| # taz.de -- In Ecuador kommt es zur Stichwahl: Ein Votum für den Wandel | |
| > Mit Daniel Noboa geht der Kandidat einer liberalen Unternehmergeneration | |
| > in die Stichwahl. Beide Referenden enden mit einem Ja für Umweltschutz. | |
| Bild: Wahlsiegerin Luisa González muss in die Stichwahl gegen den überraschen… | |
| Hamburg taz | Die große Überraschung des Wahltags in Ecuador heißt Daniel | |
| Noboa. Der Sohn des erzkonservativen Bananenmilliardärs Álvaro Noboa, lag | |
| noch zwei Wochen vor dem Wahltermin in den Umfragen abgeschlagen unter | |
| ferner liefen. Doch mit einer intelligenten Wahlkampagne und einem | |
| glänzenden Auftritt bei der letzten Fernsehdebatte hat der in den USA | |
| ausgebildete 35-jährige das Feld von hinten aufgerollt, [1][sagt Alberto | |
| Acosta], Ex-Vorsitzender der verfassungsgebenden Versammlung. Noboa kam | |
| [2][nach Auszählung] von 85 Prozent der Stimmen mit 24 Prozent auf Platz | |
| zwei. | |
| Er ist laut Acosta ein Vertreter einer neuen liberalen | |
| Unternehmergeneration. Er wird nun in die Stichwahl gegen Luisa González | |
| von der Bürgerrevolution am 15. Oktober einziehen, die auf 33 Prozent kam. | |
| Noboa, der sich erst im Endspurt des Wahlkampfs für das Sí zum | |
| Yasuní-Nationalpark und damit für das Ende der Erdölforderung im Bloque 43 | |
| des Schutzgebietes ausgesprochen hatte, ist erfolgreicher Unternehmer im | |
| Logistiksektor und tritt für die Modernisierung des politisch-ökonomischen | |
| Modells des Landes ein. | |
| Sein [3][Votum für das Ende der Erdölförderung im Yasuní-Nationalpark] | |
| dürfte ihm Wähler:innenstimmen auch aus anderen politischen Lagern | |
| gebracht haben dürfte. Dem gegenüber steht die Kandidatin der | |
| linkspopulistischen Bürgerrevolution, der Partei des Ex-Präsidenten Rafael | |
| Correa (2007–2017). Sie ist für ein Weiter-so bei der Erdölförderung im | |
| Yasuní-Nationalpark und bei der Rohstoffförderung in anderen Schutzgebieten | |
| wie dem Chocó Andino. | |
| ## „Das ist ein Sieg für die Umweltbewegung“ | |
| González hat zwar jetzt die meisten Stimmen bekommen, muss allerdings | |
| akzeptieren, dass die Mehrheit der Wähler:innen klar für das Ende der | |
| Ressourcenförderung in Schutzgebieten eintrat. | |
| Nach Auszählung von mehr als 90 Prozent alles Stimmen, [4][votierten fast | |
| 60 Prozent für den Schutz des Yasuni-Regenwaldes]. Noch deutlicher fiel die | |
| Entscheidung zum Schutz der Region Choco aus. [5][Hier stimmten rund 65 | |
| Prozent mit Ja]. | |
| „Das ist ein Sieg für die Umweltbewegung in Ecuador und zugleich Auftrag an | |
| die oder den neuen Präsident/in, das ökonomische Modell des Landes zu | |
| reformieren“, freut sich Acosta. Alles andere als einfach in einem Land, | |
| dessen parlamentarisches System in den letzten Jahren an Vertrauen verloren | |
| hat. Und wo der [6][Mord an dem Präsidentschaftskandidaten Fernando | |
| Villavicencio am 9. August] gezeigt hat, wie prekär die Sicherheitslage ist | |
| und wie hoch das Risiko, dass die Drogenkartelle das Land weiter | |
| destabilisieren. | |
| Der Journalist Christian Zurita, der für seinen ermordeten Freund | |
| Villavicencio als Kandidat der Bewegung Construye (Baue) einsprang, landete | |
| auf dem dritten Platz. Dahinter folgt mit Jan Topic, sicherheitspolitischer | |
| Hardliner und Ex-Fremdenlegionär, und dem ehemaligen Vizepräsidenten Otto | |
| Sonnenholzner ein konservatives Duo. | |
| Erst dahinter folgte der indigene Anwalt und Umweltaktivist Yaku Pérez. | |
| Anders als bei den Wahlen 2021 hatte Pérez keine geeinte indigene Bewegung | |
| hinter sich und machte im Endspurt des Wahlkampfes anders als Daniel Noboa | |
| keine glückliche Figur. | |
| ## Gewerkschafter: „Stichwahl wird Polarisierung nicht beenden“ | |
| Für Jorge Acosta, Koordinator der Branchengewerkschaft Astac, die | |
| Plantagenarbeiter und Kleinbauern vertritt, ist die Stichwahl eine zwischen | |
| „Krebs und Aids“, die die Polarisierung des Landes nicht beenden wird. | |
| Erschwerend hinzu kommt, dass die oder der neue Präsident/in des Landes nur | |
| ein Mandat für rund 18 Monate erhält. Sie beenden nur die reguläre Amtszeit | |
| des diskreditierten, an einem Misstrauensvotum gescheiteren noch | |
| amtierenden Präsidenten Guillermo Lasso. | |
| Bis zum Mai 2025 läuft ihr Mandat und das ist wenig Zeit, um Ecuador sowohl | |
| aus der politisch-ökonomischen als auch aus der gravierenden | |
| Sicherheitskrise zu führen. | |
| 21 Aug 2023 | |
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| [2] https://elecciones2023.cne.gob.ec/ | |
| [3] /Wahlen-in-Ecuador/!5950371 | |
| [4] https://elecciones2023.cne.gob.ec/Consultas/yasuni | |
| [5] https://elecciones2023.cne.gob.ec/Consultas/choco | |
| [6] /Attentat-auf-Praesidentschaftskandidat/!5949798 | |
| ## AUTOREN | |
| Knut Henkel | |
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