# taz.de -- Human Rights Watch über Lage in Tunesien: Gefoltert und ausgeraubt | |
> Die NGO Human Rights Watch hat einen Bericht über Misshandlungen von | |
> Migranten in Tunesien vorgelegt. Die EU müsse ihre Finanzhilfen für das | |
> Land aussetzen. | |
Bild: Ausgesetzt in der tunesischen Wüste: Menschen aus der Sub-Sahara | |
TUNIS afp | Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft | |
tunesischen Sicherheitskräften „schwere Misshandlungen“ von afrikanischen | |
Migranten vor. Die Organisation habe Berichte von „Schlägen, übermäßiger | |
Gewaltanwendung, einigen Fällen von Folter, willkürlichen Verhaftungen und | |
Inhaftierungen, Massenvertreibungen, gefährlichen Aktionen auf See, | |
Zwangsräumungen und Diebstahl von Geld und persönlichen Gegenständen“ | |
dokumentiert, erklärte [1][HRW in einem Bericht] am Mittwoch. Die | |
Organisation forderte die EU dazu auf, ihre finanzielle Unterstützung für | |
Tunesien zur Migrationskontrolle einzustellen. | |
Nach eigenen Angaben sammelte HRW seit März Zeugenaussagen von mehr als 20 | |
Migranten, die Opfer von „Menschenrechtsverletzungen durch die tunesischen | |
Behörden“ geworden waren. Von den Befragten zählten demnach sieben zu einer | |
Gruppe von 1.200 Migranten, „die Anfang Juli von tunesischen | |
Sicherheitskräften ausgewiesen und gewaltsam an die Grenzen zu Libyen und | |
Algerien“ in Wüstenregionen gebracht wurden, erklärte HRW. | |
[2][Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der tunesischen Hafenstadt Sfax | |
waren Migranten in die Wüste geflohen oder gewaltsam dorthin vertrieben | |
worden]. Libysche Grenzschützer hatten nach Angaben von Journalisten der | |
Nachrichtenagentur AFP am Sonntag dutzende erschöpfte und dehydrierte | |
Menschen aus dem Wüsten-Grenzgebiet gerettet. | |
Sfax gilt als einer der Starthäfen für Flüchtlinge aus afrikanischen | |
Ländern, die von dort in Booten nach Europa aufbrechen. Die zweitgrößte | |
Stadt Tunesiens liegt rund 130 Kilometer von der italienischen Insel | |
Lampedusa entfernt. | |
Präsident Saied sprach von „Horden“ | |
Nach Angaben von HRW traten die meisten der dokumentierten | |
Menschenrechtsverletzungen nach [3][Äußerungen des tunesischen Präsidenten | |
Kais Saied auf, der im Februar „Horden“ von Migranten einer „kriminellen | |
Verschwörung“ beschuldigt hatte]. | |
Am Sonntag [4][hatte die Europäische Union ein umfassendes | |
Migrationsabkommen mit Tunesien beschlossen]. Es sieht massive | |
EU-Finanzhilfen vor, im Gegenzug soll Tunesien stärker gegen irreguläre | |
Migration vorgehen. | |
HRW forderte, die EU-Mitgliedstaaten sollten ihre Unterstützung für | |
Migration und Grenzmanagement im Rahmen dieses Abkommens zurückhalten, bis | |
die Menschenrechtslage in dem Land gründlich beleuchtet worden sei. | |
19 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hrw.org/news/2023/07/19/tunisia-no-safe-haven-black-african-mig… | |
[2] /Gewalt-gegen-Migrantinnen-in-Tunesien/!5942175 | |
[3] /Migranten-in-Tunesien/!5914344 | |
[4] /EU-Migrationsdeal-mit-Tunesien/!5944945 | |
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