf Landwirt-Podium: Bauer sucht Rechtsaußen
> Landwirte organisieren ein Podium mit dem Ex-Verfassungsschutzchef und
> Klimaleugnern. Das sei ein Türöffner für Rechtsradikalismus, sagt ein
> Forscher.
Bild: „Bauern tot – alle in Not“ heißt das Programm des Podiums
Berlin taz | Mehrere Landwirte laden zu einer Diskussionsveranstaltung mit
Rechtsaußen-Politikern wie dem ehemaligen Bundesverfassungsschutzchef
Hans-Georg Maaßen und Leugnern des menschengemachten Klimawandels ein.
Maaßen soll bei dem Treffen am 10. September in Berlin laut Ankündigung zum
Thema „Auf Kommando von oben. Der Umbau der Gesellschaft“ sprechen.
Klaus Ermecke, der die Existenz der von Menschen verursachten Erderhitzung
abstreitet, soll unter dem Titel „Jahrtausendlüge ‚Klimaschutz‘. Heizt C…
wirklich die Erde? Ist der CO2-Anteil in der Luft steuerbar?“ auftreten.
Als „Experte“ steht auch Markus Krall auf der Einladung, der ebenfalls
[1][den menschengemachten Klimawandel geleugnet] und auf der rechten
Internetseite [2][Tichys Einblick] gefordert hat, Empfänger von staatlichen
Transferleistungen wie Sozialhilfe das Wahlrecht zu entziehen.
Die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe, die [3][zur Wahl der AfD
aufgerufen] hat, soll über „Freiheit, und wie sie uns genommen wird“ reden.
Ein Podium wird laut Programm von Vera Lengsfeld moderiert. Sie arbeitet
als Autorin für die Internetzeitung [4][Freie Welt] des AfD-nahen
Aktivisten Sven von Storch, dessen Ehefrau Beatrix von Storch für die
rechtsradikale Partei im Bundestag sitzt.
Meinungen pro Klimaschutz sind bei der Auswahl der „Experten“ kaum zu
erwarten. Die Einladung ist auf [5][Internetseiten von Bauern] zu lesen,
Ermecke und Barbe bestätigten der taz ihre Teilnahme.
## Bauern tot – alle in Not
Das Programm mit dem Titel „Bauern tot – alle in Not“ nennt nicht die
OrganisatorInnen und spricht nur von einer „selbstorganisierten
Veranstaltung von Bauern“. Moderiert werden soll das Podium mit den
genannten „Experten“ aber von Peter Guhl, den das nicht gemeinnützige
Lobbyunternehmen Freie Bauern Deutschland GmbH auf seiner Internetseite
mindestens bis Redaktionsschluss als Mitglied seiner
„[6][Bundesvertretung]“ bezeichnete.
Dieser gehört demnach ebenfalls Jann-Harro Petersen an, der auf der
Diskussion der Einladung zufolge die [7][Agenda 2030] der Vereinten
Nationen mit ihren Nachhaltigkeitszielen als eine von mehreren „Kampagnen
gegen Generationen“ darstellen will. Auch der Berufsschäfer [8][Wendelin
Schmücker], der als „Mitglied“ der Freien Bauern aufgetreten ist, gehört …
den vier Bauernsprechern, die die Einladung ausdrücklich erwähnt. Die
Verbindungen zu der Organisation fehlen in der Einladung.
Weniger prominent werden als Teilnehmer an unter anderem von Lengsfeld
moderierten Gesprächsrunden Mitglieder des Bundesverbands Deutscher
Milchviehhalter und ein Landwirt aus Brandenburg präsentiert, der auch
FDP-Kommunalpolitiker ist. Sowohl die Freien Bauern als auch der
Milchviehhalterverband sind eher kleine Gruppen in der Agrarbranche.
## Bauerngruppe AbL zeigt Verständnis für „Frust“
Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
kommentierte die Veranstaltung auf taz-Anfrage unter anderem mit den
Worten: „Die AbL lehnt jegliche Annäherungen von rechtsextremer Seite
ausdrücklich ab.“ Die Organisation verstehe jedoch „den Frust der
Bäuerinnen und Bauern, denn die wirtschaftliche Situation vieler Höfe ist
sehr angespannt“. Sie fordere die Bundesregierung auf, „zum Beispiel beim
Umbau der Tierhaltung eine vernünftige und langfristige Finanzierung
vorzulegen“.
Das CDU-Mitglied Maaßen war von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamts für
Verfassungsschutz. Nach seinen als beschönigend kritisierten Äußerungen zu
den rechtsextremen Krawallen in Chemnitz 2018 wurde er in den
einstweiligen Ruhestand versetzt. Seit Januar ist er [9][Vorsitzender der
Werteunion], die CDU und CSU wieder weiter rechts positionieren will.
„Maaßen bedient zentrale Narrative, die die globale extreme Rechte in den
vergangenen Jahren und Monaten entwickelt hat“, sagte Matthias Quent,
Rechtsextremismusforscher an der Hochschule Magdeburg-Stendal, der taz. Als
Beispiel führte er Maaßens Äußerungen über einen „Rassismus gegen Weiße…
an.
„Dieses Denken ist Ausdruck einer grün-roten Rassenlehre, nach der Weiße
als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und
afrikanische Männer ins Land holen müsse“, hatte Maaßen in einem Interview
mit dem rechtsradikalen Blogger [10][Alexander Wallasch] geäußert. Maaßen
wurde auch vorgeworfen, Begriffe wie „Globalisten“ zu benutzen, die als
Code von Rechtsextremisten gelten.
## Experte: Maaßen äußert sich oft rechtsextrem
Die Bauernveranstaltung könne Maaßen als „Türöffner“ dienen, „um diese
antidemokratischen Ideologien auch in bürgerlichen Kreisen weiter zu
verstärken und zu legitimieren“, ergänzte Quent. Besonders im konservativen
Milieu werde Maaßen nicht als Rechtsextremer gesehen, „obwohl er sich an
vielen Stellen rechtsextrem äußert“. „Damit erfüllt er eine
Normalisierungsfunktion, von der die AfD nur träumen kann“.
Maaßen, Krall und Guhl ließen Bitten der taz um Stellungnahme bis
Redaktionsschluss unbeantwortet.
31 Aug 2023
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=PafyoYnU0go
[2] https://www.youtube.com/watch?v=sVc3gsKiTaA
[3] https://www.afd-vogtland.de/buergerrechtlerin-angelika-barbe-cdu-ruft-in-sa…
[4] https://www.freiewelt.net/nc/autor/?tx_ttnews%5Bswords%5D=Vera%20Lengsfeld
[5] https://moderner-landwirt.de/termine/
[6] https://www.freiebauern.de/index.php/initiative/190-bundesvertretung-der-fr…
[7] https://www.bmz.de/de/agenda-2030
[8] https://www.freiebauern.de/index.php/8-mitteilungen/394-freie-bauern-tierha…
[9] https://hgmaassen.com/ueber-mich/
[10] https://www.alexander-wallasch.de/gastbeitraege/nach-gruen-roter-rassenleh…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Hans-Georg Maaßen
Landwirtschaft
Schwerpunkt Klimawandel
GNS
Rechtsradikalismus
Klimaskeptiker
Schwerpunkt AfD
Landwirtschaft
Gewässerschutz
Artgerechte Tierhaltung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verschwörungsmythen bei Landwirtstreffen: Bauern flirten mit Rechtsradikalen
Demagogen wie Ex-Verfassungsschützer Maaßen wettern vor Bauern gegen die
Agrarpolitik. Auch mit Parolen zu Gendern und Migration ernten sie Applaus.
Umstrittenes Pestizid Glyphosat: Bayer nutzt Greenpeace-Methode
Glyphosat ist EU-weit nur noch bis Mitte Dezember zugelassen. Der
Leverkusener Agrarchemiekonzern wirbt für die Neuzulassung – mit einer
Petition.
Neue Studien über Pestizide in Gewässern: Grenzwerte überschritten
Eine Studie im Auftrag der Umweltbehörde zeigt: Wo mehr Pestizide auf
Äckern verwendet werden, landen mehr Schadstoffe in anliegenden Bächen.
Umstieg auf Biolandwirtschaft: Weniger Schweine, mehr Glück
Bauer Dirk Hopmann macht das, was Bundesagrarminister Özdemir und
Umweltverbände propagieren: weniger Tiere, aber die besser halten.
Funktioniert das?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.