| # taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Präsident nach Putins Vorbild | |
| > In der Zentralafrikanischen Republik kann Präsident Touadéra nun bis 2039 | |
| > regieren. Für seine Sicherheit sorgt weiter die russische Wagner-Truppe. | |
| Bild: Präsident Touadera hat mit der Verfassungsreform seine Amtszeit deutlich… | |
| Kampala taz | Mit über 95 Prozent haben die Wähler in der | |
| Zentralafrikanischen Republik für eine neue Verfassung gestimmt, so lautet | |
| das „vorläufige“ offizielle Ergebnis der nationalen Wahlbehörde ANE. Deren | |
| Vorsitzender, Mathias Morouba, hat dies am Montag in der Hauptstadt Bangui | |
| bekannt gegeben. Die Wahlbeteiligung der rund zwei Millionen | |
| Wahlberechtigten lag bei rund 60 Prozent, gab er an. | |
| Mit [1][diesem Referendum bediente sich Präsident Faustin Touadéra] eines | |
| einfachen Tricks. Die derzeitig gültige Verfassung, die 2015 per Referendum | |
| angenommen wurde und 2016 in Kraft trat, sieht eine Begrenzung auf zwei | |
| Amtszeiten für den Präsidenten vor. So dürfte Touadéra, der seit 2015 im | |
| Amt ist und 2020 wiedergewählt wurde, bei den nächsten Wahlen 2025 nicht | |
| noch einmal antreten. | |
| In dem neuen Entwurf ist diese Amtszeitlimitierung zwar nicht abgeschafft – | |
| doch werden diese Amtszeiten für Touadéra quasi auf null zurückgesetzt und | |
| gleichzeitig auf jeweils sieben Jahre erweitert. Er könnte 2025 zum ersten | |
| Mal unter der neuen Verfassung antreten, 2032 erneut, und somit theoretisch | |
| bis 2039 an der Macht bleiben. Denselben Trick hatte auch Russlands | |
| Präsident Wladimir Putin bei seinem Referendum 2020 angewandt, so manche | |
| afrikanischen Präsidenten sind diesem Vorbild gefolgt. | |
| Die [2][Opposition hat die Volksabstimmung in dem bürgerkriegsgebeutelten | |
| Land] als „Schwindel“ bezeichnet und zum Boykott aufgerufen. Noch vor den | |
| Ergebnissen warf sie dem 66-jährigen Touadéra vor, „Präsident auf | |
| Lebenszeit“ bleiben zu wollen, unter der schützenden Hand Russlands. | |
| ## Wagner-Gruppe in Afrika | |
| Bereits im Vorfeld der [3][Wahl 2020 holte Touadéra die russischen Söldner | |
| der Sicherheitsfirma Wagner] ins Land. Die mittlerweile rund 2.000 | |
| russischen Kämpfer stellen dort seither nicht nur seine Leibgarde, sondern | |
| schützten ihn im Vorfeld der Wahlen 2020 auch vor Rebellen, die auf die | |
| Hauptstadt zumarschierten. Mit Wagners Hilfe konnte damals ein | |
| Staatsstreich verhindert werden. | |
| Nun hat sich Touadéra offenbar mit Wagners Hilfe sein Amt für die Zukunft | |
| gesichert. Im Vorfeld der Volksabstimmung gab es zahlreiche Indizien, dass | |
| Wagner dem Präsidenten unter die Arme greift: So ging der russische | |
| Wagner-Propaganda-Beauftragte Dmitri Siti mit dem Chef der | |
| zentralafrikanischen Wahlbehörde, Mathias Morouba, auf Wahlkampftour – mit | |
| einem von Wagner gesponserten Flugzeug. | |
| Als „Maskerade“ bezeichnet deswegen Crepin Mboli-Goumba, Vorsitzender der | |
| Oppositionsallianz BRDC (Republikanischer Block zur Verteidigung der | |
| Verfassung), die Ergebnisse. „Wir haben alle mit eigenen Augen gesehen, | |
| dass die Leute nicht wählen gegangen sind“, behauptete er und gab an, die | |
| Wahlbeteiligung belaufe sich landesweit höchstens auf 15 Prozent. | |
| Als problematisch betrachtet Analyst Lewis Mudge von Human Rights Watch die | |
| Änderung eines Paragrafen in der neuen Verfassung, wer sich in Zukunft als | |
| Präsidentenkandidat aufstellen lassen darf. Darin wird konkret definiert, | |
| dass beide Eltern eines Kandidaten nachweislich innerhalb der | |
| Zentralafrikanischen Republik geboren sein müssen. | |
| Die Frage um die Herkunft hat bereits in der Vergangenheit zu Bürgerkriegen | |
| und Gewalt geführt. 2013 stürmten die muslimischen Rebellen der Séléka aus | |
| dem Norden des Landes die südlich gelegene Hauptstadt Bangui und stürzten | |
| Präsident François Bozizé. Im katholischen Süden wurde den muslimischen | |
| Rebellen aus dem Norden vorgeworfen, Ausländer aus Tschad zu sein. | |
| Séléka-Generäle erklärten damals der taz, sie kämpften um die Anerkennung | |
| ihrer Volksgruppen als gleichrangige Bürger im Land. | |
| 8 Aug 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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