| # taz.de -- Sinti und Roma-Verbände einigen sich: Auf dem Weg zum Staatsvertrag | |
| > Zwei von drei Verbänden der Sinti und Roma wollen künftig kooperieren. | |
| > Sie fordern mehr Repräsentation von der Bundesregierung. | |
| Bild: Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Berl… | |
| Berlin taz | Vertreter*innen der Bundesvereinigung der Sinti und Roma | |
| sowie der Sinti-Allianz haben sich auf eine Kooperationsvereinbarung | |
| verständigt und erste Eckpunkte für einen Staatsvertrag mit der | |
| Bundesregierung vorgelegt. Damit schließen sich erstmals zwei der insgesamt | |
| drei konkurrierenden Dachverbände der Minderheit in Deutschland zusammen. | |
| Der dritte Verband, [1][der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma], beteiligt | |
| sich bisher nicht. Dennoch sprach die Co-Vorsitzende der Bundesvereinigung | |
| Kelly Laubinger am Mittwoch von einem „großen Moment“ und einem | |
| „historischen Tag“. | |
| Kern der vorgelegten Eckpunkte für den Staatsvertrag ist die Forderung nach | |
| einem Gremium, das die Sinti und Roma in Deutschland repräsentiert und bei | |
| einem bisher noch unbestimmten Bundesministerium angesiedelt sein soll. Die | |
| insgesamt sieben Mitglieder sollen Empfehlungen an den Bundestag | |
| aussprechen und Ansprechpartner für die Bundesregierung sein. Ein Sitz im | |
| Gremium soll dauerhaft für eine Organisation zugewanderter Sinti und Roma | |
| reserviert werden. | |
| Über zwei Fonds soll die Bundesregierung nach den Eckpunkten die Teilhabe | |
| von Sinti und Roma fördern. Dabei soll zum einen Geld in Projekte fließen, | |
| die gegen den grassierenden Antiziganismus in der deutschen Gesellschaft | |
| kämpfen. Andererseits sollen so kulturelle Projekte und Veranstaltungen | |
| gefördert werden, etwa Sprachpflege sowie Forschungsprojekte zu Geschichte | |
| und Tradition der Sinti und Roma. Insgesamt fordern die Sinti und Roma | |
| Verbände dafür jährlich zwölf Millionen Euro vom Bund. | |
| Die Eckpunkte sehen außerdem vor, dass ein Museum zur Geschichte der Sinti | |
| und Roma in Deutschland eingerichtet wird. Vorbild ist dabei das jüdische | |
| Museum in Berlin. Die Verantwortung soll die Bundesregierung übernehmen, | |
| der Ausstellungs-Inhalt soll in Abstimmung mit den Verbänden erfolgen. | |
| Zudem soll sich die Bundesregierung zu verstärkter Förderung der | |
| Erforschung von Antiziganismus verpflichten. | |
| ## Museum zur Geschichte der Sinti und Roma | |
| Auf dieser Grundlage wollen die Bundesvereinigung der [2][Sinti und Roma] | |
| sowie [3][die Sinti-Allianz] nun unverzüglich in Verhandlungen mit der | |
| Bundesregierung, genauer mit dem Bundesinnenministerium unter Nancy Faeser, | |
| treten. | |
| Mit Staatsverträgen regelt die Bundesregierung ihr Verhältnis zu | |
| verschiedenen Minderheiten in Deutschland. Mit dem Zentralrat der Juden | |
| wurde ein solcher Vertrag erstmals 2003 abgeschlossen, zuletzt wurde er im | |
| April 2023 angepasst und verlängert. Auf Bundesebene gibt es bisher keinen | |
| solchen Vertrag mit den verschiedenen Sinti und Roma-Verbänden, auch weil | |
| die untereinander zerstritten waren und teils weiterhin sind. | |
| Baden-Württemberg, Bayern und Hessen haben allerdings bereits separate | |
| Staatsverträge mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma abgeschlossen. | |
| Kaum eine andere Minderheit wird in Deutschland so stark [4][diskriminiert | |
| wie Sinti und Roma]. Immer wieder zeigen Untersuchungen in der deutschen | |
| Gesellschaft starke Vorurteile gegenüber ihnen. Auch in der Erinnerung an | |
| die Opfer Nazi-Deutschlands spielen Sinti und Roma oft eine nachgeordnete | |
| Rolle. Die Deutschen ermordeten bis 1945 im Porajmos genannten Völkermord | |
| hunderttausende Sinti und Roma in ganz Europa. | |
| 13 Jul 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://zentralrat.sintiundroma.de | |
| [2] /Diskriminierung-auf-dem-Wohnungsmarkt/!5930580 | |
| [3] https://sintiallianzdeutschland.de/ | |
| [4] /Romnja-Kuenstlerin-ueber-Frauen/!5932893 | |
| ## AUTOREN | |
| Frederik Eikmanns | |
| ## TAGS | |
| Verband Deutscher Sinti und Roma | |
| Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
| GNS | |
| Staatsvertrag | |
| Sinti und Roma | |
| Zentralrat Deutscher Sinti und Roma | |
| Schwerpunkt Internationaler Tag der Roma | |
| Schwerpunkt Internationaler Tag der Roma | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Sinti und Roma | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Journalistin über Sinti und Roma: „Bilder im Kopf hinterfragen“ | |
| Die Journalistin Gilda Horvath engagiert sich seit Jahren für Rom:nja. Im | |
| Interview spricht sie über Vorurteile und bedrohte Erinnerung an | |
| NS-Verbrechen. | |
| Sinti- und Roma-Mahnmal in Berlin: Baumgroße Erinnerungslücken | |
| Der S-Bahn-Bau unter dem Tiergarten bedeutet Rodungen am Mahnmal für die | |
| von den Nazis ermordeten Sinti und Roma. Organisationen wehren sich. | |
| Rom*nja-Künstlerin über Frauen: „Gegen Stereotype arbeite ich an“ | |
| Małgorzata Mirga-Tas' Kunst trifft in einer Berliner Ausstellung auf | |
| deutschen Expressionismus. Ein Gespräch über Freundinnen, Nacktheit und den | |
| Genozid. | |
| Umgang mit Roma aus Moldau: „Irgendwer ist immer dran“ | |
| Berlin schiebt Geflüchtete aus Moldau wieder verstärkt ab. Manchmal werden | |
| Menschen auf dem Amt verhaftet. Maria C. erzählt vom Leben mit der Angst. | |
| Mitorganisator über Roma Resistance Day: „Wir kämpfen für unsere Rechte“ | |
| Am 16. Mai findet der Roma Resistance Day statt, nur leider nicht im | |
| Berliner Roten Rathaus. Kenan Emini weiß auch sonst wenig Gutes zu | |
| berichten. |