# taz.de -- Antisemitismusvorwürfe gegen Hubert Aiwanger: „Freiflug durch de… | |
> Bayerns Wirtschaftsminister soll als Schüler ein antisemitisches Pamphlet | |
> verfasst haben. Dieser weist die Vorwürfe zurück, kenne aber den | |
> Verfasser. | |
Bild: Sieht sich als Opfer einer „Schmutzkampagne“: Hubert Aiwanger | |
München epd/dpa | Der bayerische Wirtschaftsminister und | |
[1][stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger] (Freie Wähler) | |
steht laut Süddeutscher Zeitung im Verdacht, als Schüler ein | |
antisemitisches Flugblatt verfasst und im Burkhart-Gymnasium in | |
Mallersdorf-Pfaffenberg ausgelegt zu haben. Wie die Süddeutsche Zeitung | |
[2][am Samstag berichtete], ereignete sich der Vorfall im Schuljahr | |
1987/88. Aiwanger war damals Schüler der 11. Klasse. Er sei als Urheber des | |
Flugblatts mit rechtsextremistischem Inhalt zur Verantwortung gezogen und | |
bestraft worden. | |
Aiwanger dementierte am Samstagnachmittag die Vorwürfe entschieden. „Ich | |
habe das fragliche Papier nicht verfasst und erachte den Inhalt als | |
ekelhaft und menschenverachtend“, erklärte der Spitzenkandidat der Freien | |
Wähler für die Landtagswahl zu einem Pamphlet, das bei ihm als 17-jähriger | |
Schüler an seiner früheren Schule gefunden wurde. Der Verfasser des Papiers | |
sei ihm bekannt, dieser werde sich selbst erklären. | |
Das Flugblatt ruft laut Süddeutscher zur Teilnahme an einem angeblichen | |
Bundeswettbewerb auf: „Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ | |
Teilnahmeberechtigt sei „jeder, der Deutscher ist und sich auf deutschem | |
Boden aufhält“. Bewerber sollten sich „im Konzentrationslager Dachau zu | |
einem Vorstellungsgespräch“ melden. Als erster Preis wird ausgelobt: „Ein | |
Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“. | |
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat seinen Stellvertreter | |
Hubert Aiwanger aufgefordert, Vorwürfe gegen ihn wegen eines | |
antisemitischen Flugblatts aus Schulzeiten umgehend aufzuklären. „Diese | |
Vorwürfe müssen jetzt einfach geklärt werden. Sie müssen ausgeräumt werden | |
und zwar vollständig“, sagte Söder am Samstag am Rande eines Termins in | |
Augsburg. | |
## Aiwanger wolle gegen „Schmutzkampagne“ vorgehen | |
Die Süddeutsche Zeitung hatte über das Flugblatt berichtet. Über einen | |
Sprecher teilte der Freie-Wähler-Chef der SZ mit, er habe „so etwas nicht | |
produziert“ und werde gegen diese „Schmutzkampagne“ im Falle einer | |
Veröffentlichung rechtlich vorgehen. | |
Zu dem von der SZ berichteten Flugblatt sagte Söder: „Es sind schlimme | |
Vorwürfe im Raum. Dieses Flugblatt ist menschenverachtend, geradezu eklig.“ | |
Auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur reagierte Aiwanger bis | |
Samstagmittag nicht. Ein Sprecher der Freien Wähler sagte, Aiwanger und die | |
Freien Wähler kommentierten „diesen Vorgang“ vorerst nicht. Aiwanger sollte | |
ursprünglich auch zu dem Termin auf einem Volksfest in Augsburg kommen. Er | |
war aber nicht erschienen. | |
Aus der Politik kamen umgehend aus fast allen Richtungen Forderungen nach | |
Konsequenzen. Die SPD-Fraktion beantragte eine Sondersitzung des | |
Bayerischen Landtags, der in der Sommerpause ist. SPD-Fraktionschef Florian | |
von Brunn sagte laut einer Mitteilung: „Das Flugblatt ist Rechtsextremismus | |
der untersten Schublade, das die Millionen Opfer des Holocausts und der | |
Nazi-Diktatur auf das Übelste verunglimpft.“ | |
## „Rechtsextremismus der untersten Schublade“ | |
Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann | |
sagten einer Mitteilung zufolge: „Wenn die Vorwürfe sich bewahrheiten, dann | |
muss Markus Söder Hubert Aiwanger entlassen.“ Für die FDP forderte | |
Fraktionsvorsitzender Martin Hagen: „Hubert Aiwanger muss sich persönlich | |
erklären und die Vorwürfe ausräumen.“ | |
Scharfe Kritik kam von SPD und Grünen. „Was sitzen da eigentlich für Leute | |
in der bayerischen Landesregierung?“, fragte der SPD-Parteichef Lars | |
Klingbeil am Samstag auf einem Landesparteitag der nordrhein-westfälischen | |
SPD in Münster. „Solche Leute gehören nicht in Verantwortung in diesem | |
Land.“ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dürfe dazu nicht schweigen. | |
Der bayerische SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn bezeichnete das | |
Flugblatt als „Rechtsextremismus der untersten Schublade“, der die | |
Millionen Opfer des Holocausts und der Nazi-Diktatur auf das Übelste | |
verunglimpfe: „Es ist unvorstellbar, dass ein Verfasser derartiger Zeilen | |
im Bayerischen Landtag sitzt oder auch nur einen Tag länger ein | |
öffentliches Amt in unserem Land bekleidet.“ Seine Fraktion werde deshalb | |
deswegen unverzüglich eine Sondersitzung des Bayerischen Landtags | |
beantragen. | |
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze bezeichnete die Inhalte des | |
Flugblatts als menschenverachtend: „Wer so denkt, schreibt und redet, zeigt | |
seinen Antisemitismus klar und deutlich. Wenn die Vorwürfe sich | |
bewahrheiten, dann muss Markus Söder Hubert Aiwanger entlassen.“ | |
In Bayern wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Die CSU hatte stets | |
erklärt, die Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen zu wollen. | |
26 Aug 2023 | |
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