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# taz.de -- Grüne und die CO2-Speicherung: Der richtige Tabubruch
> Die Grünen sind jetzt für Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid. Das
> tut der grünen Seele weh, ist aber notwendig.
Bild: 2010 waren die Proteste gegen die unterirdische Speicherung von CO2 noch …
Der Angriff der Realität auf die eigenen Vorstellungen kann hart sein. Die
Frage ist, wie man darauf reagiert: Auch wenn sie seit Jahrzehnten
Hintertüren beim Klimaschutz anprangern, haben die Grünen jetzt
beschlossen, sich der Abscheidung, Speicherung und Nutzung des Klimagases
Kohlendioxids zu öffnen. Das tut der grünen Seele weh und bringt Ärger mit
manchen Klimaschutz-Aktivistïnnen. Aber es ist der richtige Weg. Denn er
folgt dem Grundsatz, den Grüne und die Klimabewegung gern als Slogan
nutzen: „Listen to the Science!“
Und der größte Teil der Wissenschaft sagt: Ohne [1][CCS] wird das nichts
mit den Klimazielen: Die Speicherung sei vor allem bei Industrieprozessen
wie beim Zement notwendig. Das sagen auch die Pläne zur deutschen
Klimaneutralität. Das Klimagift direkt aus der Luft zu filtern oder in
Biomassekraftwerken als CO2-Speicher zu nutzen, gehört zu den Ideen, wie
wir die Pariser Klimaziele halbwegs einhalten können.
Dabei bringt CCS eine Menge Probleme: Es ist nur in kleinem Maßstab
erprobt, es gibt bisher kein Geschäftsmodell dafür, die Arbeit an den
nötigen Leitungen, Regeln und Lagerstätten hat gerade erst begonnen. Anders
als vor einem Jahrzehnt, als ein Gesetz [2][CCS in Deutschland] praktisch
verbot, soll die Technik jetzt nicht mehr die Kohle am Leben halten –
sondern die Klimakatastrophe verhindern helfen. Deshalb arbeitet auch das
Klimaschutzministerium an neuen Gesetzen und Strategien zum Thema.
Die Regeln für die umstrittene Technik müssen wasserdicht sein: CCS darf
nicht den Ausstieg etwa aus dem Klimakiller Gas hinauszögern und den
nötigen Ausbau der Erneuerbaren bremsen. Der Wachstumsmarkt
[3][CO2-Speicher] muss in der EU reguliert werden. Aber wer diesen Wandel
gestalten will, muss sich ihm stellen. Deshalb ist es richtig, wenn die
Grünen dieses Tabu brechen. Man würde sich wünschen, dass FDP, SPD und
Union ähnlich flexibel mit ihren Tabus wie „Technologieoffenheit“, „kein
Tempolimit“ oder klimaschädlichen Subventionen umgingen.
15 Sep 2023
## LINKS
[1] /CO2-Abspaltung-und--Speicherung/!5948022
[2] /Debatte-um-Speicherung/!5905291
[3] /Kehrtwende-von-Klimaminister-Habeck/!5900974
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Bündnis 90/Die Grünen
CCS
CO2-Emissionen
CCS
Grüne Schleswig-Holstein
Brüssel
Schwerpunkt Klimawandel
Kohle
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