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# taz.de -- Russische Propaganda im Libanon: Putin, Freund des Korans
> Auf den Straßen des Libanon sind Werbeposter des russischen Präsidenten
> mit Koran in der Hand aufgetaucht. Was hat es damit auf sich?
Bild: Das Foto auf den Werbepostern in Beirut zeigt Putin bei seinem Besuch im …
Beirut taz | Ungewöhnliche Werbeplakate kleben seit Kurzem auf großen
[1][Reklametafeln am Rande vieler Straßen im Libanon]. Darauf zu sehen ist,
wie sich der russische Präsident Wladimir Putin einen Koran an die Brust
drückt. Auf Arabisch steht darüber: „Wächter und Beschützer der
Religionen.“
[2][Das Foto] stammt von dem Besuch Putins in der Dzhuma-Moschee im
russischen Derben am 28. Juni. Mit der Kampagne soll der jüngste Vorfall
einer Koranverbrennung in Schweden angeprangert werden. Am 28. Juni hatte
ein irakischer Geflüchteter vor der größten Moschee Stockholms das heilige
Buch der Muslime angezündet.
Eine frühere Koranverbrennung in Stockholm hatte bereits Schwedens
Nato-Beitritt gefährdet: Die Gegenreaktionen in der mehrheitlich
muslimischen Türkei waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass der
schwedische Antrag zunächst scheiterte. Zwar ist die Türkei wieder
zurückgerudert, doch die Ereignisse spielten direkt in die Hände des
Kremls. Später kam heraus, dass ein kremlnaher rechter Journalist den
Provokateur Rasmus Paludan für die Verbrennung [3][bezahlt hatte].
Die Propagandaplakate im Libanon hängen vor allem in muslimisch dominierten
Vierteln wie in den von der Hisbollah kontrollierten südlichen Vororten von
Beirut und in der Tempelstadt Baalbek, aber auch im ärmlichen Viertel
Karantina in Beirut und entlang der einzigen Autobahn des Landes.
## Putins Rhethorik
Auf den Werbetafeln ist das Logo eines „russisch-libanesischen
Kooperationsbüros“ namens Roslivan abgebildet. Informationen über das Büro
findet man kaum, eine Webseite hat es nicht. Angaben des russischen
Staatssenders Russia Today (RT) zufolge hält das Zentrum die Bevölkerung
„über die Ereignisse in Russland und die Haltung Moskaus auf dem
Laufenden“.
Der Präsident dieser Organisation, Muhammad Nasser al-Din, sagte zu Russia
Today, das Ziel der Kampagne sei, der westlichen Dominanz entgegenzuwirken.
Diese untergrabe die religiösen und moralischen Werte. Das klingt ganz nach
russischer Rhetorik.
In einem Video eines Ablegers von RT zu der Kampagne sagt ein muslimischer
Scheich: „Wenn ein Mensch eine gerechte und positive Stellungnahme abgibt,
wissen wir das zu schätzen.“ Es sei noch besser, wenn diese Stellungnahme
von einem „Führer einer Supermacht wie Präsident Putin kommt“.
Im Anschluss sagt der Professor einer russischen Universität im Libanon,
Hamid Abu Zahr, in dem Beitrag: „Ich bin stolz, wenn ich dieses Bild mit
Slogans im Libanon sehe, sodass die Menschen an touristischen und
nichttouristischen Orten im Libanon es sehen können.“
Die ganze Rhetorik kommt zu derselben Zeit, in der Putin die
[4][Schwarzmeerinitiative für Weizenlieferungen aufgekündigt] hat.
Vergangenes Jahr hatte eine Getreideblockade Russlands im ukrainischen
Hafen von Odessa zu Engpässen bei Weizenlieferungen geführt – auch im
Libanon und seinen Nachbarstaaten.
Stößt die Propaganda auf fruchtbaren Boden? Einer neuen Studie der
Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge merken die Libanes*innen die Folgen
des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor allem an Preissteigerungen
von Lebensmitteln. Von 535 befragten Menschen im Libanon bewerteten 22
Prozent Russlands Einfluss dennoch als „hilfreich für die Menschen“. 37
Prozent jedoch sagten, Russlands politische Einmischung in der Region sei
schädlich.
9 Aug 2023
## LINKS
[1] https://twitter.com/rusembleb/status/1678030274649530369
[2] https://www.arabnews.com/node/2330146/world
[3] https://www.theguardian.com/world/2023/jan/27/burning-of-quran-in-stockholm…
[4] /Russland-beendet-Getreideabkommen/!5948398
## AUTOREN
Julia Neumann
## TAGS
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