# taz.de -- Steuer-Äußerungen des CDU-Chefs: Umverteilung à la Merz | |
> Für Friedrich Merz ist ein höherer Spitzensteuersatz denkbar. Doch wer | |
> auf eine neue CDU hofft, täuscht sich. | |
Bild: Batterie an Statements: Friedrich Merz äußerte sich zur Steuerpolitik | |
Was will Friedrich Merz: einen höheren Spitzensteuersatz für Reiche oder | |
Steuerentlastungen für alle? Nachdem der CDU-Chef am Wochenende eine | |
Batterie an Forderungen zu allen möglichen Themen gezündet hat, fragt man | |
sich verwirrt: Was war jetzt die Kernbotschaft? Tja, das weiß Merz | |
vermutlich selbst nicht so genau. Er testet einfach, was wie ankommt. | |
Nun hat er [1][im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung | |
erstmals geäußert], dass er sich einen höheren Spitzensteuersatz vorstellen | |
kann. Es sei nicht entscheidend, ob der bei 42 oder 45 Prozent liege. Damit | |
stellt er sich zaghaft hinter einen entsprechenden Vorschlag der | |
[2][parteiinternen Kommission „Wohlstand“]. Merz betont wie diese, dass es | |
am Ende um eine Entlastung der Mittelschicht gehe. So weit, so gut; eine | |
aufkommensneutrale Einkommensteuerreform ist Konsens in allen | |
demokratischen Parteien inklusive der Linken. | |
Gleichzeitig aber plädiert der Unionsfraktionsvorstand – den Merz ebenfalls | |
führt – erneut für eine Deckelung der Unternehmensteuern auf 25 Prozent. | |
Woher das Geld für eine solche Steuersenkung kommen soll, lässt sich | |
erahnen: Die Unionsfraktion [3][will keine stetige Erhöhung von | |
Transferleistungen] und mehr Sanktionen beim Bürgergeld. Na klar, die Armen | |
sollen’s zahlen – so stellt sich die Union also Umverteilung vor. Kein Wort | |
hat Merz zudem bis heute zum Vorstoß der Wohlstandskommission verloren, die | |
Erbschaftsteuer anzupacken. Dabei würde man gern mal wissen, ob der | |
CDU-Chef es für gerecht hält, dass jährlich rund 400 Milliarden Euro an | |
Vermögen leistungslos vererbt oder verschenkt werden. | |
Seit gut eineinhalb Jahren führt Merz die CDU und kämpft darum, sich und | |
die Partei neu zu profilieren. Beides gelingt ihm bislang nicht. Weder | |
wurde aus dem Wirtschaftsliberalen Merz der nahbare und sozial empathische | |
Typ von nebenan mit Kanzlerqualitäten, noch ist die CDU eine Partei, bei | |
der allen sofort klar ist, wofür sie steht. Klar scheint nur, wofür sie | |
nicht steht, nämlich für mehr sozialen Ausgleich. | |
3 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-cdu-chef-merz-jetzt-mit-wirtscha… | |
[2] https://www.grundsatzprogramm-cdu.de/wohlstand | |
[3] /Buergergeld-und-Kindergrundsicherung/!5954723 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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