| # taz.de -- Wie sich Saudi-Arabien verändert: Die absolute Spaß-Monarchie | |
| > Iced Latte, Fußball mit Weltstars und Wrestlerinnen gehören in | |
| > Saudi-Arabien jetzt zum Alltag. Nur eins bleibt unangetastet: das | |
| > Königshaus. | |
| Bild: Moderne Kunst: 2.800 Münzen ergeben ein Bild des Kronprinzen | |
| Dschidda taz | Schon auf den ersten Metern im Königreich begegnet dem | |
| Besucher das neue Saudi-Arabien. „Wir begrüßen alle“, heißt es auf Plaka… | |
| in der Flughafenhalle der Küstenstadt Dschidda, dazu auf Englisch: Welcome | |
| Culture, Willkommenskultur. Alle Welt soll sehen, was hier vor sich geht: | |
| Saudi-Arabien, jahrzehntelang bekannt als streng religiöses und | |
| verschlossenes Königreich, öffnet sich. | |
| Nicht nur sind Tourist*innen neuerdings willkommen, der Staat fördert | |
| auch gezielt einheimische Künstler*innen, [1][Frauen dürfen] Auto fahren, | |
| [2][Kinos zeigen die neusten saudischen Filme], die Backstreet Boys und 50 | |
| Cent spielen vor ausverkaufter Halle. Selbst weibliche Wrestlerinnen mit | |
| wehendem Haar schlagen sich zur Unterhaltung der Massen die Köpfe ein. | |
| Das Land ist kaum wiederzuerkennen. Ein Künstler, der seinen Namen nicht in | |
| der Zeitung lesen möchte, lädt in ein Café in der Altstadt von Dschidda, | |
| keines, wo man fünf Euro für einen Iced Latte hinlegt, sondern 50 Cent für | |
| einen Tee. In den Gassen, wo früher noch migrantische Jungs Billard und | |
| Tischfußball spielten, hängen neuerdings Lichterketten; die sichtlich vom | |
| Verfall bedrohten Häuser werden renoviert. „Saudi-Arabien“, erzählt er, | |
| „ist wie ein Mann, der seine traditionelle arabische Kopfbedeckung gegen | |
| ein Baseball-Cap ausgetauscht hat.“ Eine Riesenveränderung, keine Frage, | |
| ein modernerer Look, vielleicht ein neues Lebensgefühl. Aber macht eine | |
| Mütze am Ende wirklich einen Unterschied? | |
| ## Saudi-Arabien öffnet sich nach außen und liberalisiert sich im Innern | |
| Als ich erzähle, dass ich zuletzt vor einigen Jahren in Saudi-Arabien war, | |
| fragt er erstaunt: „Vor dem Wandel?“ Überall begegnet mir das Wort, in den | |
| Cafés, den Malls, auf der Straße – und das, obwohl das Land seit einigen | |
| Jahren geführt wird von einem, der nicht als weltoffener Visionär, sondern | |
| als kaltblütiger Mörder die Weltbühne betrat: Kaum hatte Mohammed bin | |
| Salman, genannt MBS, als Kronprinz die Geschicke des Landes übernommen, | |
| wurde 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul der Journalist Jamal | |
| Khashoggi ermordet – von saudischen Auftragskillern, geplant von ganz weit | |
| oben, auch wenn der letztliche Beweis aussteht, dass MBS den Mord | |
| persönlich in Auftrag gegeben hatte. | |
| Doch „die Ereignisse in Istanbul“, wie es der Künstler im Café ausdrückt, | |
| scheinen für viele in Saudi-Arabien wie vergessen. Unter der autoritären | |
| Ägide von MBS öffnet sich das Land nun nach außen und liberalisiert sich im | |
| Innern. Die Riesenschritte, mit denen MBS Saudi-Arabien in ein neues | |
| Zeitalter zu katapultieren versucht, erfüllen zumindest den weltoffenen | |
| Teil der Bevölkerung mit Stolz. Viele in Saudi-Arabien litten unter dem | |
| schlechten Ruf ihres Landes im Ausland, das spätestens seit dem 11. | |
| September 2001 vor allem für eins berühmt war: seinen religiösen | |
| Extremismus. | |
| ## „Islamic Arts Biennale“ soll zeigen: Kunst und Religion sind kein | |
| Widerspruch | |
| In einer der unzähligen Malls in Dschidda bin ich mit zwei älteren Damen | |
| verabredet. Wir lassen den Laden mit Edel-Datteln im dreistelligen | |
| Euro-Bereich hinter uns und bestellen guten Kaffee und Frühstück. Gerade am | |
| Vortag ist in der Stadt die „Islamic Arts Biennale“ zu Ende gegangen. Die | |
| moderne Kunstschau habe eine halbe Million Gäste angezogen, erzählen die | |
| beiden begeistert, viel mehr als erwartet. | |
| Muslimische Künstler*innen aus aller Welt hatten ihre Werke ausgestellt. | |
| Und um zu zeigen, dass Kunst und Religion keinen Widerspruch darstellten | |
| und dass der Islam schon immer Kreativität gefördert habe, kombinierten die | |
| Ausstellungsmacher*innen die zeitgenössischen Installationen und | |
| Kunstwerke mit historischen Koranexemplaren, Wandteppichen und | |
| archäologischen Leihgaben aus namhaften Museen der Welt. | |
| Auch an Werken moderner Künstler*innen aus Saudi-Arabien mangelte es | |
| nicht. „All diese Talente waren schon vorher da, aber jetzt kommen sie | |
| endlich zum Vorschein“, sagt eine der beiden Damen, während wir arabisches | |
| Brot, Foul und Labneh teilen. Woran das liegt, will ich wissen. An MBS, | |
| sagt sie ohne zu zögern. Zwar habe schon König Abdullah, der von 2005 bis | |
| 2015 regierte, die Weichen gestellt, aber MBS treibe die Reformen | |
| entschlossen voran. Endlich könne sich das kreative Potenzial | |
| Saudi-Arabiens entfalten. Als sie wenig später von „den Religiösen“ spric… | |
| – offenbar im Gegensatz zu den progressiven Kräften im Land – fällt ihr | |
| ihre Freundin ins Wort: „Sag doch nicht ‚die Religiösen‘. Was soll das d… | |
| heißen? Sind wir etwa nicht religiös?“ | |
| ## Die neuen Kultur- und Spaßangebote kommen in der Bevölkerung gut an | |
| Für das Regime ist es ein Drahtseilakt, die religiöse Identität des Landes | |
| zu bewahren und die 32 Millionen Einwohner*innen in ein anderes | |
| Zeitalter zu führen. Die neuen Kultur- und Spaßangebote kommen bei vielen | |
| in Saudi-Arabien gut an, wo mehr als zwei Drittel der Bevölkerung unter 35 | |
| Jahre alt sind. | |
| Doch weite Teile des Landes, das mit Mekka und Medina die heiligsten | |
| Stätten des Islam beherbergt, waren und bleiben religiös und konservativ | |
| geprägt. Widerstand aus religiösen Kreisen war für saudische Machthaber | |
| schon immer die größte Gefahr. Das Jahr 1979, als Extremisten die Große | |
| Moschee in Mekka stürmten und den Sturz der „ungläubigen“ Saud-Dynastie | |
| forderten, stellt bis heute eine Zäsur dar. Der Anschlag setzte das | |
| Königshaus so stark unter Druck, dass es den Forderungen der religiösen | |
| Hardliner nachgab und Saudi-Arabien zu dem umbaute, was stets mit streng | |
| religiös und erzkonservativ beschrieben wird. | |
| „Wir wollen zu dem zurück, was wir vorher waren“, erklärte MBS vor einigen | |
| Jahren. Und auf dem dünnen Seil zwischen Bewahren und Reformieren | |
| balanciert der Kronprinz seitdem recht sicher. Eman Alhussein, die am Arab | |
| Gulf States Institute in Washington den Wandel in Saudi-Arabien erforscht, | |
| sagt im Gespräch mit der taz: „Bislang scheint die Öffentlichkeit mit der | |
| neuen Richtung zufrieden zu sein.“ „Das offizielle religiöse Establishment | |
| stimmt derzeit im Normalfall mit dem Kurs der Regierung überein.“ Dennoch | |
| spricht auch die Forscherin von einem „Spagat zwischen der Öffnung des | |
| Landes und der Bewahrung der religiösen Identität“. | |
| ## Einflussreiche Kritiker sitzen im Hausarrest | |
| Dass kein Gegenwind aufkommt, ist allerdings kein Zufall: Potenzielle | |
| Kritiker ihres Hauruck-Reformkurses hat die Führung um MBS und seinen | |
| Vater, den greisen König Salman, bereits vor Jahren ausgeschaltet. 2017 | |
| knüpfte er sich konkurrierende Machtzentren vor und stellte einflussreiche | |
| Prinzen anderer Familienzweige in einem Luxushotel unter Hausarrest. Von | |
| vielen ist seither nichts mehr zu hören. | |
| Immer wieder sind auch kritische Gelehrte festgenommen worden. 2021 warnte | |
| MBS offen, dass religiöse Extremisten, „selbst wenn sie keine Terroristen | |
| sind“, als Kriminelle betrachtet würden. Was mit Kriminellen oder | |
| vermeintlich Kriminellen passiert, zeigt ein Blick auf die | |
| Hinrichtungsstatistik: Mit China und Iran führt Saudi-Arabien die Liste an. | |
| Im vergangenen Jahr [3][richtete das Land 81 Personen] an nur einem Tag | |
| hin, die größte Massenhinrichtung seit Jahrzehnten. | |
| Es ist noch nicht lange her, da hatten die (Streng-)Religiösen noch ein | |
| besseres Standing. In den Malls in Städten wie Dschidda oder Riad | |
| patrouillierten zu Zeiten von König Abdullah noch sogenannte Mutawwa’a, | |
| religiöse Sittenwächter, äußerlich erkennbar vor allem an ihren zauseligen | |
| Bärten. Zwar waren sie in Dschidda, der liberalsten Stadt des Königreichs, | |
| auch damals schon eher die Ausnahme, nun aber sind sie ganz verschwunden. | |
| Und noch etwas überrascht: Früher musste man immer darauf achten, nicht zu | |
| einer der täglich variierenden Gebetszeiten in den Supermarkt oder zum | |
| Friseur zu gehen – ein durchaus schwieriges Unterfangen für Ungeübte. Seit | |
| 2021 müssen die Geschäfte im ganzen Land nicht mehr schließen, wenn der | |
| Muezzin ruft. | |
| ## Die islamisch-konservativen Gelehrten schweigen – belohnt werden sie mit | |
| gesellschaftlichem Einfluss | |
| Der schwindende Einfluss der Islamisch-Konservativen auf den Alltag ist | |
| bemerkenswert, denn seit jeher sind Religion und politische Macht in | |
| Saudi-Arabien miteinander verwoben. Anders als im Iran legitimieren sich | |
| Saudi-Arabiens Herrscher selbst aber nicht religiös. Das Haus Saud ist | |
| keine Gelehrtenfamilie, auch König Salman und MBS erheben keinen Anspruch | |
| auf religiöse Autorität. Die Macht der Familie Saud basierte immer auf | |
| einem reinen Zweckbündnis mit den streng sunnitischen wahhabitischen | |
| Gelehrten der Arabischen Halbinsel. | |
| Diese gaben der Herrscherfamilie ihren Segen, belohnt wurden sie mit | |
| gesellschaftlichem Einfluss. Kino-, Konzert-, Autofahrverbot: Die gängigen | |
| Saudi-Arabien-Klischees waren die Folge der saudisch-wahhabitischen | |
| Allianz. | |
| Die Forscherin Eman Alhussein sieht hinter der Neuerfindung von Staat und | |
| Gesellschaft in Saudi-Arabien eine großangelegte Strategie des Regimes, die | |
| sich gleichermaßen an die eigene Bevölkerung wie ans Ausland richtet. | |
| Alhussein spricht von saudischem Nation-Branding: Ähnlich wie bei der | |
| Produktwerbung wird der Staat dabei mit Milliardeninvestitionen in | |
| ausgewählten Bereichen gezielt als Marke geformt. „Kultur, Unterhaltung, | |
| Sport und Tourismus sind für Saudi-Arabien von zentraler Bedeutung für das | |
| Nation-Branding“, erklärt Alhussein. „Diese Bereiche bringen Verbesserungen | |
| auf gesellschaftlicher Ebene, steigern die Lebensqualität und zeigen dem | |
| Ausland eine neue Seite des Königreichs.“ | |
| Erklärtes Ziel der Regierung um Mohammed bin Salman ist es, durch die | |
| Reformen die Wirtschaft breiter aufzustellen und sie weniger abhängig zu | |
| machen vom Erdöl. Ausländische Investitionen sollen angezogen werden. Aber | |
| letztendlich geht es auch um Herrschaftssicherung, um die Existenz des | |
| Königshauses: Massenunruhen wie jüngst im Iran oder einst im Arabischen | |
| Frühling, der auch vor den Golfstaaten nicht haltmachte, soll vorgebeugt | |
| werden. | |
| ## Weltfußballer sollen das Image des Landes aufpolieren | |
| Um dem Ausland seine neue Seite zu zeigen, setzt Saudi-Arabien vor allem | |
| auf Sport und Tourismus. Nicht nur hat MBS die Formel 1 nach Dschidda | |
| geholt und will, wie jüngst bekannt wurde, Milliarden von US-Dollar in den | |
| weltgrößten Profi-Golfverband pumpen. Auch in der Fußballwelt ist | |
| neuerdings immer öfter von Saudi-Arabien die Rede. Mit Milliardenablösen | |
| kaufen saudische Vereine derzeit gezielt Weltfußballer für die aktuell noch | |
| eher zweitklassige heimische Liga. [4][Nach Cristiano Ronaldo] und Karim | |
| Benzema wird bald auch Kalidou Koulibaly ein saudisches Trikot tragen. Das | |
| Geld, das die Vereine für die Weltstars hinlegen, kommt vom | |
| milliardenschweren saudischen Staatsfonds, der die großen Vereine des | |
| Landes allesamt aufgekauft hat. MBS persönlich steht dem Fonds-Vorstand | |
| vor. | |
| Selbst Lionel Messi spielt eine wichtige Rolle für die Saudis: Messi hat | |
| sich [5][als offizieller „Tourismusbotschafter“ Saudi-Arabiens einspannen] | |
| lassen. Auf der Website der Tourismusbehörde ist er beim Wandern zu sehen, | |
| in der Wüste und beim traditionellen Tanz. | |
| Unter Messis Must-sees, die er allen Besucher*innen Saudi-Arabiens ans | |
| Herz legt, ist natürlich auch Al-Ula, das Filetstück in der staatlichen | |
| Tourismusstrategie. Die historische Stätte liegt etwas abgelegen im | |
| Nordwesten des Landes und stammt aus der Zeit des Volkes der Nabatäer. Der | |
| Knotenpunkt auf den alten Handelsrouten zwischen der Arabischen Halbinsel | |
| und dem Nahen Osten bietet heute beeindruckende Wüstenlandschaften, | |
| Felsgräber und Ruinen, die mit dem jordanischen Petra vergleichbar sind. | |
| Erst in den vergangenen fünf Jahren hat Saudi-Arabien begonnen, Al-Ula | |
| touristisch zu erschließen. | |
| Was naheliegend klingt für ein Land, das vom Erdöl wegkommen will, ist eine | |
| interessante Wahl vor dem Hintergrund, dass der vorislamischen Geschichte | |
| in Saudi-Arabien stets etwas Verpöntes anhing. Das Land, dessen Herrscher | |
| sich als Hüter der heiligen Stätten des streng monotheistischen Islams | |
| bezeichnen, vermarktet nun in großem Maßstab Gräber eines antiken Volkes, | |
| das mehrere Götter anbetete. | |
| ## Hunderttausende Menschen werden vertrieben, um Platz für Neues zu | |
| schaffen | |
| Wie weit das Regime zu gehen bereit ist, um das Image des Landes | |
| aufzupolieren und Reisende wie auch Investoren anzuziehen, zeigt sich in | |
| gänzlich anderer Weise auch in Dschidda: Wer [6][im Balad, der sehenswerten | |
| Altstadt der Millionenmetropole], die belebten Gassen verlässt und | |
| Richtung Osten spaziert, steht nach wenigen Minuten vor einer Sandwüste. | |
| Mitten in der Innenstadt weitet sich der Blick auf eine von etlichen | |
| gigantischen Freiflächen. Wo bis vor wenigen Monaten noch dicht bevölkerte | |
| Stadtviertel mit Supermärkten, Friseursalons und Restaurants standen, ist | |
| nun Raum für – ja wofür eigentlich? | |
| Hört man sich in der Stadt um, weiß niemand so genau, was auf den neuen | |
| Flächen entstehen soll. Hotels, sagen mir die einen, Büros oder Wohnraum, | |
| vermuten andere. Sicher ist nur, dass die sogenannten Aschwaiyat, die | |
| ungeplanten, aber organisch gewachsenen Stadtteile, der Vergangenheit | |
| angehören und hunderttausende Menschen umgesiedelt, zum Umzug gezwungen | |
| oder ganz vertrieben wurden. In einem Land, in dem die freie Presse fehlt, | |
| fehlen auch genaue Informationen. | |
| Doch letztlich scheint das Regime mit seiner Erzählung von Modernisierung | |
| und Entwicklung Erfolg zu haben. „Dschidda wird eine schöne Stadt sein, | |
| wenn sie mit dieser ganzen Scheiße erst mal fertig sind“, sagte mir ein | |
| Bekannter mit einem Kopfschütteln, der die zerstörerische Rigorosität der | |
| städtebaulichen Erneuerung durchaus kritisch sah, die Abrissarbeiten aber | |
| nicht grundsätzlich ablehnte. Was soll man schon machen? | |
| Modernisierung also, Fortschritt und Liberalisierung – und eine | |
| milliardenschwere Imagekampagne, damit Saudi-Arabien auch im Ausland ein | |
| gutes Ansehen erhält. Denn dort, zumindest im westlichen, lastet neben der | |
| Ermordung und anschließenden Zerstückelung des Journalisten Khashoggi auch | |
| noch der Jemenkrieg auf dem Ruf des Landes. Seit Jahren geht das saudische | |
| Militär gegen die vom langjährigen Erzrivalen Iran unterstützten Huthis | |
| vor, immer wieder treffen die Bomben Schulen, Krankenhäuser und andere | |
| zivile Ziele. Gemeinsam haben die Kriegsparteien das Land in Schutt und | |
| Asche gebombt und die Menschen [7][an den Rand einer Hungersnot getrieben]. | |
| Gewissermaßen lässt sich auch der staatliche Reformkurs in Saudi-Arabien | |
| als Gegenmodell zum Iran verstehen. Ganz anders als in Riad schert sich die | |
| Führung in Teheran nicht um ihr Ansehen, hält rigoros an ihrer Ideologie | |
| fest und lässt die Kluft zwischen Bevölkerung und Regime immer weiter | |
| wachsen. Saudi-Arabien dagegen setzt auf kontrollierten gesellschaftlichen | |
| Wandel, um Widerstand klein zu halten und die autoritäre Herrschaft | |
| langfristig abzusichern. | |
| Der Künstler beim Tee in Dschiddas Altstadt, der den saudischen Reformkurs | |
| mit einem neuen Baseball-Cap verglich, weiß den Wandel zu schätzen. Für | |
| viele im Land öffnet die Liberalisierung der gesellschaftlichen Normen, die | |
| zwar vom Regime abgesegnet ist, sich in Teilen der Gesellschaft aber | |
| letztlich bereits seit Jahren vollzieht, unverhoffte Möglichkeiten. Kein | |
| Wunder, dass Kunstschaffende, Comedians und Filmemacher*innen die | |
| Liberalisierung der Kulturszene euphorisch begrüßen. | |
| Dass der Wandel Grenzen hat, scheint allerdings selbstredend zu sein. | |
| Aufrührerisches Potenzial wird die saudische Kultur- und Entertainmentszene | |
| wohl kaum entfalten. Kultur und Spaß: ja. Freie Meinungsäußerung und | |
| kritische Medien: nein. Das politische System der absoluten Monarchie steht | |
| nicht zur Debatte. Für den Künstler in Dschidda steht dieser Aspekt im | |
| Vordergrund. Tatsächlich, sagt er, verändere sich in Saudi-Arabien sehr | |
| viel zum Guten, gleichzeitig aber bleibe der Typ unter der Kopfbedeckung am | |
| Ende derselbe – Baseball-Cap hin oder her. | |
| 13 Jul 2023 | |
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