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# taz.de -- Ausreisepflichtige in Deutschland: Zahl der Abschiebungen steigt
> Im ersten Halbjahr 2023 wurden deutlich mehr Menschen abgeschoben als im
> Vorjahreszeitraum. Die Pandemie hatte die Zahl 2020 stark sinken lassen.
Bild: Die allermeisten der 279.098 Ausreisepflichtigen in Deutschland haben ein…
Osnabrück/Berlin epd/taz | Die Zahl der Abschiebungen aus Deutschland ist
im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel gestiegen. Von Januar bis Juni
wurden 7.861 Personen abgeschoben, knapp 27 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum, [1][berichtete die Neue Osnabrücker Zeitung (Samstag)]
unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine
Anfrage der Linken. Die meisten seien in ihre Herkunftsländer Georgien,
Nordmazedonien, Albanien, Moldau und Serbien zurückgebracht worden.
Am 30. Juni lebten laut Zeitungsbericht 279.098 ausreisepflichtige Personen
in Deutschland, davon besaßen allerdings 224.768 eine Duldung. Die Zahl der
Ausreisepflichtigen ist damit erstmals seit vielen Jahren gesunken. Das
liegt aber nicht unbedingt an mehr Abschiebungen; Anteil daran hat auch das
von der Ampel [2][zu Anfang des Jahres eingeführte
Chancenaufenthaltsrecht].
Bis Anfang Juli hatten mindestens 49.000 Menschen in Deutschland diesen
Aufenthaltstitel auf Probe beantragt. Davon waren zu diesem Zeitpunkt rund
17.000 Anträge bewilligt und rund 2.100 Anträge abgelehnt, wie eine
[3][Umfrage des Mediendienstes Integration unter den Bundesländern] ergab.
Ähnlich stark wie die Abschiebungen stieg demnach auch die Zahl der
Menschen, die freiwillig aus Deutschland ausreisten. Mit
Bundes-Fördergeldern verließen 4.892 Menschen wieder das Land, mit Geldern
von Ländern und Kommunen 2.309 Personen.
## Niedrige Zahlen wegen Pandemie
Zusätzlich wurden den Angaben zufolge in den ersten sechs Monaten 2023 auch
2.186 Personen, die unerlaubt eingereist waren, direkt an der Grenze
zurückgeschickt. Zuletzt hatte es Vorwürfe gegeben, dass darunter auch
rechtswidrige Pushbacks gewesen seien. [4][Die Bundesregierung bestreitet
das.]
In den vergangenen Jahren hatte es – vor allem wegen der Corona-Pandemie –
[5][deutlich weniger Abschiebungen als in den Jahren vor 2019 gegeben].
Damals waren es 22.097 Abschiebungen, im ersten Corona-Jahr 2020 sank die
Zahl um mehr als die Hälfte auf 10.800. Durch die Pandemie war die
Mobilität weltweit extrem eingeschränkt. Seither steigen die Zahlen
jährlich wieder an, sind aber noch immer deutlich unter dem Niveau vor der
Pandemie. Im gesamten Jahr 2022 wurden aus Deutschland 12.945 Menschen
abgeschoben.
Die fluchtpolitische Sprecherin der Linken, Clara Bünger, die die Anfrage
gestellt hatte, kritisierte die gestiegenen Zahlen. Die Menschen würden an
Orte „zurückgezwungen, an denen ihnen Krieg, extreme Armut und
Perspektivlosigkeit drohen. Das ist unverantwortlich.“ Statt einer
Abschiebungsoffensive forderte sie von der Bundesregierung „eine Offensive
für Humanität und Menschlichkeit“.
20 Aug 2023
## LINKS
[1] https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/im-ersten-halbjahr-gab-…
[2] /Debatte-um-Chancenaufenthaltsrecht/!5899875
[3] https://mediendienst-integration.de/artikel/zehntausende-geduldete-beantrag…
[4] /Illegale-Rueckfuehrung-Gefluechteter/!5952116
[5] https://www.bpb.de/themen/migration-integration/zahlen-zu-asyl/265765/absch…
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